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7. Bekanntschaften

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Wir saßen bereits auf der Terrasse und hatten den Grill befeuert. Das Fleisch brutzelte in seinem Fett. Denis und ich warteten auf unsere Gäste. Es verging über eine Stunde. Langsam wurden wir unruhig. Sollten uns Lena und Nico versetzen?

Die beiden hatten den Weg nicht gefunden und kamen zu spät. Trotzdem waren wir guter Stimmung. Den ersten Brüller landete Denis. Nico hatte seine Bierflasche umgestoßen. Sofort ergriff mein Freund die Initiative und begann mit einem Wischmopp die Schweinerei zu beseitigen. Ein urkomisches Bild. Wenig später riss Lena beinahe einen Blumenkasten von der Fensterbank. Sie konnte dies jedoch noch rechtzeitig verhindern.

Denis führte durchs Haus. Dabei überkamen Lena und mich immer wieder neue Lachkrämpfe, die durch ganz verschiedene Situationen ausgelöst wurden. Lena konnte sich kaum noch beruhigen und steckte mich an.

Meine Stimmung änderte sich jedoch, als Denis mich plötzlich ganz abweisend behandelte. Bei jeglichen Fragen, die ich ihm vor den Augen seiner Freunde stellte, benahm er sich total abweisend oder fuhr mir über den Mund. Warum stellte er mich so bloß? Wahrscheinlich war er sauer, weil ich über ihn gelacht hatte und mich anfangs zu albern benahm. Dabei wollte ich einfach eine lockere Atmosphäre fördern und einen fröhlichen Eindruck hinterlassen.

Als sich Nico und Lena verabschiedet hatten, schwor ich mir in dieser Nacht kein Wort mehr mit Denis zu sprechen. Den ganzen Abend hatte er sich mir gegenüber unmöglich benommen. Wie konnte er mich in eine derart peinliche Situation bringen? Was sollte unser Besuch jetzt von mir und unserer Beziehung halten?

Durch die angespannte Lage war für mich die Nacht recht früh beendet. Das Bild war da, der Ton war weg. Wir sprachen immer noch nicht. Es war unser letzter gemeinsamer Tag auf dem Grundstück von Denis Eltern. Während ich mit Tommy Gassi ging, bereitete ich mich auf eine Aussprache mit Denis vor. Ich wollte die Situation klären und die Erniedrigung des Vorabends nicht einfach so wegstecken.

Ich saß bereits am gedeckten Frühstückstisch und Denis erschien. Der Kloß, der in meinem Hals saß, drohte zu explodieren: „Ich hoffe Du bist heute besser drauf als gestern Abend?“, sagte ich. „Wieso?“, fragte er. Mit bedrückter Stimme und kurz vor einem Tränenausbruch schilderte ich ihm meine Eindrücke seines Verhaltens am Vortag. Es fiel mir schwer, ein solches Gespräch zu führen, da ich noch nie in der Situation war, mit einem Partner ein Kritikgespräch zu führen.

Denis hatte seinen Blick gesenkt. Reue war ihm anzumerken. Er hörte mir zu und sagte kein Wort. Schnell beendete ich meinen Monolog. Unseren Appetit hatten wir auch verloren.

Draußen schien die Sonne. Unabhängig voneinander stellten wir die Liegestühle auf und begannen uns zu sonnen. Die angespannte Stimmung zwischen uns war etwas abgekühlt, doch nicht erloschen.

Als er in das Gartenhaus ging, um sich einzucremen, folgte ich ihm. Drinnen trafen sich unsere Blicke und zogen sich magisch an. Genau wie unsere Körper. Ganz fest umarmten wir uns, während mir Tränen in die Augen schossen. Auch Denis Augen waren gerötet. „Wenn es Dir schlecht geht, geht’s mir auch nicht gut“, flüsterte er mir ins Ohr und sah mich mit seinen blauen Augen versöhnlich an. „Der Grund, warum ich so traurig bin, hat ja nicht nur mit gestern zu tun. Mich macht auch der Gedanke fertig, dass heute hier unser letzter gemeinsamer Tag ist.“ Nachdem ich meinen Satz beendet hatte, drückte er mich umso fester an sich und gab mir das unbeschreibliche Gefühl, geliebt und verstanden zu werden.

Ein paar Tage später hatte ich wegen einer Reparatur an meinem Auto in Neuenhagen zu tun. Nachdem ich das Auto abgegeben hatte, lief ich in den Nordring, um Denis einen Blitzbesuch abzustatten. Denis Oma aus Berlin hütete inzwischen das Grundstück. Ich wurde ihr als guter Freund vorgestellt. Denis verspeiste gerade sein Abendbrot, was U. E.{26} ihm zubereitet hatte.

