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4. Kapitel

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Pünktlich am vereinbarten Tag zur Abfahrt unseres Zuges erwartete mich Sir David Lindsay am Bahnsteig. Als ich die Menge der Koffer und Kisten sah, die eben ein Dienstmann in das geöffnete Abteil verlud, musste ich laut lachen. Neben meiner Reisetasche mit Leibwäsche, meinem orientalischen Anzug und einigen persönlichen Dingen bestand mein größtes Gepäckstück aus den wasserdicht verpackten Gewehren. Wie auch bei früheren Gelegenheiten hatte ich die Waffen so verpackt und verschnürt, dass ich sie problemlos an einem Riemen über der Schulter tragen konnte.

„Aber guter Sir, was wollt Ihr denn da alles mitnehmen? Oder wollt Ihr Euch in Tunis niederlassen? Ihr müsst ja den gesamten Hausstand mitführen!“

„Werter Master, spottet nur! Diesmal geht es in die ödeste Wildnis, und Ihr werdet mir noch sehr dankbar sein, dass ich an alles gedacht habe, um unseren Aufenthalt dennoch so angenehm wie möglich zu gestalten!“

„Gut, wenn Ihr denn Träger findet, die das alles durch Hitze und Wüstensand transportieren, soll mir das recht sein. Ihr wisst, dass ich viel lieber mit leichtem Gepäck zu Pferd oder mit dem Kamel reite und mein Ziel auf diese Weise schneller erreiche!“

„Wartet es ab, yes!“, bemerkte Lindsay knapp, und noch immer lächelnd, stieg ich in das inzwischen mit den Gepäckstücken gut gefüllte Abteil Erster Klasse, das mein Reisebegleiter für uns allein gemietet und bezahlt hatte, ebenso bei allen Anschlusszügen.

Die Eisenbahnfahrt nach Marseille verlief ohne Zwischenfälle und, sieht man einmal von der langen Fahrtzeit und dem Umsteigen ab, auch ziemlich bequem. Doch dann gab es eine kleine, aber unangenehme Überraschung. Unser Dampfer, bestimmt nach Tunis, war noch nicht eingetroffen. So blieb uns nichts anderes übrig, als ein Hotel aufzusuchen und die Ankunft abzuwarten, die uns vom Hafenmeisteramt zuverlässig für den nächsten Tag bestätigt wurde.

Also nutzten wir die Zeit für eine längere Ruhepause und aßen gemeinsam in einem vorzüglichen Fischrestaurant. Danach trennten wir uns, weil mein englischer Reisegefährte die Gelegenheit nutzen wollte, und einen seit vielen Jahren in dieser Stadt lebenden Engländer aufsuchte, der Jahre mit Ausgrabungen in Ägypten verbracht hatte. Wir hatten uns für den nächsten Morgen verabredet, wo die Eastern Star anlegen sollte und wir genügend Zeit zum Einschiffen hatten.

Ich verbrachte einen ruhigen Abend auf meinem Hotelzimmer, den ich für Aufzeichnungen und ein paar Briefe nutzte, um mit meinen verschiedenen Verlegern noch ein paar Punkte abzuklären. Und natürlich hatte ich einen längeren Brief an Emma zu verfassen, in dem ich ihr den bisherigen Reiseverlauf beschrieb.

Dass Lindsay am anderen Morgen nicht um neun Uhr an der Frühstückstafel erschien, machte mich noch nicht unruhig. Eine Stunde später wurde unser Gepäck abgeholt. Ich überzeugte mich davon, dass die Sachen des Engländers, am Vortag in einem verschlossenen Raum eingelagert, nun alle auf dem Karren landeten, der für unser Schiff bestimmt war.

