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Die vier Ebenen nach Hattie und Timperley (2007)
ОглавлениеDie oben genannten vier Möglichkeiten entsprechen den vier Ebenen, die Hattie und Timperley (2007) in ihrem wegweisenden Aufsatz «The Power of Feedback» identifizierten:
Ebene | Herausforderung |
Sache | Mit der gegenwärtigen Aufgabe auf der Sachebene zurechtkommen |
Lernprozess und Strategie | Benötigte Strategien, um die Aufgabe zu verstehen und zu bewältigen |
Selbstregulierung | Überwachen, Leiten und Regulieren der eigenen Tätigkeiten |
Person | Eine persönliche Situation, die alles andere überlagert |
Die Unterstützung durch die Lehrperson macht nur dann Sinn, wenn sie weiss, auf welcher Ebene die Herausforderung anzusiedeln ist. Sonst redet man aneinander vorbei und riskiert Verwirrung und Frustration. Das richtige Identifizieren der Ebenen ist geradezu eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Lernbegleitung. Die Lehrpersonen kann dies nur entscheiden, wenn sie die entsprechenden Informationen hat.
Aktivitäten und Anregungen | |
Beobachten1 und Zuhören im Unterricht: Anregungen für das Training | |
Worauf Sie beim Training achten sollten:Zu verstehen VersuchenBeobachten und Zuhören heisst Informationen erlangen. Beobachten kann geschult werden – nicht das passive Betrachten, sondern das aktive Bemühen, um zu verstehen, was bei einem Schüler, einer Schülerin vorgeht.Trainieren und austauschenWichtig ist, dass Sie in das Training des Beobachtens und Zuhörens Zeit investieren und sich immer wieder mit Peers und Fachpersonen dazu austauschen und auch direkt mit den Schülerinnen und Schülern, wenn sich eine zwanglose Gelegenheit ergibt.Trainingsvarianten kombinierenDie folgenden Trainingsvarianten können Sie in der Reihenfolge ändern oder auch kombinieren.Die Lernprozesse und die Menschen sehenDie Vorgänge, Schwierigkeiten und Erfolge rund um das Lernen sind das eine, aber sehen Sie auch die Menschen, d. h. Eigenheiten, Stärken und Schwächen dieser Person, die Motive, Frustrationen, ja vielleicht auch Krisen. Urteilen Sie nicht, sondern nehmen Sie einfach wahr und fühlen Sie sich in die Person hinein. Ein Satz, dabei hilft: «Wie ginge es mir an seiner bzw. ihrer Stelle?»1Nicht gemeint ist hier das sogenannte «Hospitieren», bei dem eine andere Lehrperson bei deren Arbeit beobachtet wird. | |
Beobachten und Zuhören:Trainieren beim eigenen Unterrichten1Versuchen Sie durch Beobachten – ohne Nachfragen – herauszufinden, ob die Klasse dem Unterrichtsthema hat folgen können.Versuchen Sie genau zu identifizieren, wer Schwierigkeiten hat und wer unterfordert ist. Machen Sie sich dazu Notizen und überprüfen Sie zu einem späteren Zeitpunkt, inwieweit Sie mit ihrer Einschätzung richtig lagen. | Beobachten und Zuhören:Trainieren beim Unterrichten von anderenInformieren Sie zuerst die Lehrperson, dass Sie sich im Klassenzimmer bewegen werden.1Fragen Sie die Lehrperson, was sie in dieser Stunde beobachten will. Beobachten Sie dann genau dasselbe und vergleichen Sie Ihre Wahrnehmungen nach der Stunde.Versuchen Sie herauszufinden, was übersehen wurde, und wie Sie das in einer weiteren Stunde verhindern können. |
2Blicken Sie in die Klasse und achten Sie auf Schülerinnen und Schüler, die Ihnen eigentlich nicht auffallen, die sich nicht bemerkbar machen und wenig reden.Beobachten Sie genau diese Schülerinnen und Schüler während der nächsten Arbeitsphase, achten Sie auf ihre Äusserungen und versuchen Sie herauszufinden, wo sie bezüglich des Unterrichtsthemas stehen. | 2Beobachten Sie, welche Schülerinnen und Schüler aufmerksam oder abgelenkt oder abwesend sind, und achten Sie darauf, wann dies jeweils ändert.Stellen Sie Vermutungen an, was die Veränderungen in der Aufmerksamkeit beeinflusst, und besprechen Sie dies nachher mit der Lehrperson. |
3Versuchen Sie herauszufinden, welche Schülerin, welcher Schüler Ihre Unterstützung jetzt am meisten braucht. | 3Beobachten Sie eine Schülerin, einen Schüler über eine längere Zeit, hören Sie, was sie bzw. er sagt und versuchen Sie sich in sie bzw. ihn hineinzuversetzen. |
Beobachten, Zuhören und Diagnostizieren:Trainieren bei einzelnen Schülerinnen und SchülernSie arbeiten mit einzelnen Schülerinnen und Schülern z. B. in einer individuellen Arbeitsphase oder beim Nachhilfeunterricht oder sogar, wenn Sie zuhause Ihren eigenen Kindern oder Nachbarkindern helfen.Dieses Setting ist besonders geeignet, um das Zuhören zu üben.1Bitten Sie die Schülerin oder den Schüler, möglichst genau zu erklären, wo das Problem ist.Lassen Sie sich erklären, was er bzw. sie schon weiss zu diesem Thema.Reden Sie möglichst wenig.2Üben Sie die Einordnung in die vier Ebenen nach Hattie und Timperley. Versuchen Sie dann, im Gespräch behutsam herauszufinden, ob Sie mit Ihrer Vermutung richtig liegen.3Wenn Sie verdeckte oder offene Kritik an der Schule, dem Unterricht, den Aufgaben, den Lerninhalten und auch an Ihnen selbst hören, dann reagieren Sie auf keinen Fall defensiv, verteidigen Sie nichts; nehmen Sie es als «Zustandsbeschreibung» der Lernenden einfach zur Kenntnis und stellen Sie sich vor, wie es Ihnen an deren Stelle ergehen würde. Für allfällige Konsequenzen lassen Sie sich Zeit zum Überlegen. | Analysieren und Diagnostizieren:Trainieren mit DokumentenUntersuchen Sie Arbeiten von Schülerinnen und Schülern, z. B. Prüfungen und Tests, Arbeitsblätter, Notizen, Aufsätze, Zeichnungen, Übungshefte usw. Wenn möglich, legen Sie mehrere Dokumente einer einzigen Person nebeneinander.–Versuchen Sie, die Gedankengänge und Befindlichkeiten beim Erstellen der Dokumente nachzuvollziehen.–Versuchen Sie, den Entwicklungsbedarf zu identifizieren.–Ordnen Sie diesen den vier Ebenen nach Hattie und Timperley zu.–Machen Sie sich ein ganzheitliches Bild von dieser Person.Beobachten und Analysieren:Trainieren mit VideosFolgen Sie der Anleitung zur Arbeit mit Videos (Infoblock «Das Beobachten mit Hilfe von Videos trainieren» weiter vorne in diesem Kapitel) und halten Sie sich genau an die vier Schritte. |