Читать книгу Alt, aber herrlich mutig - Ursula Mahr - Страница 9
Eine Hilfskraft muss her
Оглавление"Also, wenn wir uns Tiere anschaffen wollen, sollten wir bald mal damit anfangen", sagte Ursa abends beim Essen. Lisa hatte gemeinsam mit Amelie einen schmackhaften Eintopf mit viel buntem Gemüse zubereitet, der jetzt auf dem Tisch dampfte. Der Duft nach frischen Kräutern und Gewürzen stieg allen in die Nase.
"Was für Tiere wollen wir denn?" fragte Anita, aber sie schien nicht ganz beim Thema zu sein, sondern beugte sich über die große Terrine und wedelte sich den köstlichen Essensduft direkt zu. "Hmm, lecker!" Anne kam mit den Tellern an den Tisch und verteilte sie.
"Zunächst sollten wir uns Gedanken darüber machen, dass wir Hilfe benötigen. Tiere müssen gefüttert werden, ihre Hinterlassenschaften täglich beseitigt werden."
"Also wirklich, dieses Thema doch nicht beim Essen", empörte sich Inge und schüttelte missbilligend den Kopf.
"Stell dich nicht so an. Du wirst noch öfter damit zu tun haben, als dir lieb ist, wenn wir erst einmal einen Stall voll Viecher haben", grinste Anne. "Aber jetzt erst mal der Reihe nach. Wir werden schon morgen ein Inserat aufgeben. Am besten in der Zeitung, die hier in der Gegend gelesen wird."
"Ja", warf Ursa begeistert ein. "Vielleicht auch noch im Internet."
"Genau", nickte Lisa. "Und wenn wir dann eine kompetente Hilfskraft gefunden haben, können wir bei den Bauern in der Umgebung fragen, ob sie Tiere zu verkaufen haben."
"So machen wir das." Ursa nickte zufrieden und griff nach dem Schöpflöffel. "Aber jetzt wird erst einmal gegessen." Die anderen löffelten bereits von ihren Tellern. Und plötzlich herrschte zufriedene Ruhe am Tisch.
Abends setzten sie gemeinsam einen Text auf, mit dem Anne und Anita am nächsten Morgen in die Zeitungsredaktion der Kreisstadt fuhren. Ursa saß inzwischen am Computer und gab die Suche dort ein.
Sie mussten gar nicht lange warten, da trudelten die ersten Antworten ein. Viele waren es nicht, und von diesen übrig gebliebenen konnten die Frauen auch gleich zwei aussortieren, die völlig indiskutabel waren. Drei waren übrig geblieben, die interessant zu sein schienen.
"Schaut mal, die erste Antwort kommt ganz aus der Nähe", meinte Lisa.
"Und die hier", Ursa wedelte mit der nächsten, die sie ausgedruckt hatte, "kommt ganz aus Husum."
"Und die dritte?" fragte Inge.
"Hm, warte mal. Von dem Ort habe ich noch nie gehört. Aber anhand der Postleitzahl müsste das im Umkreis von Kiel sein. Oder doch Neumünster?" Ursa lachte. "Irgendwo aus Kleinkleckersdorf." Die anderen fielen kichernd ein.
"Wo soll er wohnen?" fragte Anne plötzlich wieder ernst und überlegte weiter: "Ich meine, wohnen könnte er ja über den Ställen, aber was ist mit Duschen? Mit Essen?"
"Stimmt", meinte Lisa, "wollen wir wirklich, dass ein Mann zum Duschen ins Haus kommt? Mit uns essen kann er ja, aber duschen...?" Sie wiegte bedenklich den Kopf. Nein, das wollte keine.
"Wir müssen das Ganze anders aufziehen", meinte Lisa. "Die Handwerker, die die Räume über dem Stall ausgebaut haben, müssen noch mal ran und eine Dusche einbauen. Essen, finde ich, sollte der Mann gemeinsam mit uns, schon allein, damit wir ihn besser kennen lernen können."
"Meine Güte, ist das alles kompliziert", murmelte Amelie und die anderen nickten. Nur Anne meinte nachdenklich: "So kompliziert ist das doch gar nicht." Sie lächelte in die Runde und fügte munter hinzu: "Wir haben doch schon fließend Wasser im Stall, und für die Zimmer darüber haben wir Heizungen einbauen lassen. Wenn eines der Räume zum Bad umgebaut wird...... Das muss doch funktionieren."
