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Vergangenheit und die Erinnerungen daran ...

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Ich ziehe die Reportage von mir `raus, die im Internet unter »Brigitte Stimmen« zu lesen ist, erschienen im Jahr 2017:

Magersucht, Missbrauch, Drogen: »Und trotzdem lebe ich!«

15.08.2017

BRIGITTE.de-Leserin Tina Gizella hat lange am Rande des Abgrunds gelebt. Heute geht es ihr gut - meistens zumindest.


Mein Leben steckt in vielen bunten Schuhschachteln. Lange habe ich sie nicht mehr angeschaut. Warum? Mein Leben ist so vollgestopft mit Arbeit und Terminen, dass ich nicht zur Ruhe komme. Nun zwang mich eine Operation zur Ruhe und zum ersten Mal nahm ich meine Schuhschachteln wieder zur Hand.

Da fällt mir ein Foto in die Hände, das vor 18 Jahren gemacht wurde: Meine Arme so dünn wie Striche, die Beine versunken im Stuhl. 41 Kilo bei 1,67 Metern. Magersucht. Bei mir ging es damals nicht, ums dünn werden, schlank war ich schon immer. Aber ich fühlte mich nie wertvoll. Alle waren dünner, besser und wertvoller.

Wertvoll! Ein so wichtiges Wort! Seinen eigenen Wert kennen und auch zu sich selbst zu stehen, das brauchte bei mir lange. Gut 20 Jahre.

Ich blicke zurück auf einen langen, steinigen Weg und trotzdem hielt mich etwas fest am Leben. Mein Wille zu leben! Der kam aber erst, nachdem ich körperlich und seelisch am Ende war.

Wir landeten im Frauenhaus

Ich hatte eine schwere Kindheit. Mein Vater war ein angesehener Mann, er war Werbegrafiker, hatte gute Aufträge, ein tolles Auto, ein tolles Haus und meine Mutter an seiner Seite, eine schöne ungarische Frau. Doch leider überschattete ein Gehirntumor sein Leben. Nach der OP war er nicht mehr derselbe und er nahm seine Tabletten mit Alkohol. Ich weiß nicht, wie oft ich als kleines Kind dazwischen ging, wenn er auf meine Mutter einschlug, während meine Schwester sich übergab. Nach dem dritten Mal, wo es so heftig war, dass meine Mutter einen gebrochenen Arm hatte, landeten wir im Frauenhaus und gingen nicht mehr zurück.

Unser neues Zuhause war eine kleine Wohnung meine Mutter völlig überfordert, sie trank und ich hatte viel Angst - es gab nichts Stabiles in meinem Leben. Weiter ging es für uns in eine andere Stadt, wo wir bei unserem neuen Stiefvater einzogen. Mit 13 Jahren dann der große Schock, als wir bei meinem Vater zu Besuch waren: Suizidversuch, Notarzt, Rettungsdienst. Wie konnte er uns das antun? Es hatte nicht geklappt, aber das Vertrauen war weg. Er wäre einfach so gegangen - ohne uns.

Ich begann wieder zu tanzen

Tanz war immer etwas, das mich in eine eigene Welt versinken ließ. Die Topmodels Cindy Crawford, Claudia Schiffer und Co. waren in meiner Zeit Vorbilder, ich wollte auch so sein wie sie, schlank und schön. Also begann ich schon da, auf mein Gewicht zu achten. 52 Kilo, mehr sollte es nicht werden. Mein Gewicht gehörte mir, ich hatte endlich in meinem instabilen Leben eine Kontrolle. Etwas, das mir gehörte.

Dann mit 17 Jahren die verhängnisvolle Party. Er fiel mir den ganzen Abend schon unangenehm auf, seine Blicke durchbohrten mich, er machte mir Angst. Irgendwann war ich zu müde und legte mich ins Bett, während die anderen oben feierten. Als ich wieder aufwachte, spürte ich den Atem hinter mir, die Hände, und dass auf einmal von hinten etwas in mich eindrang. Ich war wie erstarrt, wie eingefroren, der Atem stockte mir fast, nein, nein, das wollte ich nicht. Es war irgendwann vorbei, und ich weiß nicht mehr, wie lange ich völlig geschockt im Badezimmer saß und immer wieder dachte: Was war da passiert!? Als meine Freundin sich neben mich setzte, und ich unter Tränen immer wieder sagte: »Ich wollte das nicht!«, kam von ihr nur der Satz: »Das ist normal, so etwas passiert doch fast jeder Frau.« Seitdem frage ich mich oft, wie sie so etwas sagen konnte.

