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Wales. Swansea. Sommer 98. Ich werde von Laugharne (wo ich das Bootshaus und die Schreibgarage von Dylan Thomas an der Mündung des Taf besucht habe; oh, die Reiher, die Rufe, die Pubs, die Lieder: »Die Dunkelheit ist ein Ort. Das Licht ist ein Weg.«) im Süden bis Conway im Norden gehen, mit anderen Worten The Cambrian Way nehmen, berechnet als eine dreißigtägige Tour, die von Wanderexperten zu den schönsten der Welt gezählt wird. Vorbereitungen: Ich habe mit einem Kameraden Spanien durchquert, unter freiem Himmel geschlafen, im Wald, am Wegrand und am Strand, habe mich darin geübt, mich an allen erdenklichen Orten hinzulegen und zu schlafen. Bin kreuz und quer durch Sogn und Fjordane gegangen, auf Asphalt und Kies und Gras getrottet, auf Waldwegen und Pfaden und Postrouten, habe so manchen Gipfel bestiegen, mich im Anzug zur Berghütte Skålatårnet hinaufgekämpft, habe in Doc Martens-Stiefeln Galdhøpiggen, den höchsten Berg Norwegens, bestiegen. Aber das sind alles Urlaubswanderungen gewesen. Jetzt wird es ernst. Ich bin allein, ohne Zeitplan, ein Monat, zwei Monate, es dauert, so lange es eben dauert, heimzugehen, weiter durch England, mit oder ohne Geld, vielleicht arbeite ich auf einem Hof, in einem Restaurant, was weiß ich, ich will die offene Straße einschlagen. Es regnet. Ich verlasse Laugharne bei Regen, habe den üblichen Anzug und die Doc Martens-Stiefel an, trage einen schwarzen Rucksack, Isomatte und Schlafsack und viel zu viele Bücher. Ich kaufe einen Regenüberzug, werfe ein paar Bücher und die Toilettenartikel weg; allen unnötigen Ballast, nach der Ausschlussmethode, bis nur noch das Allernötigste übrig ist und der Rucksack ein kaum noch spürbares Gewicht hat. Alles ist gut. Aber es regnet. Es regnet sechs Tage lang. Wales ist grün und nass und ich verfluche alles Grüne und Nasse. Der Anzug ist ruiniert, die Stiefel bekommen Risse, die Beine schmerzen, und ich verfluche das harte Vagabundenleben. Ich verfluche Bruce Chatwin, D. H. Lawrence, George Orwell, mich selbst und alle Anderen, die mich auf diese wahnwitzige Reise geschickt haben; gehöre ich nicht an den Schreibtisch? Sollte ich mich nicht am Schreibtisch festbeißen, wie Kafka empfiehlt, ist es nicht meine Bestimmung, Bücher zu schreiben? Habe ich nicht ein Heim und eine Art Familie? Vermisste ich nicht einen Beruf, etwas Sicheres und Normales, ein regelmäßiges Einkommen? Die Geschichte einer meiner Spinnereien. Ich gebe auf. Steige in den Bus nach Aberystwyth, nehme mir ein Zimmer in einem Hotel, finde einen trockenen, naturfreien, grünfreien Pub und trinke, bis ich vergessen habe, dass ich ein Wandersmann bin. Nein. Ich habe nicht die Absicht, aufzugeben. Je mehr ich trinke, desto wilder bin ich entschlossen, es nochmals zu versuchen. Aber nicht in Wales. Nicht hier, wo es unendlich grün ist und ewig regnet, sondern an einem anderen Ort, o ja. Lasst mich von meinem Versuch Nummer zwei erzählen.

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