Nun saß ich bereits einem Mitglied seiner Familie gegenüber und musste ständig darüber nachdenken, ob seine Oma etwas ahnen würde. Ihr blieb nicht verborgen, dass ich die ganze letzte Woche hier verbracht hatte. Wir unterhielten uns heiter und mochten uns auf Anhieb.

Nachdem sich U. E. zur Nachtruhe begeben hatte, verzog es Denis und mich in sein Zimmer. Er legte sich auf sein Bett. „Lass uns ein wenig kuscheln!“...

Nun sollte ich Cora, eine enge Freundin meines Freundes, kennenlernen. Denis hatte sich zuvor bei ihr geoutet. Nach seinem letzten Arbeitstag in jener Woche war er zwar recht müde und trotzdem entschieden wir uns für einen Discoabend im Tollhaus.

Cora und ich tanzten den ganzen Abend. Bei Modern Talking{27} begann die Stimmung zu explodieren. Das war auch nötig, denn die Musik, die Stunden vorher gespielt wurde, war unerträglich. Denis hatte sich in eine Ecke verzogen und verfolgte mürrisch unser Treiben. Erst im Morgengrauen brachen wir nach Hause auf.

Am nächsten Abend waren wir zu einem Fondueessen bei Dunja und Christian in Berlin-Reinickendorf eingeladen. Dort trafen wir auch wieder auf Lena und Nico.

Dunja arbeitete ebenfalls bei P&C. Christian war auf der Polizeischule und dort im zweiten Lehrjahr. Die Wohnung der beiden war im IKEA-Stil eingerichtet.

Im Fernsehen wurde gerade ein WM-Fußballspiel aus Frankreich übertragen. Dunja war wütend, denn ihr Freund hatte nicht die Muße sich von dem Spiel zu lösen.

Drei Pärchen saßen später am großen Esstisch und hatten Vergnügen beim Zubereiten der Fonduespeisen. Ständig kam man sich mit den Stäbchen ins Gehege. Heute war Denis ganz lieb, ging bewusst auf mich ein und blinzelte mir auch vor den anderen zu.

Als wir später gemütlich bei einem Glas Wein zusammensaßen, erzählte ich die Geschichte von Denis und meinem ersten Rendezvous. Lena und Dunja berichteten mir von Denis Gefühlsreigen, den er zu jener Zeit hatte. Sie erzählten, wie begeistert er von mir war und wie gern er sich auf das nächste Treffen freute. Ich fühlte mich geschmeichelt.

Erst spät beendeten wir den Abend. Wieder hatte ich neue und interessante Leute kennengelernt, die ganz auf meiner Welle lagen. Lena gab mir sogar zum Abschied einen Kuss.

Mein letzter Tag bei der Bundeswehr stand auf dem Plan. Das Auto musste ich bereits im zivilen Bereich parken, da die Parkberechtigung für das Kasernengelände bereits abgelaufen war.

Im Kompaniegebäude empfingen mich bereits die Kameraden Hilde und Börni, um ein letztes Mal gemeinsam zu frühstücken. Da wir bereits ausgekleidet wurden, schritten wir zivil durch das Gelände. In der Kantine trafen wir die anderen Kameraden. Jeder hatte ein bedrückendes Gefühl in sich. Ab dem Nachmittag sollten wir nun wieder in alle Richtungen verweht werden.

Den ganzen Tag saßen wir in unseren Stuben und warteten auf die Ausschleusung. Ich genoss noch einmal jeden Augenblick, denn niemals wieder würden wir in dieser Konstellation zusammenkommen.

Denis hatte Berufsschule. Wir hatten uns am späten Nachmittag mit seiner besten Freundin Ina verabredet. Nachdem Denis sich auch vor Ina geoutet hatte, wollte sie mich kennenlernen. Als wir hinter dem Kino Kosmos{28} einparkten, bemerkten wir Ina bereits hinter uns.

Ina begrüßte mich herzlich. Während Denis die Kinokarten zu Eine Hochzeit zum Verlieben kaufte, unterhielten wir uns über unsere Jobs. Ina arbeitete in einer Filiale des TUI Reisecenters in Berlin.

Der Film war für diesen Abend genau richtig. Süß, rührselig und Musik der achtziger Jahre verhalfen uns zu knapp zwei Stunden guter Unterhaltung. Anschließend besuchten wir eine Cocktailbar. Ina berichtete dort von den Schulzeiten und anderen Anekdoten mit Denis.


Ina und Denis (1995).

Tango unterm Regenbogen

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