Dann fing ich an, gegen mich selbst zu kämpfen

Einige Wochen später fasste ich den Mut, ging zu einer Lehrerin und erzählte ihr unter Tränen den Vorfall. Doch anstatt mich zu unterstützen, sagte sie: »Tja Tina, wenn man sich in solchen Kreisen herumtreibt, dann muss man sich nicht wundern, dass einem so etwas passiert!« Nach diesem Satz ging es bergab: Ich war selbst schuld. Ich war nichts wert und so begann mein Kampf gegen mich selbst.

Ich erstellte mir einen straffen Essensplan. Hunger durfte ich nicht zulassen, ich musste ihn besiegen. Die Waage zeigte 45 Kilo. Doch die anderen waren dünner, schöner, wertvoller. Zusätzlich begann ich zu rauchen, das bekämpfte das Hungergefühl. 43 Kilo - ich kam meinem Ziel näher.

Immer wieder kam ich in die Klinik

Mittlerweile waren aber die Schule und meine Mutter informiert. Als ich das erste Mal beim Arzt saß und er das Wort Magersucht sagte, dachte ich nur, was will der jetzt von mir!?

»Sie muss in eine Klinik«, sagte er. Dort musste ich jede Woche 400 Gramm zunehmen. Wie konnten sie mir das antun? Ich aß meine Zwangsmahlzeiten wie vorgeschrieben und nahm zu. Ich hasste meinen Körper, der jeden Tag fetter und aufgequollener wurde. Das Essen fühlte sich schlecht an, eklig, ich hatte es nicht verdient und kotzte es wieder aus. Doch die Therapeuten verordneten mir nach dem Essen ein Toilettenverbot. So musste ich 2,5 Stunden mit ihnen im Raum sitzen und die Nahrung verdauen lassen. Als ich 48 Kilo erreicht hatte, durfte ich immerhin eine Stunde in der Woche in die Stadt. Ich fand eine neue Freundin, die genauso drauf war wie ich. Zusammen kauften wir Berge an Essen, stopften alles `rein und kotzten es am Ende wieder aus. Dazu kamen Mengen an Alkohol. Das Ganze ging nicht lange gut, ich musste die Klinik verlassen:

»Nicht therapierbar« stand auf dem Entlassungsbrief.

Doch der Teufelskreis ging weiter. Ich kam immer wieder in Kliniken, wurde gezwungen zuzunehmen. Ich machte brav mit, damit ich wenigstens mein Zimmer verlassen durfte. Ich suchte mir andere Wege, um mit dem Druck klarzukommen. Ich ritzte mir die Arme auf. Druck ablassen, Schmerz spüren, mich wieder fühlen, aber am Ende blieb Leere.

Ich schoss mich weg - mit Ecstasy, LSD, Kokain, Heroin

Tanzen konnte ich nicht mehr, ich hatte seit dieser grauenhaften Nacht das Gespür für meinen Körper verloren. Ich hatte neue Freunde gefunden, die mir wunderbare Pillen gaben, mit denen man auf Wolke Sieben schwebte. Ich war 4 bis 5 Nächte lang wach, irgendwann wurden es 7 Tage. Ecstasy, LSD, Kokain - was nahm ich alles, um nichts mehr von der realen Welt mitzubekommen. Doch ich brauchte immer mehr, denn mein Körper stumpfte ab.

Ich hatte keinen Appetit mehr, es war wunderbar, ich kam meinem Zielgewicht unter 40 Kilo immer näher. Doch leider ging es mir auch immer schlechter, ich bekam Depressionen, sah im Leben keinen Sinn mehr, schnupfte Heroin, was aber auch irgendwann keinen Kick mehr hervorrief. Ich weiß nicht, ob es der Arzt war, der mir massiv ins Gewissen redete, oder doch dieser Unfall, der uns alle so erschreckte.