Und so wurden die Handwerker beauftragt, ein kleines Bad über den Boxen einzubauen.
Zeitgleich nahmen die Frauen Kontakt mit den drei Bewerbern auf. Zuerst wurde der Mann aus Husum eingeladen. Er kam mit einem Motorrad und hatte bereits graues Haar, doch konnte er nicht älter als Anfang fünfzig sein, schätzte Anita mit Kennerblick. Muskulös und fast ein wenig übergewichtig stand er in seiner Ledermontur in der Tür, so dass Trigger sofort anfing zu knurren. Doch ein energischer Wink von Ursa und er verzog sich auf seine Decke, beobachtete aber von dort aufmerksam das Geschehen.
"Warum ketten Sie den Hund nicht draußen an?" fragte der Mann mit abweisendem Blick auf den Hund.
"Warum sollten wir?" gab Ursa spitz zurück. "Der Hund gehört zur Familie."
Der Mann machte ein unwilliges Geräusch und wandte sich an die anderen Frauen, die ihn interessiert vom Esstisch aus beobachteten. "Setzen Sie sich doch", sagte Lisa munter. "Tee?" Etwas irritiert setzte sich der Mann breitbeinig auf einen der Stühle, legte seinen Motorradhelm auf den Esstisch und schaute die Frauen nacheinander mit unbewegtem Gesicht abwartend an. Anne schob ihm den Becher Tee hin, den er unbeachtet ließ.
"Na, dann erzählen Sie mal. Warum haben Sie sich auf unsere Anzeige gemeldet."
Der Mann stützte seine muskulösen Unterarme auf den Tisch und schaute sie von unten her an. "Ich mag gern körperlich arbeiten. Außerdem bin ich gelernter Schlachter. Sie könnten also Geld sparen, wenn wir die Schlachtungen gleich hier erledigen."
Inge verschluckte sich an ihrem Tee und musste fürchterlich husten. Amelie klopfte ihr mehrmals zwischen die Schulterblätter und fragte besorgt: "Geht´s wieder?" Inge nickte, doch reden konnte sie noch nicht.
"Also", meinte Anne gedehnt, "dann haben wir uns wohl missverstanden. Hier werden weder Tiere geschlachtet, noch zum Schlachter transportiert. Wir wollen Tiere zum Vergnügen halten."
Jetzt war es an dem Bewerber, irritiert zu hüsteln. "Zum Vergnügen?" Er lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. "So was Verrücktes habe ich ja noch nie gehört." Als er jedoch in die unbewegten Gesichter der Frauen sah, fügte er murmelnd hinzu: "Entschuldigung."
"Tja, dann hat sich ein weiteres Gespräch wohl erledigt, nicht wahr?" lächelte Anne ihn munter an und erhob sich. Auch er stand schwerfällig auf, nickte den Frauen zu und drängte sich an Ursa vorbei, die immer noch in der Tür stand. Ein Blick und eine kleine Handbewegung in Richtung Trigger, und er lief zu ihr. Gemeinsam folgten sie dem Mann nach draußen und beobachteten, wie er auf sein Motorrad stieg und mit laut knatterndem Motor davon fuhr. Als sie wieder hineinging, hörte sie schon das ausgelassene Lachen ihrer Freundinnen. Amelie schüttelte sich in gespieltem Entsetzen. "Einen Schlachter direkt auf dem Hof. Da wären ja unsere Tiere ihres Lebens nicht mehr sicher!"
"Besonders sympathisch wirkte der auch nicht auf mich", prustete Inge.
"Na dann, auf ein Neues", wurde Lisa wieder ernst. Welchen wollen wir denn jetzt einladen? Zwei haben wir ja noch."
"Vielleicht sollten wir erst mal den aus der Nähe nehmen. Der hat es dann nicht so weit, wenn wir ihn nicht mögen", rief Anne und das Gekicher ging wieder los.
Der hatte dann auch gleich am nächsten Tag Zeit und kam am späten Vormittag auf den Hof. Die Frauen waren gespannt, wer sich denn dieses Mal vorstellen würde.
