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3. Erste Schritte zu Beginn der Insulinpumpentherapie

Welche Fragen im Vorfeld einer Insulinpumpentherapie individuell beantwortet werden müssen, haben wir in Kapitel 1 erläutert. Ein passendes Insulinpumpenmodell und das geeignete Pumpeninsulin wurden ausgesucht und mit der Krankenkasse das Vorgehen zur Kostenübernahme geklärt. In diesem Kapitel beschreiben wir Schritt für Schritt den „Ernstfall“: Wie der Umstieg von der ICT auf die Pumpe gelingt. Die Darstellung orientiert sich an der Struktur einer Insulinpumpenschulung.


3.1 Technische Einweisung in die Bedienung der Insulinpumpe

Zunächst muss der zukünftige Pumpenträger mit den technischen Funktionen seiner Insulinpumpe vertraut gemacht werden. Die sogenannte „technische Einweisung“ ist laut Medizinproduktegesetz Aufgabe des Herstellers und wird in der Regel von einem Außendienstmitarbeiter durchgeführt. Teilweise wird dies an einen Diabetesversandhändler oder auch an freie Mitarbeiter delegiert. Anhand der jedem Gerät beiliegenden Gebrauchsanweisung werden schrittweise die grundlegenden Funktionen eingeübt.

Die technische Einweisung muss vor Beginn der eigentlichen Insulinpumpenschulung (siehe Kap. 2) erfolgen, damit sich der angehende Insulinpumpenträger noch einmal in Ruhe mit den technischen Details seiner Insulinpumpe vertraut machen kann. Zu Beginn der eigentlichen Pumpenschulung sollte die technische Bedienung der Pumpe dann kurz wiederholt werden, zumindest die essenziell nötigen Funktionen, wie:

Einlegen der Batterie

Einstellen von Datum und Uhrzeit

Programmieren der Basalrate

Abgeben eines Standard-Bolus

Stoppen der Insulinabgabe

Sonderfunktionen wie temporäre Basalratenänderung, alternative Bolusformen, Einsatz von Bolusrechner-Programmen, Abstellen von Piepstönen etc. sollten während der Schulung erst zu einem späteren Zeitpunkt erklärt werden, da eine zu große Informationsfülle am ersten Tag der Konzentration abträglich ist.

3.2 Wohin mit der Insulinpumpe? Übersicht über die Tragemöglichkeiten

Die „Pioniere“ der Insulinpumpentherapie benötigten fast einen Rucksack, um das Gerät und sein Zubehör ständig bei sich zu tragen. Im Zuge des technischen Fortschritts sind die Modelle heute viel kleiner und haben mit 100 g (inkl. Batterien) das Gewicht einer Tafel Schokolade.


Foto: Diabetes & Technologie

Ein monströser Vorläufer der modernen Insulinpumpen von 1963 zur intravenösen Zufuhr von Insulin und Glukagon (Kadish)

Wie und wo er die Pumpe am Körper trägt, entscheidet jeder Diabetiker nach persönlicher Vorliebe und Bequemlichkeit. Selbstverständlich kann der Ort situationsabhängig verändert werden.

Wird die Insulinpumpe ohne Schutzhülle in Kleidungstaschen oder Unterwäsche aufbewahrt, besteht prinzipiell immer die Gefahr, dass sie sich beim Bücken oder Umziehen „verselbstständigt“. Um einer Beschädigung des Gerätes vorzubeugen, sollte man die Insulinpumpe daher immer in einer dafür vorgesehenen Schutzhülle tragen.

Wohin also mit dem guten Stück?

Fast jeder zweite Pumpenträger steckt die Pumpe einfach in die Hosentasche. Wird die Pumpe dabei unter dem Gürtel durchgeschoben, ist der Insulinkatheter unauffällig verstaut und gut geschützt, und man bleibt z. B. nicht mit dem Katheter an einer Türklinke hängen. Viele Pumpenträger schneiden ein kleines Loch in das Innere ihrer Hosentasche, durch das sich mühelos ein abkoppelbarer Insulinkatheter schieben lässt. So kann es zu keinen „Verwicklungen“ mehr kommen und Pumpe und Katheter sind quasi unsichtbar.


Hosentasche

Zur Pumpengrundausstattung gehört u. a. eine passende Schutzhülle/Tragetasche mit Clip. Damit kann die Pumpe am Gürtel, am Hosenbund etc. befestigt werden, eine ebenfalls sehr beliebte Trageweise.

Frauen äußern häufig den Wunsch nach einer diskreten „hosenunabhängigen“ Tragemöglichkeit. Eine beliebte Variante ist, die Pumpe mittig im BH bzw. Bustier zu verstauen. Zum Bedienen der Pumpe muss sie nicht unbedingt herausgeholt werden, da einige Modelle über eine Fernbedienung verfügen. Außerdem kann die Insulinpumpe mit Stoffgurten unter der Kleidung befestigt werden, z. B. am Oberschenkel. Manche tragen die Pumpe an einer Kordel um den Hals.


Fotos: Roche


Fotos: Roche


Fotos: Medtronic, Omnipod, YpsoPump

Spezielle Pumpentaschen gibt es für alle Körperregionen und Lebenslagen.

Relativ neu sind Firmen, die eine größere Auswahl normaler Kleidungsstücke mit integrierten Pumpentaschen anbieten. Mehrere Hersteller haben sich auf diesen Markt spezialisiert, z. B. „AnnaPS“ mit mehr sportlichem Schwerpunkt (siehe Fotos) oder „Ruby Limes“ mit modischer Damenwäsche (siehe Fotos). Die Panties, BHs und Shirts verfügen über mehrere Pumpentaschen an ergonomisch günstigen Stellen. Der Katheterschlauch kann durch integrierte Öffnungen geführt werden. Weitere Beispiele siehe Tab. 1.


Fotos: NAthan, AnnaPS


Fotos: Anna PS, Ruby limes

Nathan Sportgurt (Bilder 1 und 2), AnnaPS (Bilder 3 bis 6) oder Ruby Limes (Bilder 7 und 8) – so findet jede und jeder ein geeignetes „Plätzchen“ für die Insulinpumpe.

Für Tätigkeiten, bei denen die Pumpe größeren Belastungen ausgesetzt wird, ist mittlerweile eine Auswahl an „Sportgurten“ erhältlich. Die Pumpe kann z. B. in einer gepolsterten Neoprentasche an einem breiten, elastischen Bauchgurt getragen werden oder mit speziellen Gurten am Rücken. Besonders praktisch sind Gurte der Sportler-Marke „Nathan“, die über bis zu vier voneinander getrennte Taschen verfügen. So können z. B. Insulinpumpe und Glukose-Gels verstaut werden, ohne dass man sich Sorgen machen muss, dass sich beides vermischt. Der Pumpenkatheter kann problemlos durch ein Loch, das eigentlich für Kopfhörerkabel gedacht ist, geführt werden. Weitere Beispiele siehe Tab. 1.