Es war völlig normal, dass wir unter Alkohol- oder Drogeneinfluss Auto fuhren. Es war mitten auf der Bundesstraße, als wir zu zwei brennenden Autos kamen, die frontal ineinander geknallt waren. Wir hörten Schreie, Öl lief aus, wir rannten hin. Ein Baby schrie in diesem Auto, Blut überall. Die Unfallverursacherin war betrunken. Das war ein furchtbarer Schlag ins Gesicht für uns.

Zum ersten Mal war das Leben keine Party mehr

Ich wollte versuchen, was aus meinem Leben zu machen. Ich hatte einen tollen Hausarzt, bekam eine gute Therapeutin und einen festen Lebensplan. Essensplan, Blutkontrollen, jede Woche wiegen. Die Regeln waren klar. Keine erneute Abnahme, ich durfte nicht unter 40 Kilo kommen. Keine Drogen, keinen Alkohol, dafür den Schulabschluss nachholen. Und sobald ich die 45 Kilo erreichte, einmal in der Woche Ballett.

Meine Schule holte ich nach und ging zum Ballett. Natürlich war es nicht leicht der Blick in den Spiegel erzeugte immer wieder Wut, denn ich fand mich fett. Aber ich hatte endlich was, wofür ich kämpfe wollte. Mit 20 Jahren musste ich endlich entscheiden, was ich beruflich machen wollte. Tanzen!

Ich machte eine Ausbildung zur Tanzpädagogin

Ich nahm allen Mut zusammen, ging zum Vortanzen und durfte eine Ausbildung zur Bühnentänzerin und Tanzpädagogin beginnen. Ich begann zu unterrichten, hatte Auftritte und Vorführungen. Langsam fand ich mich selbst. Mein Gewicht schwankte zwischen 50 und 45 Kilo, es war ein andauernder Kampf.

Die Kinder und Jugendlichen kamen gern zu mir, ich tanzte in einer Showtanzgruppe und leitete eine Musical Company. Ich wurde für etwas gebraucht. Zum ersten Mal konnte ich was und das war nicht hungern, gegen sich kämpfen, sondern für sich kämpfen.

Trotzdem war ich allein, Nähe machte mir Angst. In schwierigen Momenten, wenn die Angst in der Nacht kam, wenn die Leere groß war, waren der Alkohol und meine vertraute Freundin, die Magersucht, da. Sie gaben mir immer wieder Halt. Ich wollte das aber nicht mehr. So machte ich nochmals eine Therapie und holte mir Hilfe beim Frauennotruf.

Seit vielen Jahren bin ich stabil, ich wiege 53 Kilo, manchmal auch mehr. Ich habe mein eigenes Ballettstudio, die Poledance Academy in Augsburg, und ich freue mich jeden Tag, meine kleinen und großen Tänzerinnen zu sehen. Ich möchte sie stark machen, ihnen durch den Tanz zeigen, dass sie einzigartig, schön und wertvoll sind.

Damals habe ich lange überlegt, ob ich dies wirklich so öffentlich preisgeben soll, aber dann entschied ich mich dafür, um anderen Frauen Mut zu machen.

Ich weiß noch, wie mich alles einholte, als es online ging. Ich war völlig überfordert und stand weinend während meiner Arbeit (gerade an dem Tag hatte ich Tagschicht im Rettungsdienst) im Hof. Obwohl zuvor eine Kollegin mich mit den Worten empfing:

»Hey, ich ziehe meinen Hut vor dir. Großartig, was du alles geschafft hast. Ich hätte das nie gedacht. Immer habe ich gedacht, du hättest ein gutes Leben gehabt. Du wirkst so selbstsicher und hast alles im Griff. Man denk meinen größten Respekt an dich.«

Dann umarmte sie mich, was ich sehr rührend fand. Trotzdem fühlte es sich auf einmal wie ein Fehler an.