Noch immer ließ sich Lindsay nicht sehen, und ich hatte die Überzeugung gewonnen, dass mein spleeniger Reisebegleiter noch irgendeine Gelegenheit nutzte, um seinen Landsmann zu treffen. Ich unternahm einen kleinen Spaziergang und erfuhr nach meiner Rückkehr, dass er bereits die Rechnung beglichen hatte und mich an Bord der Eastern Star erwartete. Das war, selbst bei den Marotten, die ich bereits kannte, doch etwas ungewöhnlich, und ich erkundigte mich bei der Rezeption:

„Sir David Lindsay hat wirklich bereits das Hotel verlassen? Und keine Nachricht für mich hinterlegt?“

„Nein, Monsieur, aber ich bin sicher, Sie werden Ihren Freund an Bord des Dampfers treffen. Er erzählte, dass er und Sie gemeinsam eine Expedition unternehmen wollen, um archäologische Gegenstände von höchster Bedeutung für das Britische Museum auszugraben und nach England zu bringen.“

Der junge Mann am Empfang war sehr freundlich und schien davon überzeugt zu sein, dass alles seine Richtigkeit hatte. Also dankte ich ihm, holte mein Gepäck aus meinem Zimmer und verabschiedete mich an der Rezeption und erhielt die Bestätigung, dass alles beglichen worden sei. Gut, dann handelte es sich wahrscheinlich um eine weitere Schrulligkeit Lindsays, und ich schulterte meine verpackten Waffen, griff die Reisetasche und ging langsam hinunter zum Hafen, wo der Eastern Star tatsächlich bereits unter Dampf stand.

Ich begab mich an Bord, erhielt vom Steward meine Kabine – natürlich in der Ersten Klasse – angewiesen, brachte mein Gepäck und die Waffen unter und – wartete auf Sir David Lindsay.

Stunde um Stunde verrann, ohne dass er zu sehen war. Ich stand auf dem Deck, als man bereits Vorbereitungen für die Abreise traf. Als die Mannschaft schließlich begann, die Taue zu lösen und die Gangway einzuholen, wurde ich nervös und ging zum Kapitän, der mich mit großen Augen und hochgezogenen Brauen musterte, als ich ihm vom Fehlen meines Reisegefährten berichtete und um einen Aufschub bat.

„Wie stellen Sie sich das vor, Monsieur? Die Abfahrt muss ich schon wegen der Gezeiten einhalten, Ihr Freund hat nur noch eine knappe Frist, und ich will gern bis zum letzten Augenblick warten, aber dann müssen wir pünktlich ablegen!“

„Aber Sir Lindsay würde Sie dafür bezahlen, wenn es zu einer Verzögerung durch ihn kommt!“, antwortete ich verzweifelt.

Der Kapitän zuckte die Schultern.

„Mag sein, dass er zahlungskräftig genug ist, aber ich habe auch Verpflichtungen gegenüber der Reederei. Es tut mir leid, aber ich kann die Abfahrtszeit nicht für einen einzelnen Passagier überschreiten. Wollen Sie wieder ausschiffen, dann lasse ich Ihr Gepäck sofort an Land bringen?“

Ich zögerte noch einen Moment, dann sagte ich mir, dass Lindsay vielleicht über Gebühr bei seinem Landsmann aufgehalten wurde und er möglicherweise auch noch ein Boot chartern würde, um den Dampfer einzuholen.

„Nein, besten Dank, ich bleibe an Bord und rechne fest damit, dass er noch rechtzeitig vor dem Ablegen eintrifft!“, antwortete ich und stellte mich wieder an die Reling, um den Kai im Auge zu behalten.

Aber alles Hoffen war vergeblich, die Abfahrtzeit war schließlich erreicht, die Eastern Star ließ noch einmal die Dampfpfeife ertönten, dann hieß es endgültig Leinen los! Die Maschinen begannen zu stampfen, der Dampfer legte ab, und rasch vergrößerte sich der Abstand zum Land. Noch immer stand ich auf meinem Fleck und hielt Ausschau, dann musste ich schließlich aufgeben.

Was auch immer geschehen war, Sir David Lindsay hatte die Abreise verpasst. Das war fatal, aber ich gab die Hoffnung nicht auf, dass er noch einen Weg finden würde, um unterwegs an Bord zu kommen.

Natürlich machte ich mir Vorwürfe, nicht zurück an Land gegangen zu sein – aber es war zu spät, wir waren unterwegs. Jetzt blieb mir nur noch die Hoffnung, dass Lindsay den nächsten Dampfer erwischte und wir uns bei seinem Geschäftspartner in Tunis treffen würden. Dessen Adresse hatte ich zum Glück, denn von dort aus sollte unsere Weiterreise organisiert werden.