Er kam ebenfalls auf einem Motorrad. Neugierig drängelten sich die Frauen am Küchenfenster. Als sich der junge Mann dem Haus näherte, stoben sie auseinander und setzten sich an den Esstisch. Anne ging zur Tür und öffnete, noch bevor sich der Mann bemerkbar machen konnte. Trigger drängte sich an ihr vorbei und schnüffelte an seiner Hose. Dann wedelte er verhalten und kehrte beruhigt zurück in die Diele.
"Nun, unser Hund hat sie ja bereits akzeptiert", meinte Anne freundlich. Der junge Mann war auch ihr sofort sympathisch. Er hatte dunkles Haar, das ihm ein wenig in die Stirn fiel. Seine Statur war kräftig, was die Arbeitskleidung mit kariertem Hemd, olivfarbener Weste und Gummistiefeln noch unterstrich. Er sah aus, als wäre er gerade von der Feldarbeit zurückgekommen. Zurückhaltend stand er da, doch dann kam er einen Schritt näher und streckte Anne lächelnd seine Hand zur Begrüßung entgegen. "Herr Kröger, nehme ich an?" fragte Anne und schüttelte sie. "Kommen Sie doch herein, dann können wir uns unterhalten."
In der Diele kam ihnen heftig wedelnd Micki entgegen. Der junge Mann bückte sich sofort und kraulte ihm kurz über den Kopf. "Noch so ein hübscher Kerl", sagte er und strahlte Anne von unten an. Trigger war inzwischen im Wohnbereich verschwunden und lag bereits entspannt auf seiner Decke, als Anne und der junge Mann sich setzten. Nachdem sich die Frauen formlos vorgestellt hatten, sagte Lisa: "Dann erzählen Sie uns mal ein bisschen von sich, Herr Kröger. Und warum Sie diesen Job wollen." Abwartend schauten die Frauen ihn an.
"Tja, ich bin sechsunddreißig Jahre alt. Meine Eltern, beziehungsweise mein Vater, denn meine Mutter ist seit einiger Zeit verstorben, hat einen Hof, den Kröger-Hof, zwei Dörfer weiter. Aber mein älterer Bruder wird demnächst den Hof übernehmen. Ich muss mir daher eine andere Perspektive suchen."
"Haben Sie Ahnung von Tieren und deren Haltung?" fragte Ursa.
"Ja, natürlich. Wir haben eine Schweinezucht und auch Geflügel. Katzen und einen Hund haben wir auch", fügte er lächelnd hinzu. "Ich helfe meinem Bruder und seiner Frau, wo ich kann, habe aber auch eine Schreinerlehre gemacht und in dem Beruf gearbeitet. Der Hof trägt uns zwar alle. Finanziell, meine ich, aber ich fühle mich trotzdem manchmal wie das fünfte Rad am Wagen."
"Perfekt!" war das einzige, was Ursa zufrieden äußerte. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Für sie war Markus Kröger bereits eingestellt. Aber auch die anderen signalisierten Zustimmung.
"Eines noch", sagte Anne, "Sie müssten nicht nur die Tiere versorgen, sondern auch die Zäune auf den Weiden instand setzen. Eigentlich wären Sie für alles zuständig: für die Tiere, aber auch für alles Handwerkliche."
"Kein Problem", antwortete der junge Mann eifrig.
"Wir haben allerdings noch keine Tiere. Aber vielleicht könnten Sie uns beim Kauf behilflich sein?"
"Ja, kann ich. Was möchten Sie sich denn für Tiere anschaffen?"
Jetzt wirbelten die Stimmen der Frauen aufgeregt durcheinander. "Ziegen, vielleicht auch Schafe. Ein Esel, natürlich Hühner, Enten und Gänse."
Markus Kröger lächelte. "Für das Geflügel müssten aber erst einmal Unterbringungen geschaffen werden. Ich habe keine gesehen."
"Brauchen wir auch nicht, Herr Kröger. Die Tiere sollen möglichst frei herumlaufen dürfen", sagte Anne.
