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MPU und die große Frage: Wie soll ich das bezahlen?

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MPU:

Der erste Beratungstermin in der MPU-Stelle ist mit vielen anderen zusammen. Ich fühle mich unwohl, denn ich bin zu dem Zeitpunkt, Anfang September, noch der Überzeugung, dass das eben nur ein Zufall war. Ich habe kein Problem mit dem Alkohol.

Also, wenn ich die anderen anschaue, dann bin ich definitiv nicht so. Überhaupt, warum muss ich mich jetzt dafür rechtfertigen, für diese eine Fahrt? Sonst hatte ich das doch voll im Griff.

Die Kosten für die MPU-Beratung, ich habe mich bewusst für ein Einzelcoaching entschieden, liegen bei knapp 1500 Euro. Eine Stunde beim Verkehrspsychologen liegt bei 100 Euro. Um eine gute Vorbereitung zu haben, sollte man dieses Geld investieren. Zusätzlich kommen die Haar- oder Urinproben noch hinzu. Bei einem hohen Promillewert ist eine Abstinenz von einem Jahr nötig. Haarproben kosten 300 Euro, alle vier Monate und man kann keinen Tropfen konsumieren. Dies wird auch bei der MPU lieber gesehen.

Ich weiß noch, wie ich dasaß und darüber nachdachte, wie ich das zahlen soll? Aber ohne diese Vorbereitung und Haarproben keine Chance auf ein positives Gutachten.

Zuhause sitze ich stundenlang vor dem Handy und ringe mit mir. Meinen Eltern, Mutter und Stiefvater, hatte ich erst vor kurzem die Katastrophe erzählt. Was soll ich sagen? Sie waren schockiert.

Jetzt brauchte ich Geld. Mein Sparbuch ist leer. Meine Raten für das Auto, knapp 400 Euro, wurden zwar nach einem guten Gespräch mit der Firma für zwei Monate ausgesetzt, aber ich habe dennoch nichts. Kein Gehalt mehr, Sommerferien in der Tanzschule, keine großen Einnahmen und jetzt?

Selten habe ich mich so wie ein Loser gefühlt, aber es blieb mir nichts anderes übrig und so rief ich sie an und bat um Geld. Auch eine enge Freundin bat ich um Geld, bis heute zahle ich diese Schulden ab. Aber trotzdem bin ich dankbar diese Hilfe gehabt zu haben. Demütig kann ich nur sagen, ohne diese Hilfe, dieses Geld, hätte ich wohl heute meinen Schein nicht zurück. Da sieht man `mal, wie hilflos man auf einmal sein kann.

Jedoch geht dieses Betteln um Geld an deine Würde. Du fühlst dich wie der letzte Mensch. Grausam, mein Selbstwertgefühl war in dieser Zeit so am Boden. Dadurch, dass ich psychisch auch so angeschlagen war, zu kaum etwas im Stande war, bat ich auch keine Sommertanztage oder Workshops in meiner Tanzschule an. Menschen zu ertragen oder überhaupt unter Menschen zu gehen, war für mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht möglich. Ich war immer wieder wie in Trance. Erstarrt, so müde, denn schlafen konnte ich nach wie vor nicht.

Das Burnout, was ich schon vorher hatte und nun mit dem Ereignis zusammen auf mich einschlägt, bringt mich völlig aus der Bahn. Burnout bezeichne ich als Einbahnstraße, die in einer Sackgasse endet. Nichts anderes ist es. Eine Einbahnstraße. Du fährst nur noch in eine Richtung, genau in die Falsche. Wenn ich mir mein Leben, die Monate vor dem 21.07.2019 anschaue, dann war es so klar, dass es irgendwann von einer Einbahnstraße in eine Sackgasse führen würde. Stress, Hektik, alles machen wollen, keine Ruhe mehr, immer funktionieren, ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Alkohol betäubte die Hilflosigkeit, Müdigkeit, Traurigkeit und Unruhe. Hinsehen wollte ich nicht, warum auch? Weiter, immer weiter in die falsche Richtung. All die Warnsignale übersehen und weiter Vollgas.

Der Schlag, der mich dann mit voller Wucht in der Sackgasse auf dem Boden aufschlagen ließ, war brutal, denn von heute auf morgen, war nichts mehr, wie es war. Aber nur so konnte ich endlich aufwachen. Nur so wurde mir klar, wie viel ich noch aus der Vergangenheit in mir trug, dass mein bisheriges Leben kein freies Leben war, und fing an, zu leben!

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