Gerade in der Anfangsphase bestehen oft Befürchtungen, man könne sich den Insulinkatheter durch unbedachte Bewegungen herausreißen, z. B. im Schlaf. Diese Ängste sind meist unbegründet, da die heutigen Pflaster sehr gute Klebeeigenschaften besitzen. Vor schweißtreibenden Aktivitäten, z. B. beim Sport, kann der Insulinkatheter mit zusätzlichem Klebematerial befestigt werden (siehe Kap. 3.3.3).

Bei einigen Gelegenheiten kann oder möchte der Pumpenträger sein technisches Hilfsmittel nicht dabei haben, z. B. beim Duschen, Schwimmen, Tauchen oder beim Sex. Für kurze Zeit kann eine Schlauchpumpe problemlos abgelegt werden, da fast alle Insulinkatheter inzwischen über eine Kupplung verfügen. Wie lange die Insulinpumpe abgelegt werden kann, ist individuell verschieden (siehe Kap. 9.9).

Und in der Nacht? Die „alten Hasen“ lassen ihre Insulinpumpe während des Schlafens meist frei im Bett liegen, ohne dass Komplikationen auftreten. Weitere beliebte Möglichkeiten sind eine Schlafanzugtasche oder ein weicher Bauchgurt (s. o.).

HerstellerProduktbeispieleHomepage
AnnaPSSportliche (Unter-)Wäsche mit integrierten Pumpentaschen, Armbänder, Taschen für rt/iscCGM- Systemehttps://www.annaps.com/de
Bre.paratPumpenbekleidung, Armbänder, Taschen für rt/iscCGM-Systemehttps://breparat.de/
DiaMonsterTaschen für Insulinpumpen und rt/iscCGM-Systemehttps://www.handmadebysweete.de/
DiaStuffAufkleber, Gurte für Insulinpumpen und rt/iscCGM-Systemehttps://www.diastuff.de/
FrioKühltaschen für Insulinpumpen- und pens, Kühlzubehör für den Körperhttps://frio.eu/
mellitusoneKleidung, Taschen, Aufkleber für Insulinpumpen und rt/iscCGM-Systemehttps://mellitus-one.de/
mysugarcaseTaschen und Bekleidung für Insulinpumpen, Messgeräte und rt/iscCGM-Systemehttps://www.mysugarcase.com/de/
NathanLaufgurte, Gürteltaschen für Insulinpumpen und rt/iscCGM-Systemehttps://www.nathansports.com/
PeelzAufkleber für Pumpen und rt/iscCGM-Systemehttps://pumppeelz.com/
PepmeupAufkleber für Insulinpumpen, rt/iscCGM-Systeme, Schmuck, Tattooshttp://www.shop.pepmeup.org
PrikkediefAufkleber und Taschen für Messgeräte, Pens, Pumpen etc., Schmuckhttps://www.prikkedief.com/
Ruby LimesModische Damen-Unterwäsche mit integrierten Pumpentaschenhttps://rubylimes.com/
SpibeltLaufgurte, Gürteltaschen für Insulinpumpen und rt/iscCGM-Systemehttps://spibelt.com/
TallygearTaschen und Armbänder für Insulinpumpen und rt/iscCGM-Systemehttp://www.tallygear.com/
ZuckerkinderInsulinpumpen- und Zubehörtaschen für Kinderhttp://www.zuckerkinder.de/
ZuckerschmuckAufkleber, Armbänder für rt/iscCGM-Systemehttps://zuckerschmuck.com

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Tab. 1: Einige Beispiele für Hersteller von Produkten, die das Leben mit Insulinpumpe und Sensorsystem einfacher oder schöner machen können: Unterwäsche und Shirts mit integrierten Pumpentaschen, Bauchgurte, Armbänder, Pumpentaschen, Aufkleber u. v. m.

3.3 Insulinkatheter

Eine konventionelle Insulinpumpe gibt das Insulin über einen speziellen Insulinkatheter ins Unterhautfettgewebe ab (auch „Infusions-Set“ genannt). Ein Insulinkatheter besteht aus einem Plastikschlauch, der mit dem einen Ende an die Insulinampulle angeschlossen wird. Das andere Ende läuft in einer dünnen Stahl- oder Teflonkanüle aus, die ins Unterhautfettgewebe eingeführt wird.

Der Insulinkatheter als Verbindungsglied zwischen Mensch und Maschine ist und bleibt der sensibelste Teil der Insulinpumpentherapie.

In den ersten Jahren der Pumpentherapie gab es noch keine speziellen Insulinkatheter. Mit den damals verfügbaren, für andere Zwecke entwickelten Kathetern traten eine Reihe von Problemen auf, die v. a. auf das verwendete PVC-Material zurückzuführen waren: Ausflockung von Insulin, Katheterverschlüsse, Verlust von Konservierungsstoffen und erhöhtes Infektionsrisiko an der Infusionsstelle. Durch produktionsbedingte Klebstoffe (zwischen Pumpe-Katheter-Verbindung und Schlauch oder zwischen Schlauch und Kanüle) wurden in seltenen Fällen allergische Reaktionen hervorgerufen. Zudem hatten die Katheter damals relativ große Schlauch- und Kanülendurchmesser, was zu einem hohen Insulinverbrauch beim Katheterwechsel führte und den Tragekomfort störte.


Abb. 1: Bestandteile eines Insulinkatheters (= Infusionsset). Weitere Informationen im Text.

Bei den heutigen Insulinkathetern sind diese Probleme glücklicherweise nicht mehr zu erwarten. Sie sind dank moderner Materialien (Polyethylen) optimal insulin- und hautverträglich und kommen aufgrund neuartiger Herstellungsprozesse gänzlich ohne Klebstoff aus. Die Insulinkatheter besitzen superfeine Kanülen ab 0,25 mm Durchmesser und einen entsprechend dünnen Schlauch. Dadurch wird der Tragekomfort verbessert und die Fließgeschwindigkeit des Insulins im Katheter erhöht, sodass auch sehr geringe Basalratenmengen ohne Verstopfungsgefahr fließen und Katheterverschlüsse inzwischen äußerst selten sind.

