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6.3 Religionsgeschichtliches Wissen in mittelalterlichen Enzyklopädien

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Enzyklopädien sind „Nachschlagewerke, die in Form von detaillierten Auskünften einen vollständigen Überblick über den zeitgenössischen Stand des Wissens einer, mehrerer oder aller Disziplinen zu geben suchen“ (Jürgen Mittelstraß, bei Conrad: 32). Die Verfasser der mittelalterlichen Enzyklopädien wollten das gebündelte Wissen ihrer Zeit den Lesern zur Verfügung stellen. Handbücher, Universalgeschichten und Enzyklopädien entstanden: ausführliche, umfangreiche, thematisch breit aufgestellte Wissenssammlungen für praktische Zwecke. Einer der frühesten mittelalterlichen Enzyklopädisten war der spanische Mönch und Heilige Isidor von Sevilla (um 560–636). Er bot eine prägnante Zusammenfassung der geistigen Grundlagen Europas: antikes Erbe, Bibel, frühe Kirchengeschichte. Sein Wissen stammte aus bekannten antiken Quellen. Isidors Interesse an ethnologischen bzw. religiösen Inhalten ist nicht sehr ausgeprägt. In Buch 8 („Kirche und Sekten“) beschreibt er jedoch Kirche und Synagoge; Religion und Glauben; Häresie und Schisma; Christliche Häresien; Philosophen der Völker; Dichter; Sibylle; Magier; Heiden; Heidnische Götter. Isidors Werk mag als Beleg dafür dienen, wie gering das mittelalterliche Wissen über andere Völker und Religionen war.

600 Jahre später legte der franziskanische Scholastiker Bartholomäus Anglicus (um 1190–nach 1250) seine 19-bändige Enzyklopädie „De proprietate rerum“ („Die Ordnung der Dinge“) vor. In diesem Werk wie auch in anderen mittelalterlichen Enzyklopädien werden die „Realien“, die wirklich existierenden Dinge und Tatsachen, oft durch wundersame, legendäre, abergläubische Phantasien überwuchert.

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