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Einleitung

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Vor einigen Jahren haben Tim und ich ein Buch geschrieben: The Meaning of Marriage: Facing the Complexities of Commitment with the Wisdom of God (deutsche Ausgabe: Ehe. Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens). In diesem Buch haben wir eine Reihe von Fragen behandelt im Zusammenhang mit dem Projekt, in einer Ehe, die sich auf den christlichen Glauben gründet, den Partner kennenzulernen und zu lieben. Viele Leser haben uns berichtet, wie sehr ihnen dieses Buch geholfen hat, und nichts könnte uns mehr Freude machen. Das Buch war die Frucht ehrlich erarbeiteter Erfahrung, und Gott hat verheißen, dass das, was er einem Menschen gibt, zum Wohl aller gedacht ist.

Sie müssen unser Buch Ehe nicht gelesen haben, um das Buch, das Sie gerade aufgeschlagen haben, zu benutzen. Aber es lohnt sich, zur Einleitung einige der Grundthemen in Ehe noch einmal ins Gedächtnis zu holen. Die Mutter aller Probleme in jeder Ehe ist die Ichbezogenheit in den Herzen beider Partner. In früheren Zeiten hat man in der Christenheit oft versucht, dieses Problem dadurch zu lösen, dass man den Leuten ihre Sündhaftigkeit unter die Nase rieb. Heute ist man in das andere Extrem gefallen: Unsere moderne Kultur hat aus der Ichbezogenheit einen halben Gott gemacht. Eine Ehe hält dann so lange, wie beide Partner den Eindruck haben, dass sie ihre Bedürfnisse adäquat befriedigt und ihnen nicht zu viel Stress abverlangt. Die Lösung des Ich-Problems ist das Evangelium von Jesus Christus, das uns gleichzeitig klein und groß macht.

Ein weiteres Zentralthema ist die Tatsache, dass das innerste Wesen der Ehe ein Bund ist – ein verpflichtendes Versprechen. Ein Bund ist weder ein Vertrag auf einem Stück Papier noch ein bloß emotionales Versprechen, sondern er bedeutet, dass die beiden Partner sich einander mit Haut und Haaren hingeben – nicht bloß körperlich, sondern auch juristisch, finanziell, emotional und spirituell. Dieses absolut bindende, juristisch wirksame Engagement öffnet einen Raum für Vertrauen, Offenheit und Intimität, der seinesgleichen sucht. Viele Menschen von heute glauben ja, dass der Kern der Ehe ein schönes, romantisches Gefühl ist, aber in Wirklichkeit ist es das Ehegelübde, das die beiden Partner durch das Auf und Ab der Gefühle hindurch zusammenhält und so im Laufe der Zeit eine Tiefe der Liebe schafft, die auf keinem anderen Weg erreichbar ist.

Wir sehen die Ehe als eine Freundschaft mit einer Mission. Das klassisch-traditionelle Ehebild sah die Ehe als Kern der Familie und betonte die Elternrolle der Partner, während das moderne Ehebild die Partner eher als romantische Liebhaber sieht. Wir wollen diese Dinge nicht kleinreden, finden aber, dass Ehepartner zuallererst beste Freunde zu sein haben. Aber jede Freundschaft braucht etwas, worum sie kreist, und in einer christlichen Ehe muss dies das geistliche Wachstum der Partner sein; die beiden helfen einander, Christus immer ähnlicher zu werden. Wenn dies unser großes Ziel ist, kommt das Glücklichsein von alleine. Wollen wir dagegen „doch nur glücklich werden“, werden wir weder glücklich werden noch geistlich wachsen.

Wir haben in unserem Buch weiter verschiedene „Werkzeuge“ vorgestellt, die uns helfen können, diesen Aufgaben und Verpflichtungen gerecht zu werden. Wir haben aufgezeigt, was wir tun können, um unseren Partner im Laufe der Jahre immer besser kennen- und lieben zu lernen, vor allem in Zeiten, wo das Leben anders wird und wir manchmal den Eindruck haben, mit einem oder einer Fremden verheiratet zu sein. Wir haben aufgezeigt, dass es im Wesentlichen drei Dinge sind, die wir tun können: erstens wahrhaftig sein, zweitens Liebe zeigen (in den „Währungen“ bzw. „Sprachen der Liebe“, die für unseren Partner am wertvollsten sind) und drittens Barmherzigkeit üben (durch regelmäßiges Schuldbekenntnis, Vergebung und Versöhnung).

In einer christlichen Ehe ist es eine hohe Ehre und eine große Herausforderung, einen Menschen vom anderen Geschlecht zu lieben. Das erfordert viel Geduld, Verständnis, Demut und Hingabe. Heute ist dies vermintes Gelände, aber wir haben so weit wie möglich versucht, hier der Bibel zu folgen, die sowohl vor allzu engen Geschlechterklischees als auch vor der modernen Leugnung von Geschlechterrollen warnt.

In den letzten beiden Kapiteln von Ehe wandten wir uns den Themen „Singles“ und „Sex“ zu und führten den Leser ein Stück weit in die christliche Ethik und das christliche Verständnis der Sexualität ein, die in ihrer Geburtsstunde so revolutionär waren und heute so umstritten sind.

