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Kimbern und Teutonen besiegen Römer
ОглавлениеVon Entdeckungen dieser Art waren die wilden Germanenstämme nördlich der Alpen weit entfernt, als sie Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. das römische Imperium ins Wanken brachten. Die Kimbern und Teutonen wurden vermutlich durch Sturmfluten aus ihrer Heimat Jütland vertrieben und durchzogen nun auf der Suche nach neuem Siedlungsraum West- und Mitteleuropa. Die Stämme vernichteten 113 ein römisches Heer in Kärnten, zwei weitere Armeen verlor die Republik 107 und 105 in Gallien.
Mit der Abwehr der Germanen, deren Angriff auf Italien nun befürchtet wurde, beauftragte der Senat schließlich den Konsul Gaius Marius. Dessen Familie gehörte zum Ritterstand, der gehobenen Mittelschicht der römischen Gesellschaft. Gefördert durch einflussreiche Senatoren, die auf sein außergewöhnliches militärisches Talent aufmerksam geworden waren, konnte Marius eine öffentliche Laufbahn beginnen. 109 nahm er als hoher Offizier am Krieg gegen den numidischen König Jugurtha teil. Als Konsul des Jahres 107 wurde er Oberbefehlshaber und beendete den Krieg gegen den numidischen Herrscher zwei Jahre später.
Zur Verteidigung Italiens begann Marius Anfang des Jahres 104 in Südfrankreich eine neue Armee aufzustellen. Da die Kimbern und Teutonen zunächst mit dem Angriff zögerten, nutzte er die Zeit zu einer grundsätzlichen Reorganisation des römischen Militärs. Diese so genannte „Marianische Heeresreform“ bedeutete die Abkehr vom Prinzip des Milizheeres und die Hinwendung zu einer gleichmäßig bewaffneten und ausgebildeten Berufsarmee. Mit den Schlachten bei Aquae Sextiae und Vercellae, in denen die Kimbern und Teutonen besiegt wurden, bestand diese neue Armee ihre erste Bewährungsprobe.
Marius, der nach diesem Erfolg als Retter Roms gefeiert wurde, hatte seit 104 ohne Unterbrechung das Konsulat bekleidet und stieg für kurze Zeit zur beherrschenden Figur der römischen Innenpolitik auf. Nach einem schweren Konflikt mit dem Senat Ende des Jahres 100 begann seine Stellung jedoch zu wanken. Sein Wirken in den nächsten Jahren trug entscheidend zum Ausbruch des später folgenden Bürgerkrieges bei.
Marius schuf mehrere Präzedenzfälle, die alle in die Richtung der Republik wiesen: Eine Berufsarmee von Soldaten, die in ihrer materiellen Versorgung vom Feldherrn abhing. Der erfolgreiche Militär, der, gestützt auf sein Heer, Politik machen konnte. Damit war eine Grundregel der republikanischen Amtsführung durchbrochen. Zunächst allerdings nur, weil es militärisch notwendig war.
Anschließend eröffnete Marius eine neue Phase der inneren Polarisierung. Jetzt zwischen der aristokratischen Senatspartei und Exponenten aus der Oberschicht, die aus politischem Ehrgeiz die Interessen der Unterschicht für sich einsetzten.
Der sich über zwei Jahre hinziehende so genannte Bundesgenossenkrieg demonstrierte noch einmal die Spannungen aus dem raschen Wachsen des Imperiums und dem Hinterherhinken seiner politischen Verfassung: Die Bundesgenossen fochten im Grunde nicht gegen Rom, sondern nur für ihre gleichberechtigte Integration in das herrschende Reichsvolk als römische Staatsbürger, die sie letzten Endes auch erhielten. Rom und Italien wurden damit rechtlich eine Einheit.
Die Niederwerfung der Keltiberer, der Seeräuber, der Sklaven unter der Führung von Spartacus und die siegreiche Beendigung des 3. Mithridatischen Krieges beförderten den Aufstieg des jungen Feldherren Pompeius, der jedoch im so genannten 1. Triumvirat die Macht mit neuen, kommenden Männern teilen musste: Caesar und Crassus. Der Bund wurde durch die Heirat des Pompeius mit Julia, der einzigen Tochter Cäsars, besiegelt. Die drei Männer gelobten, nichts zu unternehmen, was der andere missbilligen könnte. Nach dem Ausscheiden des Crassus durch seinen Tod in der Niederlage von Carrhae gegen die Parther, verengte sich die Konfrontation auf Pompeius, dem der Senat bereits als 25-jährigen einen Triumphzug genehmigt hatte, und Caesar.
Caesar, der überragende Feldherr und Politiker seiner Zeit, der Gallien bis zur Rheingrenze eroberte, der die Belger, die Helvetier, die Aquitanier, die Usipier, die Tenkterer, die Averner, die Bituriger, Sweben, Carnuten und Eburonen besiegte, galt nicht nur als geniale Führerfigur, sondern auch als gewiefter Taktiker. Als er seine siegreichen Truppen nach Italien führte und den Fluss Rubikon überschritt, löste er damit den Bürgerkrieg gegen die Senatspartei aus. Seinen Entschluss begründete er zynisch mit den Worten: „Der Verzicht auf diesen Übergang wird mir Unglück bringen, der Übergang aber allen Menschen.“ Ein Bürgerkrieg kam unter den herrschenden politischen Umständen – fast die gesamte bekannte Welt gehörte zum Römischen Reich – einem Weltkrieg gleich.