Was würden denn nun alle denken? Drogen, Alkohol, und ... und ... und ...

Der Kollege, mit dem ich an diesem Tag fuhr, baute mich wieder auf und meinte nur:

»Das ist doch normal, dass dich das aufwühlt, aber sei stolz, schau, was du geschafft hast«

Es wühlte mich sehr auf. Es brachte mich völlig durcheinander. In dieser Zeit war auch meine Beziehung nicht mehr besonders gut.

Ich war wegen meiner Partnerin nach Augsburg gezogen. Seit knapp sieben Jahren waren wir ein Paar. Ich bin bis heute dankbar für diese schöne Beziehung. Auch wenn wir heute nicht mehr zusammen sind, hatten wir schöne einzigartige Momente und ich werde diese Frau immer lieben. Leider haben wir es nicht gemeinsam geschafft, unsere Beziehung zu retten. Es lag an vielen Gründen, aber auch daran, dass wir sehr unterschiedlich waren. Da sie aber der erste Mensch war, den ich so nah an mich ranlassen und für den ich so eine tiefe Liebe empfinden konnte, bleibt sie immer in meinem Herzen. Oft habe ich dann gehört:

»Bist du mit ihr zusammen gewesen, weil sie eine Frau war?«

Auf der einen Seite habe ich aufgrund meiner vielen Erlebnisse natürlich vor Männern einen gewissen Respekt und wenig Vertrauen, denn leider habe ich sie oft als sehr brutal erlebt. Auf der anderen Seite habe ich mich in diese Frau total verliebt und sie als Mensch sehr geliebt. Ich wäre definitiv mit ihr zusammengekommen.

Aber ich habe mir natürlich oft die Frage gestellt: Was wäre, wenn mir nichts passiert wäre? Denn mich auf einen Mann einzulassen, war für mich sehr schwer.

Unvorstellbar eigentlich.

Ich war aber erst einmal überfordert mit all den Gefühlen, die hochkamen. Zusätzlich die Belastung durch die eventuelle Trennung und so dauerte es etwas, bis ich damit zurechtkam. Aber dann verlor ich die Angst davor, was andere über mich denken könnten, und war, wie der Kollege sagte, sehr stolz darauf. Auch die Angst davor, wie die Eltern meiner Tanzschülerinnen und Schüler, sollten sie meine Geschichte lesen, darauf reagieren würden, weil sie ihre Kinder nicht mehr vertrauensvoll in meine Hände geben wollten, verflog. Im Gegenteil, ich bekam von einigen, die es lasen, herzliche Worte und so bereute ich es dann auch nicht mehr.

Ich lese mir die Reportage durch und weine und weine ... So viel habe ich mir aufgebaut und nun? Nun steht ein neuer Artikel in der Zeitung, zum Glück ohne Namen aber völlig falsch dargestellt. Die Presse erzählt es oft anders, als es war und das trifft auch hier zu:

Augsburger Allgemeine: Montag, den 22.07.2019:

38-Jährige fährt Schlangenlinie und muss in den Arrest

Die Nacht im Polizeiarrest verbracht hat eine 38-jährige Autofahrerin, die am Sonntag gegen 22.40 Uhr anderen Verkehrsteilnehmern aufgefallen war:

Die Frau fuhr auf der Staatsstraße 2510 von Auerbach in Richtung Horgau in Schlangenlinien.

Die Z. Polizeistreife hielt die 38-Jährige im Ortsbereich H. an und kontrollierten sie. Bei dem Alkoholtest stellte sich ein Wert von 2,2 Promille heraus.

Laut Polizei habe sich die Frau höchst »unkooperativ« gezeigt und angekündigt, am nächsten Morgen trotz des sichergestellten Führerscheins und dem Restalkohol mit einem Zweitschlüssel wieder ins Auto zu steigen, um dann in die Arbeit zu fahren.

Die Folge: Die Beamten ordneten einen Sicherheitsgewahrsam an. Die 38-Jährige wurde in den Arrest des Polizeipräsidiums in Augsburg gebracht. Bei der Fahrt beleidigte sie auch noch die eingesetzten Beamten mit drastischen Schimpfwörtern.