3.3.1 Individuelle Auswahl des passenden Insulinkatheters

Während der Insulinpumpenschulung sollte täglich ein Wechsel des Insulinkatheters durchgeführt werden. „Anfänger“ gewinnen dadurch Routine und Sicherheit und können verschiedene Modelle persönlich testen. Es ist nicht empfehlenswert, sich nach einmaligem Gebrauch auf einen bestimmten Typ festzulegen. Zu Beginn der Therapie sollten vielmehr kleinere Mengen verschiedener Insulinkatheter zur Verfügung gestellt werden, um sie unter Alltagsbedingungen individuell zu testen. Insulinkatheter unterscheiden sich vor allem in folgenden Eigenschaften:

(A) Material der Kanüle

Die Kanüle ist der Teil des Insulinkatheters, der in das Unterhautfettgewebe eingeführt wird. Die Kanülen bestehen aus Stahl oder Teflon. Stahlkanülen sind mit einem Durchmesser von 0,25 bis 0,40 mm sehr schlank und naturgemäß nicht flexibel. Seit 1993 werden auch aus dem elastischen Material Teflon Kanülen hergestellt. Teflonkanülen haben mit ca. 0,36 bis 0,68 mm einen größeren Durchmesser, sind aber flexibel. Zum Einführen der Teflonkanülen wird eine Stahlnadel benötigt, die in das System integriert ist und die anschließend entfernt wird. Die Vor- und Nachteile müssen individuell abgewogen werden, siehe Tabelle (unten).

(B) Kanülenlänge

Die meisten Insulinkatheter-Modelle werden in verschiedenen Kanülenlängen angeboten. Je nach Einführwinkel der Kanüle und je nach Umfang des subkutanen Fettgewebes oder auch umgangssprachlich des „Bauchspecks“ muss die optimale Kanülenlänge individuell ausgetestet werden (4,5 bis 18 mm). Die Insulinaufnahme ist ziemlich direkt unter der Haut am besten (in ca. 0,5 – 1 cm Tiefe), da das Unterhautfettgewebe hier am besten durchblutet ist. Die Kanüle darf nicht zu lang sein, damit auch bei Bewegung keine Schmerzen oder Irritationen auftreten und damit die Kanüle nicht im Muskelgewebe liegt.

StahlkanüleTeflonkanüle
+weniger schmerzhaftes Einführen (sehr dünne Nadel)+bei korrekter Kanülenlänge angenehme Trageeigenschaften+sehr gute Verträglichkeit mit Insulin+unauffällig unter enger Kleidung (trägt nicht auf)+preisgünstigProbleme bei Nickelallergie denkbar+angenehme Trageeigenschaften aufgrund des elastischen Materialsrelativ schmerzhaftes Einführen aufgrund des größeren Durchmessers (Einführhilfen erleichtern die Applikation)Einstichstelle größer, Narbenbildung möglich, langsameres „Heilen“Katheterverschluss durch Abknicken der elastischen Teflonkanüle möglichKatheterlegen ist komplizierter, mehr Fehlermöglichkeiten

Tab. 2: Vergleich des Funktionsprinzips (Abb.) und der Vor- und Nachteile von Insulinkathetern mit Stahl- und Teflonkanüle.

(C) Einführwinkel der Kanüle

Je nach Modell des Insulinkatheters wird die Kanüle entweder senkrecht (90°-Winkel) oder schräg (20 – 45°-Winkel) eingeführt. Senkrechte Kanülen sind ca. 6 bis 12 mm lang, schräge Kanülen ca. 13 bis 18 mm. Mit beiden Kanülenarten ist ein perfekter Tragekomfort möglich.

Extrem schlanke Pumpenträger und kleine Kinder, die oft auch bei Verwendung der kürzesten senkrechten Kanülennadeln Schmerzen und Irritationen empfinden, sollten Kanülen mit einem sehr flachen Einführwinkel testen. Oft wird dadurch trotz längerer Kanüle ein besserer Tragekomfort erreicht (siehe Kap. 3.3.7).

(D) Schlauchlänge

Die nötige Schlauchlänge ergibt sich aus der Distanz zwischen dem Trageort der Insulinpumpe und der Einstichstelle des Katheters und der Körpergröße bzw. Körperfülle des Anwenders. Insulinkatheter sind mit Schlauchlängen von ca. 30 bis 110 cm erhältlich. Prinzipiell sollte die Schlauchlänge so kurz wie möglich gewählt werden, damit das Insulin möglichst kurz im Katheter verweilt und ein evtl. Katheterverschluss-Alarm frühzeitiger ausgelöst wird. Wer die Pumpe in der Hosentasche trägt, kommt meist mit einer Schlauchlänge von 30 bis 60 cm aus. Wird die Pumpe an anderen möglichen oder unmöglichen Stellen getragen, ist ein längerer Insulinschlauch nötig. Wer die Pumpe nachts frei ins Bett legt, fühlt sich mit einem längeren Insulinschlauch oft wohler.

(E) Kupplung

Die meisten Insulinpumpenträger bevorzugen abkoppelbare Insulinkatheter. Eine Kupplung bietet die Möglichkeit, die Pumpe für begrenzte Zeit abzulegen, ohne anschließend eine neue Kanüle legen zu müssen, z. B. beim Duschen, beim Sport oder beim Sex. Fast alle modernen Insulinkatheter verfügen über eine Kupplung. Sie befindet sich je nach Modell direkt am Kanülenträger oder nach ca. 10 bis 20 cm Schlauchlänge (von der Kanüle gerechnet).

(F) Einführhilfe

Für die meisten Insulinkatheter mit einer Teflonkanüle und für einen Stahlkatheter (mylife Orbit micro®) ist eine Einführhilfe erhältlich, die den Schmerz beim Einführen verringern kann und auch eine korrekte Platzierung der Kanüle an schwer zugänglichen Stellen ermöglicht. Des Weiteren sorgen die Einführhilfen dafür, dass sich die sehr flexible Teflonkanüle bei zu langsamem manuellen Einführen nicht hochschiebt und dabei aufräufelt, was zur Folge hätte, dass die Kanüle nicht ausreichend tief im Unterhautfettgewebe platziert wäre. Die meisten Einführhilfen sind mehrfach verwendbar. Zum Teil werden die Einführhilfen den Insulinkathetern als Einwegartikel beigelegt (Tabelle zu geeigneten Einführhilfen siehe Kap. 3.3.2).

(G) Pumpe-Katheter-Verbindung

In den letzten Jahren hat sich die Pumpe-Katheter-Verbindung immer mehr zum Problem entwickelt, da hier neuerdings jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht – was nicht überrascht, denn die Pumpenhersteller machen den Großteil ihres Gewinns mit dem Verkauf von Verbrauchsmaterialien wie Insulinkathetern.

