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2.3 Generizität

Der Begriff Generizität wird in der Literatur häufig nicht explizit definiert, sondern durch Beispiele charakterisiert. Die Subjekt-NPn folgender Sätze werden gewöhnlich als generisch bezeichnet (Gerstner-Link & Krifka 1993):


Allquantifizierte NPn sollten nicht als generisch betrachtet werden, weil sie keine Ausnahme zulassen. Wenn auch nur eine Kartoffel kein Vitamin C enthält, ist 49a immer noch wahr, 49b dagegen falsch.


In Krifka et al. 1995 wird zwischen zwei Phänomen von NPn unterschieden, die als generisch bezeichnet werden, nämlich generische NPn (auch artreferierende NPn) (48a, c-f) und generische Sätze (auch charakterisierende Sätze) (48b). Generische NPn referieren auf Arten und werden den NPn gegenübergestellt, die auf Objekte referieren (objektreferierenden NPn).


Generische Sätze treffen allgemeingültige Aussagen über Entitäten oder Situationen, wobei sich die Generizität aus dem Satz ergibt, nicht aber aus einer NP in ihm. Der Gegensatz von generischen Sätzen sind partikuläre Sätze, die Aussagen über spezielle Ereignisse, über Eigenschaften bestimmter Objekte usw. machen.


Außerdem ist zu bemerken, dass artreferierende NPn in charakterisierenden Sätzen auftreten können, z.B. 50a. Dabei drückt der Satz Regelmäßigkeiten aus, die für eine bestimmte Art gelten. Im Folgenden werden einige Tests vorgestellt, die dazu dienen, artreferierende NPn von objektreferierenden sowie charakterisierende Sätze von partikulären zu unterscheiden.

2.3.1 Generische NPn und generische Sätze

2.3.1.1 Artreferierende NPn

Nach Krifka et al. (1995) charakterisieren sich artenreferierende NPn vor allem durch zwei Eigenschaften: Zum einen sind nur artreferierende NPn mit Klassenprädikaten kompatibel, zu denen folgende Verben oder Verbalkomplexe gehören:


Argument-NPn von Prädikaten in 52a müssen auf Arten referieren, während die von Prädikaten in 52b eine artreferierende Interpretation bevorzugen.


Aus 53 ist ersichtlich, dass NPn mit definitem Artikel im Singular (53a), artikellose NPn im Plural und im Singular (53b und c) mit be extinct kompatibel sind, während NPn mit indefinitem Artikel im Singular nicht akzeptabel (53d) sind, außer wenn sie sich auf eine Unterart beziehen (53e). Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass artikellose Plurale ambig sind: Sie können auf Arten referieren, aber die definite Form the lion ist bevorzugt. Oft werden sie als objektreferierend analysiert. Zum anderen müssen artreferierende NPn semantisch mit einer konzeptuell bereits etablierten Gattung verbunden sein, auf die sie referieren:


Dass die NP the green bottle in 54b nur als objektreferierend interpretiert werden kann, lässt sich dadurch erklären, dass es für Cola-Flaschen eine bereits etablierte Gattung gibt, für grüne Flaschen jedoch nicht. Außerdem lässt sich mit diesem Test zeigen, dass artikellose NPn auch eine objektreferierende Lesart haben können, auch wenn sie in charakterisierenden Sätzen stehen. In 53b, c sind sie artreferierend, in 55b, c dagegen objektreferierend:


Zusammenfassend ist festzustellen, dass NPn mit indefinitem Artikel immer auf Objekte referieren, außer wenn sie taxonomisch verwendet werden. Artikellose NPn sind ambig zwischen der generischen und der objektreferierenden Lesart.

2.3.1.2 Charakterisierende Sätze

In Krifka et al. 1995 werden drei Eigenschaften genannt, die charakterisierende Sätze von partikulären abgrenzen. Erstens: Charakterisierende Sätze können mit einem Adverb wie usually oder typically kombiniert werden, ohne dass sich die Bedeutung wesentlich verändert:


Während bei 56b nur eine minimale Bedeutungsveränderung auftritt, wird die Bedeutung von 57a wesentlich verändert: In 57a wird über ein spezielles Ereignis berichtet, dagegen wird in 57b behauptet, dass das Ereignis regelmäßig stattfindet. Deswegen handelt es sich bei 56a um einen charakterisierenden Satz. Es muss jedoch auf die Möglichkeit hingewiesen werden, dass ein Satz zwei Lesarten zulassen kann:


Wenn mit 58a gemeint wird, dass Mary generell für die Post aus der Antarktis zuständig ist, bringt die Hinzufügung des Adverbs nur eine leichte Bedeutungsveränderung mit sich. Aber 58a kann auch bedeuten, dass Mary bestimmte Briefe aus Antarktis erledigt, dann wird die Bedeutung durch das Adverb wesentlich verändert. Im ersten Fall handelt es sich um einen charakterisierenden Satz, im letzten um einen partikulären. Zweitens: Charakterisierende Sätze drücken Regelmäßigkeiten aus und berichten nicht über spezielle Ereignisse. Sie sind typisch statisch, während partikuläre Sätze oft nicht statisch sind.


