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Küchengeschichten Eine Kaffeetasse erzählt

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Glauben Sie mir, ich habe es auch nicht immer leicht gehabt. Genau wie bei Ihnen ging es mal rauf und mal runter im Leben. Harte und schlechte Zeiten, gute und schöne Zeiten, aber man denkt ja gerne an alles zurück.

Ich befinde mich im Besitz einer älteren Dame, die schon etwas zittrig ist. Sie heißt Adelheid und benutzt mich täglich, um ihren Kaffee aus mir zu trinken. Vielleicht sollte man besser sagen schlürfen, denn Adelheid schlürft ihren Kaffee so laut, dass einem die Ohren schmerzen.

Früher waren wir ein ganzes Service und erlebten viele Feiern und Feste. Die Tafel war dann festlich gedeckt und unter uns lag ein feines Damasttischtuch. Ich hörte immer gerne zu, wenn Klatsch und Tratsch das Tischgespräch der Gäste war.

Im Sommer 1952 freundete ich mich mit einem Henkelmann an. Er war nagelneu, jung und hübsch. Wir sahen uns am Abend und hatten dann die ganze Nacht für uns. Tagsüber war er im Bergbau, gefüllt mit Suppe. Deswegen roch er immer etwas streng, wenn er nach Hause kam. Meine Freundin, das Milchkännchen, sagte immer: „Der ist nichts für dich, ihr passt nicht zusammen.“ Und ich antwortete immer: „Halt dich da raus. Kümmere du dich lieber um deinen geliebten Zuckertopf.“

Weihnachten 1953 verlobten wir uns, mein Henkelmann und ich. Wir waren ein schönes Paar, so meinte ich jedenfalls. Doch mein Henkelmann hatte es nicht leicht. Unter Tage, das war kein Zuckerschlecken, da gab es keine Samthandschuhe, da herrschte ein raues Leben. Er bekam Dellen, Kratzer und sah bald nicht mehr so schön aus. „Siehste, das haste nun davon“, sagte meine Freundin, das Milchkännchen.

Doch wahre Liebe kommt von innen. Das bewies auch mein Henkelmann, als mein Blümchenmuster im Laufe der Zeit vom Spülwasser immer blasser wurde. Doch es tat unserer Liebe keinen Abbruch.

Eines Tages kam ein neuer Henkelmann ins Haus. Schön und stattlich, dagegen sah mein alter Henkelmann aus wie … na ja, lassen wir das. Zu der Zeit wurde ich vom übrigen Service ausgesondert und kam in den täglichen Gebrauch. Mein Henkelmann wurde als Vase für die Wiesenblumen benutzt, aber es stand ihm ausgezeichnet. So ist das nun mal, wenn man alt wird. Aber das Leben geht weiter und wir sehen immer nach vorn und machen das Beste daraus. Noch so viele schöne Jahre stehen uns bevor.

Jetzt, wo mein Henkelmann nicht mehr arbeiten muss, sehen wir uns jeden Tag von morgens bis abends. Und wenn Adelheid vergisst, mich in den Schrank zu stellen, sehen wir uns auch nachts. Das ist doch toll, oder?

Als die Kaffeemühle streikte

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