Waren in den Anfangsjahren dank des genormten Luer-Lock-Anschlusses noch sämtliche Kombinationen verschiedener Insulinkatheter und -pumpen möglich, ist die Katheterauswahl mittlerweile bei einem vorgegebenen Insulinpumpenmodell teilweise sehr eingeschränkt. Aus therapeutischer Sicht ist dies problematisch, denn nicht selten bestehen Unverträglichkeiten des Pflastermaterials, das Pflaster hält nicht ausreichend gut oder die Trageeigenschaften der Kanüle sind nicht optimal. Durch einen Wechsel des Insulinkathetermodells wären diese Probleme häufig lösbar, denn Pflasterallergien und Klebeeigenschaften sind oft herstellerspezifisch.

Die Situation der Insulinkatheter-Anschlüsse ist im Moment wie folgt (Stand Herbst 2019):

Dana-Diabecare®-Insulinpumpen: Luer-Lock mit Linksgewinde

Medtronic MiniMed™ 640G: Medtronic-Paradigm-Anschluss

Medtrum A6®: Patchpumpe mit integrierter Stahlkanüle

Omnipod®: Patchpumpe mit integrierter Teflonkanüle

Roche Accu-Chek Combo®: traditioneller Luer-Lock Anschluss mit Rechtsgewinde

Roche Accu-Chek Insight®: Insight-Anschluss, aktuell nur Teflonkatheter

YpsoPump®: spezieller YpsoPump-Anschluss


Tab. 3: Welcher Insulinkatheter passt an welche Insulinpumpe? Übersicht über die Katheteroptionen je nach Pumpenmodell, Stand Herbst 2019. Die Reihenfolge impliziert keinerlei Bewertung.

Die Situation wird dadurch noch weiter kompliziert, dass die Insulinpumpenhersteller in der Regel die Insulinkatheter nicht selbst herstellen, sondern diese von Fremdfirmen zukaufen. Die genaue Zusammensetzung der Klebematerialien kann sich daher kurzfristig ändern, ohne dass Anwender oder Versandhändler davon erfahren.


Foto: DIASHOP

Mit der Wahl eines Insulinpumpenmodells ergeben sich also oft zwangsläufig die passenden Insulinkatheter (siehe Tab. 3). Wir empfehlen daher zukünftigen Pumpenträgern, die zu Allergien und Unverträglichkeiten neigen, vor der Auswahl einer Insulinpumpe die entsprechenden Kathetermaterialien Probe zu tragen. Dies kann auch „trocken“ geschehen, d. h. ohne angeschlossene Insulinpumpe.

3.3.2 Übersicht über die Insulinkatheter-Modelle und Einführhilfen

Tabelle 4 gibt eine ausführliche Übersicht über die zum Zeitpunkt der Drucklegung in Deutschland erhältlichen Insulinkatheter mit Teflonkanüle, Tabelle 5 über die Insulinkatheter mit Stahlkanüle. Tabelle 6 zeigt Beispiele für passende Einführhilfen.


Tab. 4: Übersicht über die in Deutschland erhältlichen Insulinkatheter mit Teflonkanüle, Stand 2019. Die Insulinkatheter sind alphabetisch nach Herstellernamen sortiert, die Reihenfolge impliziert keinerlei Bewertung. Alle Angaben unter Vorbehalt, keine Garantie für Vollständigkeit.




Tab. 5: Übersicht über die in Deutschland erhältlichen Insulinkatheter mit Stahlkanüle, Stand 2019. Die Insulinkatheter sind alphabetisch nach Herstellernamen sortiert, die Reihenfolge impliziert keinerlei Bewertung. Alle Angaben unter Vorbehalt, keine Garantie für Vollständigkeit.

Einführhilfen für Insulinkatheter (siehe Tabelle rechts)


Einführhilfen für Insulinkatheter
AnbieterInsulinkatheterpassende Einführhilfe
IME-DC/SooilSoft-Release OSoft-Release STDANA Inserter RDANA Inserter ST
MedtronicMio (Paradigm)Quick-setQuick-set MiniMed (Paradigm)Silhouette MiniMed (Paradigm)integrierte EinführhilfeQuick-SerterQuick-SerterSil-Serter™
RocheAccu-Chek Flex LinkAccu-Chek Insight FlexAccu-Chek Link AssistAccu-Chek Link Assist Plus
Smiths MedicalCleo 90Integrierte Einführhilfe
UnomedicalInset II, Inset 30Integrierte Einführhilfe
Ypsomedmylife Orbitsoftmylife YpsoPump Orbitsoftmylife Orbitmicro (Stahlkanüle!)mylife YpsoPump Orbitmicro (Stahlkanüle!)mylife Orbit Inserter

Tab. 6: Beispiele für Insulinkatheter und passende Einführhilfen (Reihenfolge alphabetisch nach Anbieternamen, Stand Herbst 2019)

3.3.3 Klebematerialien zur Fixierung der Insulinkanülen

Bei fast allen Insulinkathetern ist am Kanülenkopf ein kleines selbstklebendes Pflaster integriert. Je nach Hauttyp halten die Klebematerialien verschiedener Hersteller individuell besser oder schlechter. Hat man den zu seinem Hauttyp passenden Hersteller gefunden, reicht das Katheterpflaster zur sicheren Fixierung häufig aus. Andernfalls ist zusätzliches Klebematerial zur Katheterfixierung nötig, sei es dauerhaft oder nur bei besonderen Gelegenheiten wie z. B. beim Sport. In der Tabelle sind einige gängige Produkte mit ihren Vor- und Nachteilen gegenübergestellt.

Gut atmungsaktiv oder gut wasserdicht.

Transparentfolien sind in geringem Maße atmungsaktiv. Bei starker Schweißbildung stößt diese Eigenschaft jedoch schnell an ihre Grenzen und es kann zur Blasenbildung und Ablösung der Folienabdeckung und zu Hautirritationen kommen. Deutlich atmungsaktiver sind gewebeartige Vliesmaterialien. Diese sind nicht wasserabweisend, halten aber auch in nassem Zustand sehr gut und trocknen innerhalb von Minuten problemlos wieder ab (siehe Tab. 5).

Tipps und Tricks bei Klebe- oder Hautproblemen

Der Pumpenträger sollte während der Pumpenschulung bei jedem Wechsel des Insulinkatheters einen anderen Katheter und ggf. eine andere zusätzliche Fixierung ausprobieren. Neben den Klebeeigenschaften ist dabei die Hautverträglichkeit das entscheidende Kriterium.

