Читать книгу Herz sucht Mut Seele sucht Halt - Tina Gizella Klewin - Страница 9
Auf einmal habe ich kein Geld mehr
ОглавлениеGleichzeitig bekomme ich plötzlich kein Geld mehr und trotz Krankschreibung weigert sich die Krankenkasse, Krankengeld zu zahlen. In dem Brief vom 29.08.2019 berufen sie sich auf die fristlose Kündigung meines Arbeitgebers aufgrund meines Fehlverhaltens. Somit habe ich durch mein schuldhaftes Verhalten dazu beigetragen und bekomme nun erst einmal kein Geld. Ein absoluter Alptraum.
Ich werde wie der letzte Mensch angeredet mit dem Satz: »Naja, wenn sie außerordentlich gekündigt wurden, haben sie ja wohl `was bei der Arbeit gemacht.«
Ich streite mich mit meiner Sachbearbeiterin, erkläre ihr, ich habe nichts auf der Arbeit getan und ich brauche das Geld. Mein Leben lang habe ich gearbeitet. Ich fühle mich beleidigt, denn ich werde behandelt, als hätte ich nie gearbeitet. Die Angst, nun kein Geld mehr zu haben, treibt mich fast in den Wahnsinn.
Die Telefonate eskalieren immer wieder. Sie behaart auf ihren Vorschriften. Ich werde laut, aggressiv und die Situation endet immer damit, dass ich auflege. Doch ich brauche das Geld und denke mir in einer ruhigen Minute, die Dame kann ja auch nichts dafür, sie macht nur ihre Arbeit. Wenn ich von jemand hören würde, fristlos gekündigt, wäre ich wohl auch nicht besser und würde mein Urteil fällen. Auf der anderen Seite muss sie sich an all die Vorschriften halten. Sie ruft mich jedoch eines Morgens noch einmal an und versucht, mit mir zu reden.
Ich weine und erkläre ihr nochmals die Situation. Ich versuche, ihr meine Lebenssituation und meine Vorgeschichte darzulegen. Daraufhin entschuldigt sie sich und verspricht mir, sich zu bemühen, dass das Geld bald kommt.
Wir führen ein gutes Gespräch und im Nachhinein denke ich mir, ich hätte doch eher gleich mit offenen Karten spielen sollen. Ich schreibe ihr noch einen Brief, da ich berührt bin, wie sehr sie sich bemüht.
Sehr geehrte Frau S.,
Ich möchte mich erst einmal für unser gutes Gespräch letzte Woche bedanken und bin sehr froh, dass wir nun nochmals von vorne anfangen. Es war gut, dass wir geredet haben, und ich rechne Ihnen sehr hoch an, dass Sie sich entschuldigt haben.
Ich möchte Ihnen nur nochmals sagen, ich kann Ihnen gerne beim persönlichen Gespräch erzählen, was genau passiert ist und wie es zu dieser so unglücklichen Situation kam. Wenn Sie die Hintergründe kennen, werden Sie die Sache wahrscheinlich verstehen und sicher auch sehen, wie schwierig, die momentane Lage für mich ist. Ich bin in diesem Fall nicht alleine an der fristlosen Kündigung schuld. Eigentlich bin gar nicht schuld.
Da die Lage so schwierig ist, habe ich mich sehr allein und eben auch von meiner Krankenkasse im Stich gelassen gefühlt. Dies soll aber kein Vorwurf sein. Ich verstehe durchaus auch Ihre Seite und Ihre Vorschriften. Auch ich habe aufgrund der Verzweiflung sehr emotional reagiert und das tut mir sehr leid.
Damit Sie sehen, dass ich wirklich immer gearbeitet habe und das Krankengeld nicht ausnutze, schicke ich Ihnen zwei Reportagen von mir, die in der Brigitte erschienen sind.
Trotz meiner Krankheit und auch meiner Vergangenheit habe ich nie aufgegeben und immer alles getan, um zu arbeiten und mein Leben gut zu gestalten. Umso härter trifft mich das Ganze nun und hat bei mir eine depressive Phase ausgelöst. Vieles aus meiner Vergangenheit kommt wieder hoch und ich bin sehr überfordert mit allem. Auch das erzähle ich Ihnen in Ruhe.
Mir ist es nur wichtig, dass Sie sehen, ich bin gerade wirklich krank und spiele hier kein Spiel. Umso froher bin ich, dass ich das Krankengeld bekomme.
Ich kann Ihnen all diesen Dingen zum Trotz jedoch sicher sagen, dass ich dabei bin, alles zu bewerkstelligen, zu regeln und sicher bald wieder mit beiden Beinen im Leben zu stehen.
Es wäre mir eine große Hilfe, wenn Sie mir da beistehen können, bzw. Sie mich, als meine Sachbearbeiterin der Krankenkasse nicht allein lassen, denn momentan benötige ich diese Hilfe sehr.
Wir sehen uns Mittwoch.
Herzliche Grüße
Tina Klewin
Sie ruft mich an und bittet mich, in der Zentrale vorbeizukommen. Bei einem persönlichen Gespräch reden wir nochmals und ihr tut es sehr leid, dass sie am Anfang so unpersönlich und unfair reagiert hat.
Man muss natürlich dazu sagen, dass ich auch sehr schnell überreagiert habe. Meine Nerven waren dünne Drahtseile und so konnten wir gar nicht miteinander reden.
Keiner hörte dem anderen zu. Jedoch haben wir nun bei diesem Gespräch alles aus der Welt schaffen können. Ich bin sehr dankbar und es fällt mir ein Stein vom Herzen. Wenigstens mein Krankengeld, das ich dringend benötige, habe ich erst einmal. Zumindest ist diese Belastung weg.