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Mal weg

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Der Geburtstag begann in aller Frühe. Fieberhaft und gründlich wurde seit sechs Uhr morgens das Haus in einen präsentablen Zustand versetzt, Topfblumen durch frische Schnittblumen ersetzt, ein Buffet errichtet, Getränke bereitgestellt, drei Cocktailtische, von einem der fünf Hotels der Stadt gemietet, im Wohnzimmer aufgestellt, die Gardinen frisch gewaschen, aufgehängt und drapiert.

Um elf Uhr kam der erste Gast, der Pfarrer, Ansmeyer, ungewohnt, nicht einem Senior, sondern einem Abiturienten einen Geburtstagsbesuch abzustatten, leutselig und mit besten Wünschen auf den Lippen. Alfons sei eine große Bereicherung für Gemeinde und sonstige Umgebung, aber er könne auch gut verstehen, dass es Menschen gebe, die sich ein wenig auf Abstand halten möchten. Alfons hatte den Konfirmandenunterricht besucht, eine kleine und nach seinen Wünschen eher besinnliche Konfirmationsfeier über sich ergehen lassen und es geschätzt, dass der Pfarrer sein Verhalten, „blind“, Sonnenbrille, im Wesentlichen akzeptiert hatte. Er konnte Ansmeyer leiden, auch wenn es ihm nicht gelungen war, nach der Konfirmation den Weg zur Kirche außerhalb fotografischer Interessen noch einmal zu finden. Alfons tat das Verabredete, grüßte den Pfarrer freundlich, wechselte ein paar Worte mit ihm, versicherte ihm, dass es eine gute Zeit im Konfirmandenunterricht war, und freute sich, dass dann sein Vater die Regie der Konversation übernahm.

Einer der Journalisten war der nächste Gast, er kam schnell zur Sache und wandte sich nach einer kurzen Gratulationshöflichkeit an den Vater, der jetzt den ersten Einsatz der vorbereiteten Verträge witterte.

Der Bürgermeister, Ernst Wildemann, ließ, ein Glas Sekt in der Hand, Alfons wissen, ein wie wichtiges Mitglied der Kleinstadtgemeinde er sei, wie stolz hier alle auf ihn seien, und dass man sich wünsche, ihn nicht zu verlieren, trotz gerade mit guten Noten in sehr jungem Alter bestandenen Abiturs und dem, was danach so kommen möge. Alfons lächelte freundlich und dankte. Erneut klingelte es, er nutzte die Situation, Vater das Gespräch mit Wildemann übernehmend, Georg an der Haustür, die Mutter in der Küche, und zog sich unauffällig zurück, griff nach dem vorbereiteten Rucksack, der angeblich für einen morgigen Ausflug gepackt am üblichen Ort lag, und verließ das Haus für immer durch die offene Terrassentür.


Der Kameramann

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