Читать книгу DIE ROLLEN MEINES LEBENS - Til Erwig - Страница 35
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ОглавлениеOb ihr Aussehen eine Folge der Selleriestangenknabberei war, wie andere Kinder behaupteten, glaube ich nicht so recht.
Und immer wieder Jeep Kolonnen und andere gepanzerte Fahrzeuge der US Army in der Beiertheimer Allee, wo sich unsere Spielplätze befanden. Ich sah zum ersten Mal einen Schwarzen, einen jungen Mann, genau wie im Struwwelpeter, der mit freundlichem Grinsen und lautem „What the hell are you doing?“ unser Fußballspiel kommentierte und dabei Hershey Schokolade vom Panzer warf. Später kickten einige Schwarze auch mit. Sie hatten echte, lederne Bälle!
Aber bald sollte sich alles ändern.
Ettlingen. Eine Vorstadt von Karlsruhe. Dort war ein nagelneues Kinderheim entstanden. Mit bester Verpflegung und schönen Schlafsälen, berichteten Mama und Papa, die vor lauter Arbeit im Theater kaum Zeit hatten, sich um ihre Kinder zu kümmern. Tom und ich durften an der Hand von Mama das burgähnliche Gebäude besichtigen. Ganz oben lag es, auf einem der Nord-Schwarzwaldberge, hoch über der ausgedehnten Rheinebene. Wir dürften sogar über Nacht bleiben, sagte der Heimleiter.
Der Blick durch die schmalen vergitterten Burgfenster hinunter ins Tal zur weit entfernten Fächerstadt Karlsruhe verschwamm vor unseren Augen. Unsere Tränen überzeugten letztendlich die Lehrkräfte des Heims:
Die Kloeble-Erwig Buben waren noch zu klein fürs Internat. Vater Kloeble musste seine Kinder wieder abholen, der frühe Versuch einer Abnabelung vom Elternhaus – vorerst gescheitert.
Das alles war noch vor dem ersten Fahrrad (und ganz lange vor dem ersehnten Automobil). Ein Tripad-Rad war damals gewichtig, um nicht zu sagen: sauschwer. Nicht mein Problem. Es wurde ja vor Schulbeginn täglich von unserer Anna aus dem Kohlenkeller heraufgetragen.