Dennoch scheute sich Caesar nicht, ihn zu beginnen. Hätte er, wie vom Senat am 1. Januar 49 gefordert, seine Truppen entlassen und wäre schutzlos nach Rom zurückgekehrt, so wäre er wegen wiederholter Verfassungsbrüche verurteilt und in die Verbannung geschickt worden. Das hätte mindestens das Ende seiner politischen Karriere bedeutet, vielleicht aber auch seinen Tod.
Die Feindschaft zwischen Caesar und dem Senat stammte aus dem Jahre 59 v. Chr., als der Eroberer Galliens Konsul war. Caesar war nicht bereit, sich geltenden Gesetzen unterzuordnen. Um sich und seinem damaligen Verbündeten Pompeius einen Machtzuwachs zu sichern, setzte er sich über verschiedene römische Gesetze hinweg und baute seine Position immer stärker aus. Teils durch Bündnisse, teils durch Bestechung, durch die er sich hoch verschuldete.
Caesar überschritt also den Rubikon und besiegte im Bürgerkrieg Pompeius und dessen Anhänger. Er errang dadurch die faktische Alleinherrschaft im römischen Weltreich. Der Diktator nutzte sie zu Reformen: Der Aureus als neue Goldmünze stabilisierte die Währung, die Einführung des Julianischen Kalenders in Weiterentwicklung des aus Ägypten übernommenen modifizierten Sonnenkalenders hatte weit reichende Folgen – bis heute. Caesars Stellung als Diktator, erst auf zehn Jahre, zuletzt auf Lebenszeit, lief auf eine verschleierte Form der Monarchie hinaus. Sie provozierte eine altrepublikanische Opposition unter Brutus und Cassius, die in der Ermordung des Diktators kulminierte.
Dialog. So könnte es gewesen sein:
Lukrez: „Edler Justinian, wir müssen etwas unternehmen. Die ehrwürdige römische Republik, der Staat unserer Väter, ist in Gefahr.“
Justinian: „Mein lieber Lukrez, dämpfe Deine Stimme. Die Spitzel Cäsars sind überall. Im Übrigen sagst du mir nichts Neues. Seit Cäsar, dieser aufgeblasene Empörkömmling, mit seinen Truppen den Rubikon überschritten hat, ist niemand mehr seines Lebens sicher, der sich gegen den Usurpator stellt.“
Lukrez: „Er wird nach der Königskrone greifen, da bin ich mir ganz sicher. Wir müssen ihn an dieser frevlerischen Tat hindern.“
Jusitinian: „Und wem haben wir das alles zu verdanken? Dem Gaius Marius, der durch seine Reformen das Berufsheer eingeführt hat. Diese Soldaten sinnen nur auf Beute, die Ideale Roms sind ihnen völlig gleichgültig.“
Lukrez: „Cäsars Soldaten treiben sich in Roms Spelunken herum und lassen ihren Feldherren hochleben. Sie werfen mit den Goldmünzen nur so um sich. Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher. Erst vorgestern haben betrunkene Legionäre den Senator Tullius verprügelt, nur weil er sie in ihre Schranken verweisen wollte.“
Justinian: „Ja, es ist weit gekommen mit unserer geliebten Republik. Vielleicht kann ja Cicero, mögen die Götter unserem Konsul ein langes Leben schenken, Cäsar in seine Schranken weisen.“
Lukrez: „Was kann schon eine gewandte Zunge gegen scharfe Schwerter ausrichten? Ich fürchte, mein lieber Justinian, wir gehen schweren Zeiten entgegen. Mit seiner gewaltigen Kriegsbeute aus Gallien hat Cäsar doch den halben Senat bestochen. Wer ihm nicht zu Willen ist, wird gedemütigt und von gedungenen Mördern beseitigt. Beim Plebs ist er beliebt wie kein zweiter. Gefällt er sich doch in der Rolle des großzügigen Dominus.“
Justinian: „Pssssst. Ich habe ganz im Vertrauen gehört, dass Cäsar im Osten Krieg führen will. Die aufrührerischen Parther müssen gezüchtigt werden, auch in Ägypten sind Unruhen ausgebrochen. Seine Hure Kleopatra hat nach ihm gerufen. Angeblich will er sie ja zur Königin über das ganze Imperium machen. Mein edler Lukrez, Du siehst wie ich mit Schaudern, wie weit es mit Rom gekommen ist. Auch Brutus und Trebonius sind über das Verhalten Cäsars empört. Vielleicht trifft unseren Diktator ja ein verirrter Pfeil ..... “
Lukrez: „ ...... Du meinst in den Rücken?“
Justinian: „Darauf kannst Du nicht hoffen. Die Truppen beten den Tyrannen an.“
Lukrez: „Vielleicht haben die Götter ja ein Einsehen und der große Feldherr stirbt auf dem Schlachtfeld den Heldentod.“
Justinian: „Oder sein Schicksal erfüllt sich im Senat. Dort führt er sich ja schon seit geraumer Zeit als Herrscher auf. Erst kürzlich ließ er einem Senator einen Eimer Mist über den Kopf schütten, weil der sich gegen das neue Ackergesetz stellte. Selbst Brutus war entsetzt. Lange kann das nicht mehr gut gehen. Wir sollten den Göttern ein großzügiges Opfer dafür bringen, dass sie ihn strafen.“