"Es wäre nett, wenn Sie mich Markus nennen würden. Nun, ein festes Geflügelhaus wäre schon wichtig. Zumindest für die Nacht, damit nicht Marder, Fuchs oder Eule sich das eine oder andere Tier holen. Es dauert zwar noch, aber für den Winter wäre eine Behausung auch notwendig."
"Ja, natürlich. Daran haben wir Städterinnen gar nicht gedacht. Sie haben wirklich Ahnung, Markus", strahlte ihn Anita an und er lächelte zurück. Attraktiv war er, dachte sie. Er könnte zwar vom Alter her fast ihr Sohn sein, doch das hatte Anita noch nie davon abgehalten, zumindest mit ihrem Gegenüber zu flirten.
"Haben Sie auch Katzen?" fragte er weiter.
"Ja, eine", antwortete Anne. "Sie liegt wohl oben auf einem der Betten und schläft. Sie ist schon alt und war hier eigentlich noch nie richtig draußen."
Markus wiegte den Kopf. "Wir sollten vorsichtshalber auch einen eingezäunten Außenbereich bauen. Auch wegen ihm." Sein Blick ging zu Micki, der daraufhin erwartungsvoll wedelte.
Keine der Frauen schien es zu stören, dass sie bereits beim wir angekommen waren.
"Dürfte ich mir mal den Stall anschauen?" Sofort standen alle Frauen auf. Anita nahm Markus kurz am Arm und dirigierte ihn lächelnd in Richtung Tür. Im Stall angekommen, bemerkte er staunend: "Das sieht aber schon sehr ordentlich aus. Hier müsste vorerst nichts gemacht werden." Er rüttelte an den Balken und nickte zufrieden. "Wohin führt diese Treppe?" Es kam Bewegung in die Frauen, die bisher abwartend in der Stallgasse gestanden hatten. "Dort oben haben wir einige kleine Zimmer und ein Duschbad einbauen lassen." Markus nickte, schien aber nicht weiter interessiert.
Stillschweigend verständigten sich die Frauen mit Blicken: Markus war der Richtige. Er war die ideale Besetzung für diesen Job. Ihn wollten sie haben. Doch bevor eine der Frauen etwas sagen konnte, sagte Markus etwas und das gefiel den Frauen gar nicht.
"Ich habe jetzt alles Wichtige gesehen. Ich würde gern ein oder zwei Nächte darüber schlafen."
"Aber warum?" Entgeistert schaute Ursa ihn an. "Haben wir Ihnen zu wenig Geld geboten, Markus?"
Doch bevor er antworten konnte, meinte Amelie: "Wir können doch über alles reden." Dabei schaute sie ihn fast Mitleid heischend an.
Markus lächelte: "Zwei Nächte."
Ernüchtert fügten sich die Frauen, obwohl Anita noch einmal einen Versuch startete. Sie hakte sich lächelnd bei Markus ein, schmiegte sich an seinen Arm und begleitete ihn so zu seinem Motorrad. Erst dort ließ sie ihn los, und die Frauen konnten nicht hören, was sie zu ihm sagte. Doch offensichtlich waren ihre Worte wirkungslos, denn Markus bestieg sein Motorrad, winkte noch einmal kurz und fuhr vom Hof.
"Ob er uns nur nicht absagen wollte, weil wir ihm zuviel Arbeit aufbürden?" fragte Amelie.
"Sei nicht so pessimistisch", lächelte Anita. "Bauern sind viel und harte Arbeit gewöhnt. Ich habe dafür gesorgt, dass er wiederkommt." Sie hob ihre sorgfältig manikürte Hand und strich sich galant über ihre Frisur.
Lisa verdrehte die Augen. "Mein Gott, Anita, du bist doch keine zwanzig mehr. Glaubst du wirklich, du kannst einen Sechsunddreißigjährigen noch becircen?"
"Warum denn nicht?" gab Anita pikiert zurück und strich mit beiden Händen ihren engen Rock über den Hüften glatt. Dann stöckelte sie über das Kopfsteinpflaster in Richtung Haus.
"Sie trägt immer noch hohe Absätze", lächelte Anne und schüttelte den Kopf. "Irgendwie hat sie noch nicht richtig begriffen, dass das hier auf dem Land nicht die richtige Kleidung ist."
"Lass sie doch. Wenn sie sich wohl fühlt", meinte Amelie.