Ich lese es mehrmals durch und bin wütend, traurig aber auch so entsetzt, wie falsch man einen Bericht schreiben kann. Ich hatte während der Fahrt nur noch geweint.

Beleidigt hatte ich die Beamten, was mir schrecklich leidtat, aber dies auch nur aus der Panik heraus, weil mir die Handschellen angelegt wurden.

Ich hatte nichts getan, weder war ich aggressiv, noch hatte ich ein Anzeichen gezeigt, dass man mir Handschellen anlegen musste. Ich war in Panik! Drei gegen eine, ist das fair? Mein Auto hatte ich bereits geparkt, ich wurde nicht angehalten. Zum Glück hatten es die Nachbarn nicht mitbekommen, denn ich war auch hier im Dorf Ballettlehrerin. Das wäre eine Katastrophe gewesen, denn die Menschen urteilen ja sofort, nicht alle aber viele, ohne zu fragen, warum es denn dazu kam. Dass ich die Aussage machte, ich würde mit dem Zweitschlüssel noch fahren, konnte ich mir nicht erklären, denn meine Erinnerung war weg. Nie hatte ich vor dem Dienst getrunken. Das war mein absoluter Tiefpunkt. Ich hätte am Montag Frühschicht.

Eine Nacht macht alles kaputt. Ich fühle mich so leer, denn nun stehe ich vor dem Nichts. Nicht einmal mehr betrinken kann ich mich. War doch der Alkohol immer mein Tröster und das einzige Laster, was übriggeblieben war, aus der schlimmen schweren Zeit.

Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen und weiß gar nicht mehr, wie es nun weiter gehen soll. Eine liebe Notärztin betreut mich, telefoniert immer wieder mit mir.

Carolin ist eine großartige Ärztin, wir lernten uns im Dienst kennen und verstanden uns gleich total gut. Sie ist eine beeindruckende Persönlichkeit und hat das Herz am rechten Fleck.

Im ersten Moment ist sie schockiert und kann kaum `was sagen, aber dann baut sie mich auf, hört mir zu, ist einfach nur da, während ich ewig ins Telefon weine. Sie gibt mir sehr viel Kraft.

Bis heute habe ich das nicht vergessen und obwohl sie nicht mehr hier lebt, hören wir uns regelmäßig und wissen, wir sind füreinander da Eine ganz besondere Freundschaft.

Mein Hausarzt redet auf mich ein, nicht aufgeben, es wird alles gut. Engste Freunde, aber auch meine Vermieterin bringen mir Essen, denn ich möchte nichts mehr zu mir nehmen.

Ich sehe keinen Sinn mehr und möchte am liebsten nur noch sterben.

Während ich stundenlang im Bett liege, manchmal mit dem Messer an meinem Handgelenk, zieht mein Leben an mir vorbei. Die Schuhschachteln, mein bewegtes Leben. Ich bin immer und immer wieder aufgestanden, aber jetzt mag ich nicht mehr. Es ist alles völlig zunichtegemacht. Diese Leere ist erdrückend. Nichts ! Ich fühle nichts mehr. So viele Menschen sterben an Suizid, die Gesellschaft bekommt dies nicht so mit, wir vom Rettungsdienst schon. Ich kann das verstehen! Ich kann das so verstehen!

Wenn du so erschöpft bist, dein Leben auf einmal so schwer wird, dass du das Gefühl hast, dran zu ersticken, wenn du keinen Halt mehr hast, du dich selbst nicht mehr fühlen kannst, dann willst du einfach nur noch Ruhe. Endlich Ruhe, weil das Leben nicht mehr zu ertragen ist.

Tief in mir schreit es oft, schneide, schneide und du wirst endlich Ruhe haben. Als würden es meine Hunde spüren, kommen sie in den Momenten zu mir und starren mich an. Wir haben doch nur dich, Frauchen, wenn du gehst, dann sind wir allein. Ich sehe in die treuen Hundeaugen und lege das Messer weg. »Erstmal«, denke ich mir. Meine Hunde kann ich nicht allein lassen.



Herz sucht Mut Seele sucht Halt

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