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Kriminalkommissariat Wilhelmshaven, Mozart­straße

Trevisan hob sein Glas in die Höhe und prostete Eike zu. »Auf deinen Hauptkommissar«, sagte er und trank einen kleinen Schluck.

Anlässlich der Beförderung von Eike Brun zum Hauptkommissar hatten sich Trevisan und seine Crew im Soko-Raum der Dienststelle zu einer kleinen Feierstunde versammelt. Es gab Sekt und Häppchen. Als Eike mit einem Löffel gegen das Glas schlug, verstummte das Lachen und alle Augen richteten sich auf den jungen Mann, der sichtlich gerührt war.

»Ich danke euch, liebe Kolleginnen und Kollegen«, sagte er mit hölzerner Stimme. »Ich bin nicht besonders gut im Redenhalten, aber ich bin stolz darauf, dieser Crew anzugehören. Mit Trevisan als unseren Kapitän und Monika, quasi als Steuerfrau, im Rücken und mit euch an der Seite sind wir unschlagbar. Ich hoffe, dass wir auch weiterhin so gut zusammenarbeiten, und möchte an dieser Stelle sagen, dass es Lentje oder Lisa ebenso verdient gehabt hätten wie ich. Ich hoffe, dass sich an unserer Zusammenarbeit nichts ändert, nur weil es zufällig mich getroffen hat.«

Lentje Kaplani winkte ab. »Mir kommen gleich die Tränen«, scherzte sie. »Die paar Kröten, die du jetzt mehr kriegst als wir, machen den Kohl nicht fett. Ist noch Sekt da?«

Alle lachten und prosteten sich zu.

Draußen schien die Julisonne, keine Wolke trübte den Himmel. Es war warm geworden im Norden, und Trevisan schaute auf seine Uhr. Es war kurz nach 16 Uhr am späten Nachmittag. In 20 Minuten war Feierabend, und er musste noch einen Blumenstrauß besorgen, einen großen Blumenstrauß, denn Paula hatte in der Nacht entbunden und einen strammen Sohn zur Welt gebracht.

Während die anderen miteinander scherzten, gesellte sich Monika an Trevisans Seite. »Wie geht es der jungen Mutter und dem neuen Erdenbürger?«, fragte sie.

»Bei meinem Anruf heute Mittag ging es beiden gut«, entgegnete Trevisan. »Der Kleine schläft und Peer ist bei ihr. Ich fahre später zu ihnen.«

»Wie fühlt es sich an, Opa zu sein?«

Trevisan lächelte. »Ich weiß es nicht, ist wohl noch zu früh, um was zu sagen. Zuerst will ich ihn mal in den Armen halten.«

Monika Sander nickte. »Es ist schon komisch: An den Kindern merkt man, dass man alt wird. Es ist, als hätte ich meine Kinder vor Kurzem in meinen Armen gehalten – und jetzt ist das Haus leer. Du wirst Opa, und ich bin schon Oma, nur bekomme ich davon nichts mit. Meine Enkel wohnen 400 Kilometer weit entfernt, und die Besuche halten sich in Grenzen. Ostern vielleicht, an Weihnachten, und das war es auch schon. Da hast du Glück, du siehst deinen Enkelsohn vor deiner Nase aufwachsen. Hat der Kleine schon einen Namen?«

Trevisan wiegte mit dem Kopf hin und her. »Er soll Ayk heißen.«

»Mike?«

»Nein, Ayk, A, Y, K«, buchstabierte Trevisan.

»Ist das dänisch?«

Trevisan schüttelte den Kopf. »Ayk ist ein alter friesischer Name, Paula hat ihn ausgegraben.«

»Das ist toll, Ayk Trevisan, ein Stammhalter.«

Trevisan lächelte. »Ja, ich bin nicht unglücklich darüber, dass Paula bei ihrer Trauung den Mädchennamen beibehalten hat. Obwohl Stenmark auch nicht schlecht klingt. Ich hoffe nur, dass sie glücklich wird, nach allem, was sie durchmachen musste.«

»Hey, ihr dort drüben!«, rief Eike. »Steht in der Ecke und blast Trübsal, und das bei meiner Beförderung.«

Trevisan und Monika nickten entschuldigend. »Keine Angst, wir freuen uns mit dir, wir schwelgen nur ein klein wenig in Erinnerungen.«

»Wann willst du es ihnen sagen?«, flüsterte Monika, denn außer ihr wusste niemand darüber Bescheid, dass Trevisan Opa geworden war.

»Ich möchte ihn erst einmal in den Händen halten«, entgegnete Trevisan, bevor sie ihre Ecke verließen und sich zu den anderen gesellten. Eike schenkte Trevisans Glas erneut voll. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Thorke Oselich betrat den Raum.

»Schön, es sind ja noch alle da«, sagte sie.

»Kommt wohl auch zum Gratulieren«, bemerkte Lentje leise. Eike schüttelte den Kopf. »Hat sie doch heute früh schon, als ich die Urkunde bekam.«

»Ich muss einen Augenblick um Ruhe bitten«, ergriff Thorke Oselich erneut das Wort. Sie wartete, bis im Raum Ruhe eingekehrt war.

»Mich hat soeben der Polizeipräsident angerufen«, fuhr sie fort. »Bürgermeister Enno Ollmert aus Diekenhörn wird seit drei Tagen vermisst. Der Präsident will, dass wir den Fall übernehmen.«

Trevisan runzelte die Stirn. »Wieso wir? Dafür ist doch die Vermisstenstelle zuständig.«

»Jetzt nicht mehr«, entgegnete Thorke Oselich. »Die Küstenwache hat heute vor Baltrum seine Jacht aufgebracht. Führerlos ist sie dort herumgetrieben. Es ist eine Menge Blut an Bord.«

Verschollen in Ostfriesland

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