Am zweiten Tag hatte ich das wundervolle Wetter und die glatte See genossen, war eine Weile auf dem Sonnendeck und unterhielt mich sehr angelegentlich mit einem deutschen Ehepaar, das ebenfalls den Orient aufsuchen wollten und von Tunis ihre Weiterreise nach Bagdad plante. Er war als Ingenieur bei der Bagdad-Bahn angestellt und kehrte nach einem mehrwöchigen Erholungsurlaub zusammen mit seiner Frau wieder zurück.

Dann ging ich zurück zu meiner Kabine und entdeckte dabei jemand, der sich an meiner Tür zu schaffen machte. Rasch eilte ich hinter den Mann, der sich über das Türschloss gebeugt hatte und räusperte mich kräftig. Wie vom Blitz getroffen fuhr der Mann herum und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Seiner Erscheinung nach mochte er persischer Herkunft sein, und als er mich jetzt in französischer Sprache anredete, bestätigte das sein Dialekt.

„Oh, Effendi, Sie haben mich aber sehr erschreckt! Ich bin der Hilfssteward und bringe Ihnen eben eine Flasche Selters!“

Dabei deutete er auf die noch verschlossene Flasche, die er vor sich auf dem Boden abgestellt hatte. Sein Gesichtsausdruck schien mir jedoch das personifizierte schlechte Gewissen zu sein.

„Aha, und ich hatte schon Sorge, dass jemand bei mir einbrechen wollte!“, antwortete ich, und das nur leicht dunkle Gesicht des Mannes wurde eine Spur dunkler vom Blut, das ihm in die Wangen schoss.

„Aber nein, Effendi, für alle Passagiere der Ersten Klasse gibt es an Bord der Eastern Star täglich eine Flasche vom guten Selterswasser! Wussten Sie das nicht?“

„Nein, das war mir nicht klar, aber warten Sie, ich helfe Ihnen!“

Damit fasste ich an den Schlüssel und drehte ihn leicht, meine Kabinentür schwang auf, der Perser bückte sich nach der Flasche und überreichte sie mir.

„Bitte um Entschuldigung, Effendi, wenn ich Sie gestört habe. Die Kabinentüren klemmen manchmal, deshalb konnte ich nicht sofort aufschließen.“

Ich musterte den Mann noch einmal kritisch, zumal er zwar sehr saubere Kleidung trug, nicht aber eine der an Bord üblichen Uniformen.

Nun, wahrscheinlich waren meine Nerven durch die Ereignisse der letzten Tage ein wenig strapaziert, und ich sah Gefahren, wo es doch um Harmloses ging. Der Perser verbeugte sich noch einmal und verschwand, während ich ihm nachschaute.

Ich maß diesem Vorfall allerdings keine große Bedeutung zu, und als ich den Hilfssteward später erneut auf den Gängen mit den Flaschen hantieren sah, nickte ich ihm immer freundlich zu.

Die Überfahrt verlief ansonsten ruhig und ohne weitere Vorfälle. Mit dem deutschen Ehepaar nahm ich die Mahlzeiten ein und tauschte mich mit ihnen über Land und Leute aus. Moritz Schweidner war Ingenieur aus Hamburg und hatte schon viel von der Welt gesehen. Da die nächsten Monate ihm keine Möglichkeit geben würden, für kurze Zeit in die Heimat zu reisen, hatte sich seine Frau entschlossen, mitzukommen und in der kleinen Wohnung im europäischen Viertel von Bagdad zu wohnen, wo auch einige andere deutsche Frauen ihr Quartier bezogen hatten.

Wir verabschiedeten uns herzlich und versprachen uns, nach Möglichkeit einmal in Bagdad zu treffen. Schweidner übergab mir einen Zettel, auf dem er seine Adresse notierte.