Drittens, charakterisierende Sätze drücken keine zufälligen, sondern essentiellen Eigenschaften aus.


Im Vergleich zu polyphonic bezeichnet popular eine zufällige, nicht essentielle Eigenschaft des Madrigals. Aber „populär sein“ kann für andere Typen von Objekten essentiell sein, z.B. für Fußballspieler. Dann ist der Satz A football hero is popular. akzeptabel.

In Krifka et al. 1995 werden nur die NPn, die auf Arten oder Unterarten referieren, als generisch betrachtet. NPn mit indefinitem Artikel werden nicht als generisch angesehen, weil sie nur in charakterisierenden Sätzen eine scheinbar generische Interpretation bekommen. Dabei ergibt sich die Generizität nicht aus der NP, sondern aus dem Satz. NPn mit indefinitem Artikel in charakterisierenden Sätzen sind (epistemisch) nicht-spezifisch, weil sie sich auf ein prototypisches Exemplar einer Art referieren. Das heißt, dass der Sprecher keinen bestimmten Referenten im Sinn hat. Diese Ansicht wird auch in der vorliegenden Arbeit geteilt. Im Prinzip können (referentielle) NPn mit indefinitem Artikel in vier Lesarten auftreten, wobei die ersten zwei am häufigsten vorkommen:


2.3.2 Generische NPn im Deutschen und im Chinesischen

Im Deutschen und Chinesischen gibt es kein morphologisch-syntaktisches Element, das ausschließlich Generizität kodiert. Das heißt, dass die Generizität nur eine Lesart von NPn oder Sätzen ist.

Im Deutschen können nur NPn mit definitem Artikel (im Singular und Plural), bloße Plurale und Massennomen auf Arten referieren.


Es ist darauf hinzuweisen, dass bloße Plurale nur mit einigen Artenprädikaten kompatibel sind. NPn mit indefinitem Artikel lassen sich nur dann als artreferierend interpretieren, wenn sie taxonomisch verwendet werden (63a). Außerdem können Nomen mit dem Suffix -art oder -sorte Unterarten bezeichnen (63b).


Auch NPn mit Demonstrativa, die anaphorisch oder deiktisch verwendet werden, können eine taxonomische Lesart aufweisen (Gerstner-Link 1995):


Im Chinesischen haben generische NPn eine einheitliche Form: Nur bloße NPn können auf Arten referieren (außer den taxonomisch verwendeten NPn).1 Zum Beispiel entsprechen 62a, b, c im Chinesischen 65:


NPn, die taxonomisch verwendet werden, treten immer in der Form Num+Kl+N auf, wobei der Klassifikator die Bedeutung ‚Art, Sorte‘ hat, z.B. zhong oder lei. NPn mit Demonstrativa, die anaphorisch oder deiktisch verwendet werden, können im Chinesischen auch eine taxonomische Lesart aufweisen, z.B. bezieht sich die NP zhe zhong konglong auf die vorangehende NP yi zhong konglong:


In der chinesischen Literatur werden NPn der nachstehenden Art auch als generisch bezeichnet. Eine solche Verwendung ist aber nur sehr eingeschränkt zugelassen:



Bei 67 a und b handelt es sich um charakterisierende Sätze. Die unterstrichenen NPn stehen in der Form yi+Kl+N, wobei das Numerale yi nicht akzentuiert werden darf und der Akzent auf das Kernnomen fällt. Nach D.-Q. Liu (2002:419) charakterisiert sich yi+Kl+N mit „generischer“ Lesart durch zwei Eigenschaften: Zum einen kann hinter yi+Kl+N, das am Satzanfang steht, ein Topikmarker wie me, a, ne usw. angefügt werden; zum anderen bleibt die Bedeutung des Satzes unverändert, wenn yi+Kl weggelassen wird. In dieser Arbeit werden NPn wie die in 67a und b nicht als an sich generisch, sondern als nicht-spezifisch betrachtet, weil sie sich auf kein bestimmtes Individuum beziehen, sondern auf ein prototypisches Exemplar einer Art referieren.

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