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Die ersten Tiere ziehen ein

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Am nächsten Morgen um sieben Uhr fuhr Markus knatternd in den Hof. Inge und auch Anne ließen sich noch nicht blicken, aber Amelie hatte bereits den Frühstückstisch gedeckt und der Kaffee blubberte in der Maschine. Leise lief das Radio. Lisa kam gerade mit ihrem Fahrrad und einem Beutel frischer Brötchen aus dem Dorf zurück. Ursa betrat, herzhaft gähnend, die offene Küche. Nachdem alle, bis auf Inge, die sich heute nicht wohl fühlte, erschienen waren, wurde beim gemütlichen Frühstück diskutiert. Alle, einschließlich Markus, kamen darin überein, zuerst mit Hühnern zu beginnen.

"Dann habe ich endlich jeden Morgen mein Ei", maulte Lisa, grinste jedoch sofort wieder.

Ursa biss genussvoll in ihr Brötchen und murmelte mit vollem Mund: "Wie viele Hühner wollen wir denn kaufen?"

"Na, für jede eines und natürlich für Markus", sagte Anita mit einem spitzbübischen Seitenblick auf ihn.

"Also sieben Hühner. Aber brauchen wir auch einen Hahn, damit sie überhaupt legen?" fuhr Anne in Gedanken versunken fort.

"Hühner legen auch Eier ohne Hahn", wusste Markus zu berichten. "Nur ist ein Hahn trotzdem zu empfehlen, denn er sorgt dafür, dass es keinen Krieg zwischen den Weibchen gibt."

"So ist das also. Ich dachte immer, Zickenkrieg gibt es erst, wenn ein Mann in der Nähe ist", flötete Anita amüsiert.

Etwas entnervt und mit gerunzelter Stirn blickte Lisa sie an, sagte dazu aber nichts und wandte sich Markus wieder zu. "Ich habe aber keine Lust, morgens um fünf Uhr durch das Gekrähe geweckt zu werden."

"Da könnten wir doch Abhilfe schaffen", meinte er. Und als die Frauen ihn fragend anblickten, fuhr er fort: "Wir bauen einfach einen Stall ohne Fenster. Erst morgens, wenn auch Sie aufstehen, öffnen wir die Klappe nach draußen und lassen Licht herein. Erst dann kräht auch der Hahn."

"So machen wir es", rief Lisa zufrieden. "Wenn Sie einverstanden sind, dann fahren wir gleich heute in den Baumarkt und besorgen alles für einen Hühnerstall."

"Kann ich auch mitkommen", fragte Anita und Lisa zuckte nur mit den Schultern. Sie fragte sich nur kurz, was ausgerechnet Anita in einem Baumarkt wollte.

Die Frühstücksrunde löste sich schnell auf. Ursa ging mit den Hunden eine Runde spazieren, Anne räumte den Tisch ab und verschwand mit dem Geschirr im Küchenbereich, Anita wollte nach Hamburg und sich mit ihrem Lover treffen und Amelie schaute nach Inge.

"Wie geht es dir?" fragte Amelie besorgt, als sie Inges Zimmer betrat. Inge saß auf der Bettkante, immer noch im Nachthemd. Sie schüttelte den Kopf und sah dabei ziemlich verzweifelt aus.

"Was ist denn, Inge."

"Ich weiß es doch auch nicht. Selbst die Ärzte wissen nicht, was ich habe. Es sind nicht wirklich Schmerzen, es ist nur......." Sie stockte, wusste nicht, wie sie es formulieren sollte und sah Amelie, die sich zu ihr auf die Bettkante gesetzt hatte, traurig an.

"Komm, ich helfe dir beim Anziehen." Inge nickte, doch sie stand nicht auf. Amelie versuchte es zu ignorieren und eilte zum Schrank, öffnete ihn und zog einen blauen Baumwollpullover heraus. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Inge sich inzwischen erhoben hatte. Also ging sie zu ihr hinüber, half ihr das Nachthemd auszuziehen und streifte ihr den Pullover über. Das gelang nicht auf Anhieb, denn zuerst musste Amelie mit Kraft erst den einen, dann den anderen Arm hochziehen. Die Hose konnte Inge nur bis ungefähr zu den Knien selbst hochziehen, dann brauchte sie wieder Hilfe. Als Amelie ihren Reißverschluss zuzog und den Knopf schloss, fragte sie ohne Inge anzuschauen: "Wann hast du deinen nächsten Arzttermin?"

"Ich soll nächste Woche in die Charité in Berlin. Dort bleibe ich dann für diverse Untersuchungen ein paar Tage."

"Mehrere Tage? Und ganz nach Berlin?" Sie war beunruhigt. "Bisher musstest du noch nie länger im Krankenhaus bleiben. Hoffentlich finden sie bald etwas Konkretes. Ich meine", fügte sie entschuldigend hinzu, "eine konkrete Diagnose, damit sie endlich punktgenau behandeln können. Wissen die anderen schon davon?"

Inge schüttelte den Kopf und seufzte: "Das würde doch auch nichts ändern."

"Und wer fährt dich?"

"Maja kommt", erwiderte Inge knapp.

Die ungeliebte Maja, ging es Amelie durch den Kopf. Aber ihre Hilfe nimmt sie trotzdem in Anspruch.

Als die beiden das Wohnzimmer betraten, war keiner da. Amelie ging zur Küche hinüber, um für Inge ein Brötchen zu buttern, das diese jedoch kaum anrührte. Sie hatte abgenommen in letzter Zeit und ihre Haltung hatte sich verändert. Ihr Rücken war unnatürlich krumm und immer wieder fiel ihr Kopf auf die Brust, als hätte sie nicht die Kraft ihn aufrecht zu halten.

Alt, aber herrlich mutig

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