"Ich lass sie ja", antwortete Anne ruhig. "Sie wird es beizeiten schon selbst merken." Es wurde frisch so ohne Jacken, und die Frauen begaben sich wieder zurück ins Haus.
Am nächsten Tag blieb das Telefon still. Mussten sie jetzt wirklich noch den dritten Bewerber einladen, obwohl sie daran nicht wirklich mehr interessiert waren? Schließlich hatten sie ihre Wahl bereits getroffen.
"Sollen wir vielleicht mal rüberfahren zu diesem Kröger-Hof?" fragte Anita.
"Auf keinen Fall!" Anne schüttelte den Kopf. "Wir müssen Geduld haben."
Am zweiten Tag, die Frauen saßen gerade beim Mittagessen am großen Tisch, hörten sie das Knattern des Motorrads. Anita wollte sofort aufspringen und zur Tür laufen, doch Anne hielt sie zurück. "Lass ihn erst mal klingeln. Wir müssen ihm ja nicht gleich zeigen, dass wir schon ungeduldig auf ihn gewartet haben."
Lisa nickte und löffelte weiter die cremige Lauchsuppe mit Kartoffel- und Speckeinlage, die Amelie zubereitet hatte. Als es klingelte, legte Inge ihren Löffel ab. Sie musste in letzter Zeit ständig das Essen unterbrechen, weil es ihr schwer fiel, Gabel oder Löffel zum Mund zu führen. Ursa ging indes gemessenen Schrittes zur Tür und öffnete. "Markus", rief sie und es hörte sich beinahe überrascht an. "Fast haben wir nicht mehr damit gerechnet, dass Sie sich melden würden. Aber wir freuen uns. Kommen Sie doch herein." Micki war mit zur Tür gekommen und umwedelte den Besucher aufgeregt.
"Etwas Suppe?" fragte Amelie sogleich. Markus verneinte, nahm seine Mütze ab und drehte sie in den Händen wie ein kleiner Junge, der seiner Mutter irgendeinen Unsinn, den er verzapft hatte, beichten müsste. "Ich wollte Sie nicht beim Essen stören."
Lisa hob ihre Hände in einer beschwichtigenden Geste. "Sie stören nicht. Wir sind doch neugierig, was Sie uns zu berichten haben."
Ohne zu überlegen, antwortete er: "Ich möchte den Job haben. Ich möchte für Sie arbeiten."
Absolute Stille trat ein. Kein Löffelgeklapper war mehr zu hören. Dann redeten und lachten plötzlich alle durcheinander. Wieder einmal. Aus dem fröhlichen Stimmengewirr hörte Markus Annes Stimme heraus: "Wir freuen uns. Herzlich willkommen, Markus." Die anderen Frauen stimmten mit ein.
"Aber ich werde nicht hier wohnen", dämpfte er ein wenig die überschwängliche Freude. "Ich habe es ja nicht weit."
"Schade", ließ sich eine der Frauen vernehmen. Sie konnten es nicht ganz verstehen, da in Markus´ Zuhause der Vater und auch der Bruder mit Familie alles beanspruchten. Hier hätte er sein eigenes Reich und sich sogar gemütlich ausbreiten können über dem Stall. Aber was nicht war, konnte sich ja noch ändern. Anne zuckte die Schultern. Die Hauptsache war und im Vordergrund stand, dass sie ab jetzt eine kräftige und zuverlässige Hilfe für ihren Hof gewonnen hatten und damit der Aufnahme und dem Erwerb von Tieren nichts mehr im Wege stand. Und als hätte Markus ihre Gedanken erraten, sagte er in die Runde hinein: "Mehrere Sauen auf unserem Hof haben vor einigen Wochen geferkelt. Wenn Sie möchten, können wir damit beginnen."
"Na, das geht ja schnell", lachte Inge und verzog schmerzhaft das Gesicht, doch im Moment achtete keiner darauf.
"Eines nach dem anderen", schmunzelte Lisa. "Wann wollen Sie anfangen?"
"Morgen", kam es wie aus der Pistole geschossen. Markus verlor wirklich keine Zeit, nachdem er sich einmal entschieden hatte und den Frauen war es nur recht.