Zum Vorgehen bei einer Unverträglichkeit des Pflastermaterials bzw. einer Allergie dagegen oder wenn der Insulinkatheter nicht gut hält, verweisen wir auf folgende Kapitel:

Tipps zur Vermeidung von Katheterproblemen: 3.3.7,

weitere hilfreiche Tipps: 13.5

Wenn der Schweiß in Strömen fließt …

Vorsicht und regelmäßige Kontrolle sind besonders in den Sommermonaten und bei schweißtreibenden Tätigkeiten geboten: Starkes Schwitzen kann die Klebematerialien ablösen, sodass der Insulinkatheter unbemerkt herausrutschen kann und kein Insulin mehr zugeführt wird. Unter wasserdichter Transparentfolie befindliche Schweißtropfen können zu Juckreiz, Blasenbildung oder Infektionen an der Einstichstelle führen. Erfahrungsgemäß ist Klebevlies für schweißtreibende Aktivitäten besser geeignet.


Tab. 7: Übersicht über einige Produkte zur zusätzlichen Katheterfixierung. Die Beurteilung der Klebeeigenschaften ist nur individuell möglich. Die übrigen Eigenschaften werden in der Tabelle von den Autoren erfahrungsorientiert beurteilt (keine Garantie für Allgemeingültigkeit oder Vollständigkeit).

Für den Fall extremer Schweißbildung noch ein unkonventioneller Tipp aus der Praxis, natürlich ohne jede Garantie oder Gewährleistung: Zuerst ein Deo, das über 24 Stunden die Schweißproduktion unterdrückt, auftragen und trocknen lassen (z. B. Rexona Cotton dry), dann wie gewohnt desinfizieren und den Katheter legen.

Lösen des Pflastermaterials


Viele Pumpenträger verlieren nach den ersten Katheterwechseln sehr schnell die anfänglichen Befürchtungen, das Pflaster könne sich unbemerkt von alleine lösen. Im Gegenteil wird immer wieder bemängelt, dass das Pflaster klebt als sei es „anbetoniert“. Spezielle Pflasterentferner wie z. B. DermaSol® (Coloplast) oder TacAway (Torbot) können das im Einzelfall sogar schmerzhafte Ablösen des Pflasters erleichtern. Viele Pumpenträger verwenden dafür auch Hautdesinfektionsmittel (eine Minute einwirken lassen) oder Babyöl. Letzteres eignet sich auch gut zur Entfernung zurückbleibender Pflasterreste, gleichzeitig wird die strapazierte Einstichstelle gepflegt.

Weitere Tipps und Tricks zu Pflastern und Klebematerialien finden Sie in Kapitel 13.5.

3.3.4 Wo kann der Insulinkatheter gelegt werden?

Die meisten Pumpenträger bevorzugen Einstichstellen in der vorderen und seitlichen Bauchwand, da diese Körperstellen deutlich weniger bewegt werden als z. B. die Extremitäten. Weniger häufig wird der seitliche Oberschenkelbereich als Injektionsstelle genutzt. In Einzelfällen kommt auch der untere Rückenbereich oder der obere Gesäßbereich zum Einsatz.


Abb 2: Bevorzugte Infusionsstellen bei der Insulinpumpentherapie. Rot: häufigste Infusionsstellen; blau: alternative Infusionsstellen.

Um den Nabel und um Operationsnarben sollte ein Abstand von ca. 3 cm eingehalten werden, um Schmerzen zu vermeiden und um eine gleichmäßige Insulinaufnahme zu erreichen. Die Kathetereinstichstelle sollte nicht direkt unterhalb des Gürtels, eines engen Hosenbundes u. Ä. liegen, da mechanischer Druck auf die Nadel Schmerzen oder Einblutungen verursachen könnte.

Die Einstichstellen müssen regelmäßig gewechselt werden, am besten nach einem festen Schema. Dies ist aus folgenden Gründen notwendig:

Die Hautoberfläche kann sich von der minimalen Verletzung und vor allem vom Pflastermaterial erholen.

Ein sofortiges evtl. sogar luftdichtes Verschließen einer frischen Einstichstelle verzögert oder verhindert die Wundheilung und kann zu Infektionen führen.

Durch den regelmäßigen Wechsel der Injektionsstelle werden Verhärtungen und andere chronische Veränderungen des Unterhautfettgewebes (Lipohypertrophien/-hypotrophien) vermieden. Dies ist nicht nur aus kosmetischen Gründen anzustreben, sondern vor allem, um eine gleichbleibende Insulinaufnahme sicherzustellen.

3.3.5 Legen des Insulinkatheters in Einzelschritten

Wie bereits erwähnt ist der Insulinkatheter der sensibelste Teil der Insulinpumpentherapie. Beim Legen eines Insulinkatheters muss aseptisch gearbeitet werden, d. h. sehr sauber und ohne den Insulinkatheter oder die Einstichstelle bakteriell zu verunreinigen (siehe Kasten). Nur auf diese Weise können Infektionen vermieden und eine gleichmäßige Insulinaufnahme und -wirkung erzielt werden.


Abb. 3: Ein möglichst systematischer Wechsel der Infusionsstellen beugt den im Text genannten Problemen vor. Im Alltag bewährt haben sich die „M- oder W-Methode“ und die „Uhr-Methode“.[24]

Praxis-Tipp: Sauberes, aseptisches Legen eines Insulinkatheters

Vor Beginn der Prozedur müssen gründlich die Hände gewaschen werden.

Die Haut muss mit einem entfettenden Hautdesinfektionsmittel (siehe unten) desinfiziert werden (sprühen – wischen – sprühen – trocknen lassen). Herstellerangaben zur Einwirkzeit beachten.

Es muss absolute Sterilität eingehalten werden, d. h. Kanüle und Anschluss des Katheters und das bereits desinfizierte Hautareal dürfen auf keinen Fall berührt werden.

Um zu testen, ob das Desinfektionsmittel bereits getrocknet ist, kann die Haut am Rand des eingesprühten Areals getastet werden, auf keinen Fall an der geplanten Einstichstelle!

Im Vorfeld einer Insulinpumpenschulung sollte jeder Diabetiker bei der Technikeinweisung einen Insulinkatheter „trocken“ legen, d. h. ohne Insulin und ohne Pumpe. Der so erreichte Gewöhnungseffekt an die neue Situation soll die Angst vor der sich ständig im Bauch befindlichen Kanüle schrittweise verringern. Sollte der Insulinkatheter in der Nacht Schmerzen verursachen, wird er selbstverständlich sofort, und diesmal noch ersatzlos, entfernt.