In Tunis angekommen, war meine erste Sorge, Lastenträger für unser umfangreiches Gepäck anzufordern, denn die Ausrüstung des Engländers war ja bereits an Bord geschafft worden. Wer das wuselige Treiben in der Altstadt von Tunis, der Medina, kennt, wird sich nicht wundern, dass ich Mühe hatte, den beiden Karren zu folgen, die sich rücksichtslos einen Weg durch die Menge bahnten. Schon am Bab el Bhar, dem alten Hafentor und Überrest der einstigen Stadtmauer, gab es dichtes Gedränge. Zwischen den Menschenmassen, die sich hier nach allen Seiten schoben, gab es auch einfache Karren, die von Eseln gezogen wurden, dazu aber auch vornehme Kutschen mit einem leichten Sonnendach. Europäisch aussehende Damen saßen dort zu ihrem Ausflug, wedelten sich frische Luft mit den Fächern zu und sahen mit sehr arrogant wirkenden Mienen auf das Treiben rund um ihr Fuhrwerk. Lastenträger keuchten unter ihren schweren Kisten und Säcken, die sie sich auf die Schultern geladen hatten oder mit Handkarren hinter sich her zogen.

Über allem stand gleißend der feurige Sonnenball und sengte mit seinen Strahlen unbarmherzig von einem hellblauen, wolkenlosen Himmel herunter. Gerüche von kleinen Garküchen, aus den Cafés am Bab el Bhar und dazu die Ausdünstungen von Menschen und Tieren lagen über der Medina, und diese seltsame, besonders dem Orient eigene Atmosphäre schlug mich sogleich wieder in ihren Bann. Doch schon nach den ersten Schritten spürte ich, wie mir der Schweiß den Nacken und die Stirn herunterlief, und ich war deshalb froh, als wir nach einem etwa zwanzig minütigen Weg endlich vor einem größeren Haus hielten.

In roten Buchstaben war auf einer weißen Tafel in arabischer und französischer Sprache vermerkt: Selim Agha Bey – Import & Export, Art & Antique. Erst jetzt fiel mir ein kleines Messingschild neben der Haustür auf, das wie ein Wappen aussah. Ein Mann stand auf einem geflügelten Löwen, und ich erinnerte mich an den Spruch dazu, den ich bereits aus Dresden vom Lagerhaus in der Hafenstraße kannte: Amat Victoria Curam. Seltsam. War das Zufall oder hatte diese Firma überall auf der Welt ihre Zweigstellen? Ich nahm mir vor, mich so unauffällig wie möglich nach den Zusammenhängen zu erkundigen, als die Haustür geöffnet wurde und mich ein Diener in einem einfachen, schlichten Kaftan in das Empfangszimmer führte, wo sich gleich darauf eine Tür zu einem anderen Zimmer öffnete und ein europäisch gekleideter Herr eintrat, der allerdings zu seinem dunklen Anzug einen dunkelroten Fez trug.

„As-salāmu ʿalaikum“, begrüßte er mich, „der Frieden auf Euch!“

Ich verneigte mich leicht und antwortete:

„Wa-ʿalaikumu s-salām – Und auf Euch der Frieden!“

Damit war ein hohes Maß der Höflichkeit zwischen einem Muslim und einem Christen gewahrt, denn es wurde allgemein empfohlen, einen Nicht-Muslim mit der Formel „as-salāmu ʿalā man ittabaʿa l-hudā“ zu begrüßen, was übersetzt bedeutet „Friede sei mit dem, der der wahren Religion folgt.“

„Sie müssen Kara Ben Nemsi Effendi sein, ganz so, wie man Sie mir beschrieben hat. Ich bin Selim Agha Bey und habe die Ehre, für Sir David Lindsay alles für die bevorstehende Weiterreise zu veranlassen.“

„Wunderbar, aber zunächst gilt meine Sorge unserem gemeinsamen Bekannten, und ich muss Ihnen erklären, dass Sir David den Dampfer verpasst hat …“

Selim Agha Bey lächelte verbindlich, und als uns der Diener jetzt Kaffee und Tabak auf einem kleinen Tischchen servierte, erklärte er dazu:

„Sir David wurde mit einer vollkommen unsinnigen und ärgerlichen Geschichte aufgehalten. Er hat uns telegrafiert und wird in zwei Tagen in Tunis mit einem englischen Dampfer eintreffen.“

„Ah, das höre ich natürlich gern. Was ist denn in Marseille geschehen?“

Während wir den heißen Kaffee genossen, berichtete der Kaufmann.

