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Die Sprüche als Pädagogik

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Viele Ausleger kommen zu dem Ergebnis, dass das Buch der Sprüche ursprünglich als Handbuch für die Erziehung junger Männer gedacht war. Die Adressaten werden jedes Mal „Söhne“ genannt. Wenn das stimmt, ist es nur sinnvoll, dass wir in den Kapiteln 5 bis 7 eindringliche Warnungen vor der fremden Frau und der Ehebrecherin finden, aber keine Warnungen vor entsprechenden Männern.3 Manche modernen Leser ärgern sich über diese „Männer-Orientiertheit“, aber es wäre falsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass das Buch der Sprüche „frauenfeindlich“ sei oder dass nur Männer in der Weisheit unterwiesen werden sollten.

Wir haben gesehen, dass die Abfassung und die Verbreitung der Sprüche große Kunstfertigkeit und tiefe Weisheit erforderten. Nun, in Sprüche 1,8; 4,3; 10,1 und anderswo sind es der Vater und die Mutter, die ihren Sohn unterweisen. Die Mutter war bei den alten Hebräern „eine maßgebende Stimme, die neben dem Vater stand“.4 Was doch nur bedeuten kann, dass nicht nur Söhne, sondern auch Töchter in der pointierten Poetik und epigrammatischen Weisheit der Sprüche unterwiesen wurden. Was die ideale Ehefrau von Sprüche 31,26 sagt, ist „weise“, und (so wörtlich) „freundliche Weisung ist auf ihrer Zunge.“ Will sagen: Sie äußert sich ausführlich und feierlich und gibt die Weisheit der Vorfahren weiter.5 Während also die ursprünglichen Adressaten der Sprüche männlich waren, gelten die Weisheit und Unterweisung in diesem Buch allen Menschen und beiden Geschlechtern.

Bei all dem sollten wir eine weitere Tatsache nicht vergessen: Die Sprüche sind nicht für die private Lektüre geschrieben worden, sondern als eine Art Handbuch zum Durcharbeiten in einer Gemeinschaft von Schülern und zusammen mit älteren, weiseren Mentoren. Besonders empfehlenswert ist es daher, dieses Andachtsbuch für jeden Tag, wenn nicht zusammen mit Lehrern, dann mindestens zusammen mit Freunden, durchzuarbeiten. Dies könnte zum Beispiel so aussehen:

Suchen Sie sich einen oder mehrere Freunde und vereinbaren Sie, das Andachtsbuch gemeinsam durchzugehen, und zwar so, dass jeder von Ihnen am selben Tag denselben Abschnitt liest. Am Ende jedes Tagesabschnitts steht eine Frage, die Ihnen helfen soll, besser darüber nachzudenken, was das, was Sie da gerade gelernt haben, für Sie ganz persönlich bedeuten könnte. Notieren Sie Ihre Antwort in ein Tagebuch, und danach notieren Sie Ihre Antworten auf die folgenden zusätzlichen Fragen über den Spruch oder die Sprüche dieses Tages (sofern diese Antworten nicht schon in Ihrer Antwort auf die erste Frage enthalten sind):

1.Wo in Ihrem Leben oder im Leben eines anderen Menschen haben Sie diese Wahrheit schon illustriert gesehen?

2.Wie können Sie diese Wahrheit in die Praxis umsetzen – in Ihrem Denken, Ihrer Einstellung, Ihren Worten und Taten?

Wenn Sie mit Ihrem Tagebucheintrag fertig sind, beten Sie das Gebet am Ende der Buchseite. Diese kurzen Gebete sind als „Starthilfen“ gedacht, die Ihnen einen Einstieg geben in das persönliche Gespräch mit Gott über das, was er Ihnen da gerade in seinem Wort zeigen will. Formulieren Sie, wenn Sie wollen, das Gebet mit Ihren eigenen Worten, und dann reden Sie mit Gott darüber, was diese biblische Anweisung, die Sie da mitbekommen haben, konkret für Ihr Leben bedeuten sollte. Dies sollte eine tägliche Gewohnheit für Sie werden: erst lesen, dann nachdenken (unter Benutzung der Fragen) und zum Schluss beten.

Und dann treffen Sie sich, so oft wie möglich, mit Ihren Freunden, die ebenfalls dieses Andachtsbuch durchgehen. Tauschen Sie sich darüber aus, was Sie Wichtiges gelernt haben, machen Sie einander Mut, das Gelernte in den Alltag umzusetzen, und berichten Sie einander, was für Fortschritte Sie machen.

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