Warum also dieses Andachtsbuch für Ehepaare? Nun, es soll ihnen Gelegenheiten geben zu ebenso tiefem wie praktischem Nachdenken über die Liebe und die Ehe in einer christlichen Perspektive. Ein Buch wie unser Ehe kann Prinzipien und Einsichten vermitteln, aber es kann auch schwer verdaulich sein und schwer auf das Klein-Klein des Alltags anzuwenden sein. In dem Buch, das Sie jetzt vor sich liegen haben, haben wir die Themen und Lektionen unseres Ehebuchs zu kurzen Meditationen verarbeitet, in denen wir jedes Thema in seinen verschiedenen Aspekten ausloten und aufschließen und Fragen und Projekte zum Nachdenken und Weitergehen vorschlagen.

Dieses Andachtsbuch präsentiert und vertieft Auszüge aus unserem Buch Ehe, um Gelegenheiten zu geben, jeden Tag einem ganz spezifischen Aspekt der christlichen Ehe und seiner Bedeutung für uns ganz persönlich nachzugehen.

In der ersten Woche jedes Monats zitieren wir einen Bibeltext über Liebe, Sexualität und Ehe; es folgt jeweils eine Mediation über einen Aspekt der biblischen Lehre zu diesen Themen. Als Nächstes kommt unter der Überschrift „Zum Nachdenken“ eine konkrete Frage bzw. ein Projekt, bevor wir mit einem kurzen Beispielgebet zu dem Thema schließen. Einige der Bibeltexte finden sich bereits in unserem Ehebuch, doch die Meditationen sind neu. Eine Übersicht über die biblischen Bücher, aus denen die Bibeltexte stammen, und über die behandelten Themen finden Sie in der folgenden Tabelle.

Januar 1. Mose 1–2 Ehe und Schöpfung
Februar 1. Mose 2–3; Epheser 5 Ehe und Erlösung
März Verschiedene Stellen Das Sechste Gebot, „du sollst nicht ehebrechen.“
April 1. Mose 39 u. a. Stellen Ehebruch vermeiden
Mai Verschiedene Stellen Scheidung
Juni Sprüche Salomos u. a. Wer wir füreinander sind
Juli Verschiedene Stellen NT Wie wir einander dienen
August Verschiedene Stellen NT Wie Versöhnung geht
September 1. Korinther 6 Die christliche sexuelle Revolution: I
Oktober 1. Korinther 7 Die christliche sexuelle Revolution: II
November Hohelied Salomos Liebeslied: einander suchen
Dezember Hohelied Salomos Liebeslied: einander finden

An jedem Tag der anderen drei Wochen beginnen wir nicht mit einem Bibelvers, sondern mit einem Zitat aus Ehe; es folgen wieder eine Meditation und ein „Zum Nachdenken“ und zum Schluss ein „Gebets-Tipp“, der Ihnen helfen soll, das Thema dieses Tages in Ihr Herz und Ihr Leben „hineinzubeten“.

Dies ist ein „Andachtsbuch für Paare“, das für den Gebrauch in der Ehe gedacht ist. Dies kann geschehen, indem die beiden Partner sich die Andachten gegenseitig laut vorlesen und dann z. B. fragen: „Was hat dir gerade am meisten geholfen?“ Gehen Sie anschließend gemeinsam die Frage „Zum Nachdenken“ durch, und danach beten Sie gemeinsam, wobei Sie gerne die „Gebets-Tipps“ als Sprungbrett für Ihr Gespräch mit Gott benutzen dürfen. Es gibt aber noch eine zweite Möglichkeit, dieses Buch zu benutzen: Lesen Sie die Andachten jeder für sich allein, notieren Sie sich die Gedanken, die Ihnen dabei kommen, und tauschen Sie sich regelmäßig miteinander darüber aus, wer was entdeckt und gelernt hat.

Bitte beachten Sie, dass die Grundthemen und -lektionen dieses Buchs immer wieder auftauchen, aber jedes Mal aus einer anderen Perspektive oder mit anderen Fragen zum Nachdenken.

Wir haben unser Buch Ehe nicht nur für verheiratete Paare geschrieben. Es entstand aus einer Predigtserie für eine Gemeinde, in der die allermeisten Glieder erwachsene Singles waren. Dieses Andachtsbuch dagegen richtet sich an Ehepaare, obwohl auch Verlobte bzw. Paare, die ans Heiraten denken, es so benutzen können, wie wir das gerade vorgeschlagen haben. Einige der Meditationen gegen Ende des Jahres dürften sogar besonders geeignet für solche noch nicht verheirateten Paare sein.

Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: Jeder Christ braucht das tägliche Bibellesen und Gebet. Dieses Buch kann dieses Lesen und Beten ergänzen, aber nicht ersetzen. Es sollte also nicht Ihr einziger täglicher Termin mit Gott sein! So wichtig die Ehe auch ist, sie ist nicht das Einzige, worüber wir das ganze Jahr lang mit Gott reden sollten. Zusammen mit diesem Ehe-Andachtsbuch könnten Sie z. B. unser Andachtsbuch über die Psalmen oder die Sprüche benutzen oder eine andere Hilfe für Ihre tägliche Zeit der Stille und Andacht.

Ein Jahr für unsere Ehe

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