Auf den folgenden Seiten wird Schritt für Schritt erklärt, wie ein Insulinkatheter mit Stahlkanüle (Beispiel A: Accu-Chek Rapid D®), ein Insulinkatheter mit Teflonkanüle mit extra Einführhilfe (mylife Orbitsoft®) und ein Insulinkatheter mit Teflonkanüle mit integrierter Einführhilfe (Beispiel C: Mio®) gelegt wird. Die Schritte 1 und 2 sind für alle Katheterarten identisch, die Schritte 3 – 5 unterscheiden sich (siehe Beispielkästen A bis C), Schritt 6 ist wieder für alle Katheter gleich.

1. Hände waschen, Materialien vorbereiten

Zuerst müssen die Hände gründlich gewaschen (Bild 1) und alle benötigten Materialien auf einer sauberen Arbeitsfläche bereitgelegt werden (Bild 2):

Insulinkatheter

Desinfektionsmittel

Falls nötig: zusätzliches Klebematerial

Falls nötig: Allergieblocker, Klebeverstärker



2. Desinfektion der Haut

Im nächsten Schritt wird die Haut mit einem entfettenden Hautdesinfektionsmittel desinfiziert (Bild 3). Nur Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis entfetten die Haut gleichzeitig, was für die Klebeeigenschaft des Insulinkatheters entscheidend ist (z. B. Cutasept®). Bei der Desinfektion der Haut in drei Schritten vorgehen: Als erstes zur Entfettung der Haut sprühen und wischen (das Pflaster hält dann besser, Bild 4). Danach erneut Desinfektionsmittel auftragen, die vom Hersteller empfohlene Einwirkzeit beachten und das Mittel trocknen lassen (wenn die Haut noch feucht ist, kommt es schneller zu Unverträglichkeitsreaktionen und das Pflaster hält nicht so gut).



Falls zusätzliche „Tricks“ wie Allergieblocker oder Klebeverstärker zum Einsatz kommen, sollten diese nach der Hautdesinfektion angewendet werden (siehe Kap. 3.3.3 und 13.5).

Beispiel A: Accu-Chek Rapid D®, Stahlkanüle

3. Vorbereiten des Insulinkatheters

Kanüle und Transfer Set (= Schlauch) ankoppeln (Bild a 1). Dann wird der Insulinkatheter mit dem Luer-Anschluss am Adapter der Insulinpumpe befestigt.


Nun den Katheter über das Füllprogramm der Pumpe mit Insulin befüllen. Dazu die Pumpe senkrecht halten, damit eventuell vorhandene kleine Luftblasen das Reservoir verlassen (Bild a 2). Wenn Insulin aus der Nadelspitze austritt, das Füllprogramm beenden (Bild a 3). Den Katheterschlauch nochmals auf mögliche Luftblasen kontrollieren. Bei Luftblasen im Schlauch das Füllprogramm wiederholen, bis der Schlauch komplett luftleer ist.



Abziehen der Schutzfolie von der Klebefläche (Bild a 4) und danach Abdrehen der Schutzkappe über der Nadel (Bild a 5).



4. Einführen des Insulinkatheters

Senkrechtes Einstechen der Nadel (Bild a 6) und Andrücken des Pflasters (Bild a 7). Danach Abnehmen des Griffstücks von der Rondelle (Bild a 8). Die Rondelle haftet jetzt flach auf der Haut.




5. Nachfolgende Schritte

Keine (Stahlkanüle ist bereits mit Insulin gefüllt).

Beispiel B: mylife Orbitsoft®, Teflonkanüle, extra Einführhilfe

3. Vorbereiten des Insulinkatheters

Beim Auspacken des Sets den Nadelschutz gut fixieren. (Bild b 1) Dann den Insulinkatheter mit dem Luer-Anschluss am Adapter der Insulinpumpe befestigen.


Den Katheter über das Füllprogramm der Pumpe mit Insulin befüllen. Dazu die Pumpe senkrecht halten, damit eventuell vorhandene kleine Luftblasen das Reservoir verlassen. Wenn Insulin aus der Nadelspitze austritt, das Füllprogramm beenden (Bild b 2). Den Katheterschlauch nochmals auf mögliche Luftblasen kontrollieren. Bei Luftblasen im Schlauch das Füllprogramm wiederholen, bis der Schlauch komplett luftleer ist.


Einlegen des mylife Orbitsoft in den mylife Orbit Inserter. Beim Einlegen in den mylife Orbit Inserter das Set etwas nach unten drücken (Bild b 3). Der Katheter darf nicht locker, sondern muss gut fixiert im Serter sitzen.


Abziehen der Schutzfolie (Bild b 4), die Freigabetaste beim Serter zurückziehen, der mylife Orbit Inserter rastet mit einem „Klicken“ in der aktivierten Stellung ein (Bild b 5). Danach die Nadelschutzkappe vorsichtig abdrehen (Bild b 6).




4. Einführen des Insulinkatheters

mylife Orbit Inserter senkrecht auf die Haut aufsetzen, keine Hautfalte bilden. Beide Auslösetasten gleichzeitig drücken, um die Kanüle „abzuschießen“ (Bild b 7). Dann Freigabetaste drücken und Einführhilfe und -nadel entfernen (Bild b 8). Jetzt auf das Set drücken, um es zu befestigen, und die Einführnadel entfernen (Bild b 9).




5. Nachfolgende Schritte

Befüllen der Teflonkanüle über das entsprechende Programm der Insulinpumpe (Bild b 10):

– Kanüle 6 mm: 0,3 I.E

– Kanüle 9 mm: 0,5 I.E.


Beispiel C: Mio®, Teflonkanüle, integrierte Einführhilfe

3. Vorbereiten des Insulinkatheters

Am roten Band ziehen und die Schutzverpackung entfernen. Dann am weißen Band ziehen und das Sterilpapier entfernen (Bild c 1). Dann die drei erhabenen Punkte auf beiden Seiten des Deckels fest mit einer Hand zusammendrücken und mit der anderen Hand den Deckel abheben (Bild c 2). Danach vorsichtig den Schlauch lösen und gegen den Uhrzeigersinn abwickeln (Bild c 3). Das Infusionsset mit dem Paradigm-Anschluss mit dem Reservoir verbinden und dieses in die Medtronic-Insulinpumpe einlegen.




Das Infusionsset über das Füllprogramm der Pumpe mit Insulin befüllen. Dazu die Pumpe senkrecht halten, damit eventuell vorhandene kleine Luftblasen das Reservoir verlassen. Wenn Insulin aus der Nadelspitze austritt, das Füllprogramm beenden. Den Katheterschlauch nochmals auf mögliche Luftblasen kontrollieren. Bei Luftblasen im Schlauch das Füllprogramm wiederholen, bis der Schlauch komplett luftleer ist.

