Читать книгу Als die Kaffeemühle streikte - Ulrike Strätling - Страница 10
Wenn der Wasserkessel pfeift
ОглавлениеDer Wasserkessel stand auf dem Herd und brodelte. Gleich würde das Wasser kochen und der Kessel pfeifen. Die Hausfrau Käthe hatte allerdings nicht vor, darauf zu warten. Stattdessen ging sie ins Schlafzimmer, um die Betten zu richten. Ihr Mann Willi saß ja in der Küche. Er war zwar ein bisschen schwerhörig, aber wenn der Kessel anfing zu pfeifen, würde er das bestimmt hören und sich darum kümmern.
Willi hatte seinen Kopf über ein Kreuzworträtsel gesenkt und war hoch konzentriert bei der Sache. Üüüüüüh! Der Kessel pfiff.
Käthe horchte, aber nichts rührte sich. Der Kessel pfiff weiter: Üüüühhh!
„Willi, der Kessel pfeift!“, rief sie laut.
Die Antwort war: „Wer keift?“
Käthe rief: „Der Kessel pfeift!“
Willi rief: „Ja, die Tomaten sind reif.“
Käthe holte tief Luft und schrie: „Das Wasser kocht!“
Willi rief: „Wer pocht? Ist jemand an der Tür?“
Verzweifelt versuchte Käthe es noch einmal: „Der Keeessel pfeiiift!“
Willi rief: „Ja, meine Knochen sind schon ganz steif.“
Und ich gehe nicht in die Küche, dachte Käthe wütend. Sie formte mit den Händen einen Trichter am Mund und rief: „Das Wasser kooocht!“
Als Antwort hörte sie: „Ja, die Kerzen haben einen Docht.“
Jetzt platzt mir gleich der Kragen, dachte Käthe. Willi soll sich endlich bewegen. Der Wasserkessel pfiff immer noch: Üüüüühhh! Da schrie sie aus Leibeskräften: „Nimm den Kessel vom Herd!“
„Wer hat ein Schwert?“, rief Willi.
Es hat keinen Zweck, dachte Käthe. Entweder er will mich ärgern, oder er hört wirklich so schlecht. Käthe warf das Kopfkissen aufs Bett und rannte in die Küche, um dem Lärm ein Ende zu machen.
Willi schaute vom Kreuzworträtsel auf und meinte: „Hat das Wasser gekocht?“
Käthe sagte nichts mehr, denn vom Schreien tat ihr schon der Hals weh. Sie dachte nur: Wäre ich doch lieber gleich gegangen, dann hätte ich mir die viele Schreierei erspart.