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ein Flüchtlingslager: hier die Russen, drüben, am anderen Ufer, die Amerikaner. Irgendwie hatten sie den Ruf, menschlicher zu sein im Umgang mit der deutschen Bevölkerung. Glaube und Hoffnung starben auch hier zuletzt und es kostete Mama einiges an charmanter, gut gespielter Überredungskunst (auf Englisch!) und das letzte Schmuckstück, um doch noch über den Fluss zu kommen, bevor die Schlagbäume sich schlossen. In Leipzig/Markleeberg ein paar Tage Rast bei Tante Mieze in deren Villa.

Dann endlich Karlsruhe. Weil die alte Wohnung in der Kurfürstenstraße ja durch Brandbomben unbewohnbar geworden war, hatte nun die Suche nach einer neuen Bleibe Priorität und war dank Mamas Initiativen auch bald erfolgreich. Kindheit und Jugend würden wir nun in der Klosestraße Nr. 5 verbringen. Um die Ecke der Stadtgarten, nicht weit entfernt das neue, behelfsmäßige Staatstheater und im Süden der Karlsruher Hauptbahnhof.

Mit ihm verbinde ich nach den Fluchtwochen ein erstes kindliches West-Erlebnis: Spät in der Nacht durfte ich aufstehen, denn im Fernzug aus der Schweiz nach Berlin war ein geheimnisvoller Freund Mamas.

Allerdings bloß auf der Durchreise. Robert Siodmak, der Filmregisseur und gute Bekannte (so nannte man damals ein heimliches Liebesverhältnis) aus Mamas frühen Berliner Schauspielschuljahren, hatte fünf Minuten Aufenthalt auf Gleis drei im Karlsruher Hauptbahnhof. Von dem kurzen Gespräch, das Mama mit ihm führte, verstand ich nichts und es blieb mir auch nur deshalb in Erinnerung, weil der Regisseur mir ein aus der Schweiz mitgereistes Stück Obst in meine knapp fünfjährige Kinderhand drückte. Ein fremdes gurkenartig gebogenes gelbes Teil, das deutschen Kriegskindern bisher völlig unbekannt war.

Meine erste Banane!

Das bezweifle ich.

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