Vorsichtig am Ende des spiralförmigen Papierstreifens ziehen, um ihn zu entfernen (Bild c 4). Um die Einführhilfe zu laden, auf die zwei markierten Stellen an der Seite des Sets drücken (Bild c 5). Dann die Mitte der Einführhilfe zurückziehen, bis ein Klicken zu hören ist. Danach den Kanülenschutz langsam abdrehen und ganz abziehen (Bild c 6). Den Schlauch in die dafür vorgesehene Auskerbung an der Seite der Einführhilfe legen (Bild c 7).





4. Einführen des Insulinkatheters

Mio auf die Haut aufsetzen und gleichzeitig die runden Einkerbungen an beiden Seiten des Sets drücken – jetzt wird die Kanüle „abgeschossen“ (Bild c 8). Dann auf die Mitte der Einführhilfe drücken, um den Insulinkatheter zu befestigen. In die Mitte der Einführhilfe fassen und sie langsam abziehen, um Einführhilfe und -nadel zu entfernen (Bild c 9).



5. Nachfolgende Schritte

Befüllen der Teflonkanüle über das Programm der Insulinpumpe („Füllen programmierte Menge“) (Bild c 10):

– Kanüle 6 mm: 0,3 I.E

– Kanüle 9 mm: 0,5 I.E.


6. Falls nötig: Zusätzliches Klebematerial

Wie bereits erwähnt reicht das integrierte Katheterpflaster zur Fixierung nicht immer aus, insbesondere in Zusammenhang mit körperlicher Aktivität. Um zu verhindern, dass der Insulinkatheter unbemerkt aus der Haut rutscht, verwenden viele Pumpenträger daher zusätzliches Klebematerial wie z. B. Fixomull® stretch (Abb. siehe Kap. 3.3.3).

Praxis-Tipp: Befüllen der Insulinkanüle bei Stahl- und Teflonkathetern

Teflonkatheter werden erst nach dem Einführen mit Insulin gefüllt.

Stahlkatheter werden bereits vor dem Einführen mit Insulin gefüllt (z. B. die Modelle Rapid-D, Sure T).

Eine Ausnahme stellt das Modell mylife Orbit micro dar, das als einziger Stahlkatheter direkt an der Einstichstelle abgekoppelt wird. Dieser Stahlkatheter wird wie ein Teflonkatheter erst nach dem Einführen mit Insulin gefüllt. Als einziger Stahlkatheter kann der Orbit micro zudem mit einer Einführhilfe gelegt werden, sodass er auch bei einer Nadelphobie geeignet ist (mylife Orbit Inserter).

3.3.6 Verweildauer eines Insulinkatheters

Ein Insulinkatheter/eine Insulinkanüle sollte bei Verwendung von Stahlkathetern spätestens nach 1 – 2 Tagen gewechselt werden, bei Teflonkathetern nach spätestens 2 – 3 Tagen.

Kanülen und Insulinschlauch sind bei einigen abkoppelbaren Kathetermodellen getrennt erhältlich. In diesem Fall sollte der Insulinschlauch bei jedem Ampullenwechsel erneuert werden, d. h. nach spätestens 6 Tagen (Ausnahme: bei Insulin Apidra® sollte die Ampulle nicht länger als 48 Stunden in der Pumpe verweilen).

Wird die Kanüle seltener gewechselt, nimmt das Infektionsrisiko erheblich zu. Außerdem kann es zu Verhärtungen im Bereich der Einstichstelle kommen, wodurch die Insulinaufnahme an dieser Stelle behindert wird. Die Insulinaufnahme kann sich nach mehreren Tagen Tragedauer verlangsamen oder gänzlich unberechenbar werden. Verhärtungen im Unterhautfettgewebe können Monate zur Regeneration brauchen oder irreversibel sein und sollten daher unbedingt vermieden werden.

In einigen Situationen ist ein vorzeitiger, sofortiger Wechsel des gesamten Insulinkatheters nötig:

Anhaltend hoher Blutzuckerwert, der anderweitig nicht erklärbar ist (liegt der Blutzucker über 250 mg/dl, muss eine beginnende Ketoazidose mit einem Ketontest ausgeschlossen werden)

Einstichstelle juckt, brennt oder schmerzt oder benachbarte Hautareale sind geschwollen, gerötet oder überwärmt

An der Einstichstelle werden Verhärtungen oder Knoten bemerkt.

Im Insulinschlauch läuft Blut oder Gewebeflüssigkeit zurück.

Am Insulinkatheter (Verbindungsstellen oder Insulinschlauch) werden Risse, Löcher oder „Insulingeruch“ bemerkt.

Am Insulinkatheter läuft außen Insulin zurück.

Der Insulinkatheter ist verstopft (Fehlermeldung der Insulinpumpe).

Anmerkung: Die Hersteller empfehlen, Stahlkatheter nach höchstens zwei Tagen zu wechseln, Teflonkatheter nach maximal drei Tagen (Teflonkatheter sind wesentlich teurer als Stahlkatheter). Die genannten Probleme und Komplikationen betreffen jedoch alle Kanülenmaterialien gleichermaßen, sodass eine generelle Beschränkung der Tragedauer auf 48 Stunden sinnvoll erscheint.

3.3.7 Tipps zur Vermeidung von Katheterproblemen

Praxis-Tipp: Regeln zur Vermeidung von Katheterproblemen

Sterilität einhalten (siehe Kap. 3.3.5)

Kanüle spätestens nach 2 – 3 Tagen wechseln

Zweimal täglich Einstichstelle kontrollieren

Auf Anzeichen einer Entzündung achten und frühzeitig ärztliche Hilfe suchen

Insulinkatheter nicht wiederverwenden

Was tun, wenn im Zusammenhang mit dem Insulinkatheter trotz aller Bemühungen Hautprobleme oder andere Irritationen auftreten? Unverzichtbar sind eine ausführliche Anamnese und die Inspektion der Einstichstelle, ggf. sollte der Pumpenträger zu Demonstrationszwecken einen Katheterwechsel im Beisein der Diabetesberaterin durchführen. In der Checkliste sind die häufigsten Probleme und die jeweils möglichen Ursachen und Lösungen aufgeführt.

