Читать книгу Das Jahr mit meinem Pony - Torbjörg Hagström - Страница 10

Zwischen den Deichseln

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Ich leihe mir einen alten Schlitten für Strolch aus, kann ihn aber ohne fremde Hilfe nicht anspannen. Wenn ich allein bin, bewege ich ihn, indem ich ihn an der Doppellonge führe. Ich soll ihn noch nicht gleich reiten. Das hat Zeit.

Eines Tages bieten mir Sven und Ulla, die Kinder auf dem Hof, ihre Hilfe an. Der Schlitten steht vor dem Stall, schon in Fahrtrichtung gestellt. Endlich haben wir Strolch soweit, daß er zwischen den Deichseln steht. Ich rede beruhigend auf ihn ein und gebe ihm etwas Hafer, während Sven und Ulla je eine Deichsel hochheben, den Lederriemen durchziehen und gleichzeitig spannen.

„Brav, Strolch“, lobe ich das Pony und lasse den Kleinen noch ein bißchen fressen.

Dann mache ich einen Schritt zur Seite, um den Futtereimer abzustellen. Strolch wirft sich herum, versucht, mit dem Schlitten hinter sich zu wenden und steigt in seiner Aufregung mitten hinein in den verschneiten Gerümpelhaufen an der Scheunenwand.

Ich erwische die Zügel und bringe ihn in die richtige Richtung. Von einem seiner Vorderbeine tropft es rot in den weißen Schnee. Er hat sich verletzt.

Ulla muß ihn halten, während ich die Wunde untersuche. Der Schnitt scheint zwar nicht tief zu sein, außerdem ist er verdeckt von den dichten Zottelhaaren. Aber das Blut tropft weiter. Wir können nicht mit einem Pferd ausfahren, das eine Blutspur hinter sich herzieht. Strolch muß verarztet werden. Zum Glück weiß ich Bescheid.

Gittans Töchter leihen mir eine Binde, die ich ihm um das Bein wickele. Endlich startklar! Bis zur großen Straße gehe ich neben dem Schlitten, dann halten wir einen Augenblick an. Ulla begleitet mich. Da keine Autos zu sehen sind, schnalze ich, und Strolch zieht den Schlitten über die Straße. Willig geht er weiter, bis wir einen kleinen Schneewall überwinden müssen. Das Ziehen wird mühsamer, Strolch fängt an, wilde Kapriolen zu machen und zerrt an den Deichseln.

Erst als wir auf die geräumte Dorfstraße kommen, können wir uns auf den Schlitten setzen und mitfahren. Hier gleiten wir leicht dahin. Die hübschen, unbeschlagenen Hufe des Ponys traben eifrig; die Enden der weißen Bandage flattern mit den Bewegungen der schmalen, dunklen Beine. Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir wieder zurück. Am nächsten Tag helfen mir Sven und Fritte. Ich führe den unwilligen Strolch am Zügel zwischen die Deichseln, halte ihn, und Sven und Fritte heben die Deichseln an.

Strolch steigt, er wehrt sich gegen die erhobenen Deichseln. Mir stockt der Atem, als ich sehe, wie er über den beiden Männern steht. Der runde, braune Rücken, die struppige, schwarze Mähne auf dem gebogenen Nacken, die Vorhand hoch in der Luft … dann stürzt er rückwärts – seitlich auf den festgetretenen Schnee; sein Nacken trifft eine Handbreit neben den spitzen, nach oben gebogenen Schlittenkufen auf den Boden.

Rasch wälzt er sich auf die Seite und kommt wieder auf die Füße, jetzt mit dem Kopf zu mir gewandt. Ich halte ihn schnell fest und rede beruhigend mit ihm.

„Wenn er so eine Angst vor den Deichseln hat, ist es sinnlos, ihn anzuspannen!“ stellt Fritte fest, als ich die verwirrten Leinen ordne. „Du mußt ihn erst besser an die Deichseln gewöhnen, bevor wir wieder fahren können. Und spanne ihn bitte nicht allein an! Das ist gefährlich für euch beide!“

Nie im Leben hätte ich ihn allein angespannt. Zu deutlich sehe ich die spitzen Schlittenkufen vor mir. Ich bin so froh, daß meinem Pony nichts passiert ist. Wir werden in aller Ruhe mit ihm üben.

Das Jahr mit meinem Pony

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