Читать книгу In 60 Buchhandlungen durch Europa - Torsten Woywod - Страница 10

MENDO

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MENDO ist eine relativ junge Spezialbuchhandlung, die sich selbst als »candy store for book aficionados«, also eine Art Süßwarenladen für Buchliebhaber, bezeichnet.

Dass sie in erster Linie auf Bildbände aus den Bereichen Kunst, Design, Fotografie, Mode und Reise spezialisiert ist, sieht man auf den ersten Blick … Diese Buchhandlung ist selbst ein Kunstwerk!

Während die seitlichen Regalwände, der Boden, die Decke und die Möbel allesamt schwarz daherkommen, funkelt im hinteren Bereich eine Spiegelwand. An der Decke kontrastiert eine silberne, bis nach hinten durchlaufende Spotleiste mit dem Rest und leuchtet die linke Regalseite komplett aus. Auf der rechten Seite hängen silberne Halbkugeln von der Decke, die vor allem die Tischpräsentationen ins richtige Licht rücken.

Dahinter folgt eine Wand in einem warmen Rotton, die nicht nur für einen großflächigen Farbkontrast sorgt, sondern auch den Eingangsbereich von dem hinteren Ausstellungsraum abtrennt – dazwischen liegen fünf Stufen und ein schmaler Gang. Hier hat alles ein ästhetisches Konzept. Ich muss an den Onlineauftritt der Buchhandlung denken, der schon für sein besonderes Präsentationskonzept unter anderem mit dem »Dutch Design Award« ausgezeichnet wurde.

Roy, einer der Gründer, mit dem ich vorab ein wenig gemailt und mich leichtsinnigerweise erst für den morgigen Sonntag verabredet habe, ist heute nicht da – stattdessen nimmt mich der Buchhändler Iljaas in Empfang, dem die Beleuchtung von MENDO extrem schmeichelt: Ohnehin ein etwas dunklerer Typ, wirkt sein Gesicht hier honigfarben und eben. Meinen Teint kann heute wohl nichts mehr auffrischen, also konzentriere ich mich lieber darauf, Iljaas mein Reiseprojekt vorzustellen. Er ist sofort Feuer und Flamme. Ich erfahre von ihm, dass MENDO 2002 gegründet wurde und just in diesen Tagen einen zusätzlichen Pop-up-Store im Hôtel Droog eröffnen wird.

Wir schlendern durch den Laden, während Iljaas mich mit weiteren Informationen über MENDO versorgt und es ihm sichtbar Freude bereitet, mich auf meiner ersten Entdeckungstour durch die Buchhandlung zu begleiten. Zwischen den mitunter sehr speziellen Titeln, wie einem Bildband über Luxus-Armbanduhren, finden sich immer wieder großartige Fotobände, die ich am liebsten sofort mitnehmen würde: High Tide. A Surf Odyssey ist so ein Buch, das nicht nur in Bezug auf seine Haptik seinesgleichen sucht, sondern auch inhaltlich beeindruckt: Unglaubliche Natur- und Surfaufnahmen, die sofort für Fernweh sorgen – und während ich mich durch den großformatigen Bildband blättere, kommt mir plötzlich wieder Krakauers In die Wildnis in den Sinn.

Ich lege den Bildband zurück, und wir gehen nochmals in den hinteren Teil der Buchhandlung. Als ich die lange Regalwand entlanglaufe und mir die darin ausgestellten Titel genauer ansehe, bemerke ich die vielen schwarzen Buchrücken, die einen MENDO-Schriftzug tragen.

Iljaas lacht und erklärt, dass dies nur Bücherattrappen seien. Dieser Idee liegt das Konzept zugrunde, dass man die komplette Buchhandlung aus Büchern bestehen lassen wollte, Regalflächen und Wände inklusive! Ich fahre mit meiner Hand an der Regalwand und den unzähligen stilisierten Buchrücken entlang und versuche vorsichtig, einen dieser mattschwarzen MENDO-Titel zu entnehmen … unmöglich. Ein wenig berauscht von diesem Designkonzept trete ich ein paar Schritte zurück und betrachte die Regalwand noch einmal aus einer etwas größeren Entfernung: Eine Buchhandlung, die komplett aus Büchern gebaut ist – eine geniale Idee!

Iljaas fügt an, dass diese Bücherregale ganz aktuell auch im Zentrum einer neuen Veranstaltungsreihe stünden, die sich The Shelf Sessions nennt und im Herbst Premiere feiern wird (übrigens mit dem Brüderpaar Frank und Ronald de Boer, ehemals niederländische Fußballnationalspieler).

Ich werfe noch einen letzten Blick in einen weiteren Reisebildband, bevor ich mich von Iljaas verabschiede und die Buchhandlung in Richtung Innenstadt verlasse.

Drei Grachten weiter östlich, direkt neben der alten Lutherkirche und der Universitätsbibliothek gelegen, befindet sich die Spui – ein zentraler, weitläufiger Platz, auf dem gerade der Boekenmarkt op het Spui stattfindet. Doch mein Ziel ganz in der Nähe ist:

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