A) Irritation an der Einstichstelle

Mögliche Beschwerden an der Einstichstelle sind Hautrötung, Jucken, Papeln, Pusteln, eitrige Herde, Quaddeln oder dumpfer Schmerz. Mögliche Ursachen und ihre Beseitigung:

Zu lange Liegedauer der Kanüle

–Nach spätestens 2 –3 Tagen sollte die Kanüle gewechselt werden.

Mangelnde Hygiene beim Legen des Insulinkatheters

–Grundregeln zum aseptischen Arbeiten einhalten (siehe Kap. 3.3.5, Kasten)

Desinfektionsmittel nicht vollständig getrocknet

–Trockenzeit des Desinfektionsmittels einhalten (laut Herstellerangaben)

Unverträglichkeit des Desinfektionsmittels

–Desinfektionsmittel eines anderen Herstellers ausprobieren

–Falls nicht erfolgreich: Versuch mit alkoholfreiem Desinfektionsmittel (z. B. Octenisept®); Vorsicht: Haut wird nicht entfettet, Pflaster klebt evtl. nicht gut, Katheter kann herausrutschen.


Unverträglichkeit/allergische Reaktion auf das Pflaster des Insulinkatheters oder auf zusätzliches Klebematerial

–Insulinkatheter eines anderen Herstellers und anderes Klebematerial ausprobieren

–Falls nicht erfolgreich: Verwendung eines Insulinkatheters ohne integriertes Pflaster und eigenhändige Fixierung mit geeignetem Pflaster bzw. Folie.

–Falls nicht erfolgreich: Verwendung eines „Allergieblockers“ (z. B. Cavilon®, Skin-Prep®)


–Weitere Tipps: Kap. 13.5

Unverträglichkeit von Stahlnadeln bei Nickelallergie (äußerst selten, laut Literatur möglich)

–Versuch mit Teflonkatheter

B) Katheter hält nicht, rutscht heraus

Keine ausreichende Entfettung der Haut (zu wenig oder ungeeignetes Desinfektionsmittel)


Alkoholische Desinfektionsmittel (z. B. Cutasept®) entfetten gleichzeitig die Haut, was die Klebeeigenschaften aller Materialien verbessert. Maßnahmen:

–Größere Menge eines alkoholischen Desinfektionsmittels verwenden

–Vorgehen in 2 Schritten: Erst Desinfektionsmittel zur Entfettung auftragen und mit Zellstoff abwischen, dann Desinfektionsmittel zur Desinfizierung auftragen und trocknen lassen.

Katheterpflaster individuell ungeeignet

–Insulinkatheter eines anderen Herstellers ausprobieren (individuell andere Klebeeigenschaften)

Zusätzliches Klebematerial zur Katheterfixierung nötig

–Übersicht über geeignete Klebematerialien siehe Kap. 3.3.3

–Legen einer Entlastungsschlaufe (mit Fixierpflaster, siehe Kap. 3.3.3), damit bei Zug am Katheter nicht gleich an der Kanüle gezogen wird

Material zur zusätzlichen Katheterfixierung individuell ungeeignet

–Hersteller wechseln oder atmungsaktiveres Pflaster verwenden (siehe Kap. 3.3.3)

C) Schmerz bei der Bolusgabe

Ursachen für dumpfen, brennenden oder stechenden Schmerz an der Einstichstelle bei der Bolusgabe und ihre Beseitigung:

Zu lange Liegedauer der Kanüle

–Nach spätestens 2 –3 Tagen sollte die Kanüle gewechselt werden.

Falsche Einstichstelle (Hosenbund, Hautfalte …)

–Regeln zur Wahl der Einstichstelle (siehe Kap. 3.3.4)

Individuell ungeeignete Kanüle

–Kanülen verschiedener Längen und aus verschiedenem Material ausprobieren (Stahl, Teflon)

D) Irritation bei der Bolusgabe

Ursachen für Brennen oder Hautquaddel an der Einstichstelle bei der Bolusgabe und ihre Beseitigung:

Senkrechte Kanüle zu kurz

–Längere Kanüle verwenden

Schräge Kanüle zu flach oder zu kurz

–Kanüle nicht so flach einstechen oder längere Kanüle verwenden

E) Schmerz bei Bewegung

Ursachen für stechenden Schmerz an der Einstichstelle bei Bewegung und ihre Beseitigung:

Kanüle liegt zu tief oder Nadel zu lang

–Kürzere Kanüle verwenden bzw. schräge Kanüle flacher einstechen

Falsche Einstichstelle (Hosenbund, Hautfalte …)

–Regeln zur Wahl der Einstichstelle siehe Kap. 3.3.4

F) Irritation im Bereich des Insulinschlauchs

Mögliche Beschwerden im Bereich des Insulinschlauchs oder an den Koppelstellen sind Druckstellen, Juckreiz, Rötungen, Pusteln oder Quaddeln. Mögliche Ursachen und ihre Beseitigung:

Irritationen durch mechanische Reize

–Schlauch des Insulinkatheters bzw. die Kupplung an einer anderen Stelle platzieren oder mit geeignetem Material „polstern“ (z. B. Fixomull stretch®)


Allergie gegen das Material des Insulinschlauchs

Der Insulinschlauch besteht in der Regel aus Polyethylen (PE) oder Polyurethan (PU). PU ist etwas hautverträglicher als PE, Allergien sind jedoch äußerst selten.

–Im Zweifel: Wechsel des Insulinkatheter-Modells.

G) Blut im Insulinschlauch

Kanüle liegt zu tief oder Nadel zu lang

–Kürzere Kanüle verwenden bzw. schräge Kanüle flacher einstechen

Falsche Einstichstelle (Hosenbund, Hautfalte …)

–Regeln zur Wahl der Einstichstelle siehe Kap. 3.3.4

Durch die genannten Maßnahmen können Katheterinfektionen in der Regel zuverlässig vermieden werden. Sollte es trotz aller Bemühungen zu einer Infektion an der Einstichstelle kommen (Rötung, Schwellung, Überwärmung, Verhärtung, Schmerzen), muss sofort die Einstichstelle gewechselt und frühzeitig ein erfahrener Diabetologe konsultiert werden. Um einer Abszessentwicklung vorzubeugen, ist evtl. eine antibiotische Therapie nötig. Ein manifester Abszess darf keineswegs unterschätzt werden und erfordert in der Regel eine chirurgische Behandlung.

Praxis-Tipp für alle Diabetesteams

Bei jedem Patientenkontakt sollten die Einstichstellen inspiziert werden! Zahlreiche „ominöse“ Blutzuckerschwankungen sind nach Kenntnis der Hautveränderungen an den Einstichstellen plötzlich sehr einfach erklärbar.

CGM- und Insulinpumpenfibel

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