„Jemand machte ein großes Geschrei, als Sir David aus dem Hotel ging und zum Hafen gehen wollte. Er wurde des Diebstahls beschuldigt, und da er kein Wort von den vorgebrachten Vorwürfen verstand, der laut um Hilfe schreiende Mann ihn zudem versuchte, am Rock festzuhalten und dafür einen Boxhieb erhielt, sperrte man ihn kurzerhand ein, bis sich ein Dolmetscher für ihn fand.“

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, denn diese Geschichte konnte ich mir lebhaft gut vorstellen. Lindsay, der sich nie in seinem Leben auch nur bemüht hatte, eine andere Sprache zu erlernen, war da in eine unangenehme Situation geraten, in der ein klärendes Wort alles rasch geändert hätte – nicht aber ein wütender, um sich schlagender Englishman. Es war ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern, und ich hatte so eine Zeitspanne, die leicht zu überbrücken war.

„Wenn es Ihnen recht ist, Effendi, so lasse ich Sie durch meinen Diener in das Hotel geleiten, das ich auf Wunsch Sir Davids ausgesucht habe. Die großen Teile seines Reisegepäcks verbleiben in meinem Lagerhaus, und nach seiner Ankunft regeln wir alles Weitere für Ihre Reise.“

„Das soll mir sehr recht sein!“, erwiderte ich und erhob mich. „Sie haben ja ein sehr schönes Haus und handeln, wie ich gesehen habe, mit Antiquitäten und Kunst.“

„Sehr richtig!“, antwortete der Kaufmann und verbeugte sich leicht. „Die Spezialität meines Hauses sind babylonische Gegenstände, die von den Ausgrabungen im Zweistromland stammen. Ich darf sie mit der Genehmigung unserer Regierung an Museen in der ganzen Welt verkaufen, natürlich erhält der Staat dafür hohe Summen.“

Er lächelte verbindlich und geleitete mich zur Tür, wo mich schon der Diener erwartete.

„Sagen Sie“, bemerkte ich etwas zögerlich, „handeln Sie auch mit diesen Dingen in Deutschland?“

Der Kaufmann riss die Augen erstaunt auf und schüttelte dann seinen Kopf.

„Nein, bedauerlicherweise noch nicht – warum fragen Sie, Effendi? Haben Sie Interesse?“

„Ich glaube nicht, dass ich mir so alte Stücke erlauben könnte. Nein, aber ich sah an Ihrer Eingangstür ein interessantes Messingschild und glaubte, so etwas einmal in meiner Heimat gesehen zu haben.“

Ein blitzschnelles Zusammenziehen seiner Stirnfalten, dann lächelte mein Gegenüber erneut verbindlich.

„Das ist nicht ein Emblem meines Geschäftes, sondern einer privaten Vereinigung von Anhängern einer uralten Kultur. Wenn es sich ergibt, erzähle ich Ihnen gern mehr davon, jetzt aber bitte ich, mich zu entschuldigen!“

Damit verbeugte er sich, und der Diener ging mir voraus. Er trug meine Reisetasche, während ich das Paket mit den Waffen geschultert hatte.

Das Verhalten und die Erklärung Selim Agha Beys kamen mir merkwürdig vor. Der Mann schien aalglatt zu sein, ein echter Kaufmann, der bereit wäre, für ein gutes Geschäft auch seine eigene Großmutter zu verkaufen. Nachdenklich folgte ich dem Diener durch die engen Gassen und Straßen der Medina, bis wir vor dem Hotel standen, das von den meisten Europäern in Tunis bevorzugt wurde. Hier entlohnte ich den Mann mit einem ordentlichen Bakschisch, das ihn in höchste Verzückung versetzte und mir seine ewige Freundschaft sicherte.

Mein Orient-Tagebuch: Der Löwe von Aššur

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