Читать книгу Tod in Nastätten - Ute Dombrowski - Страница 6
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Оглавление„Dass du so ruhig bleiben kannst!“, empörte sich Jasmin, als sie mit Undine am nächsten Tag bei einem späten Frühstück saß. „Hier läuft einer durch die Gegend und bringt Menschen um. Ich bekomme kein Auge zu.“
„Ach was, das war doch kein spontaner Mord. Der Mörder hat sich den Mann aus Berlin gezielt ausgesucht.“
Sie schauten zum großen Hoftor, das sich in diesem Moment öffnete. Lene steckte den Kopf hindurch und lächelte, als sie Undine und Jasmin vor der Remise sitzen sah. Der Tisch war reich gedeckt, in einem Brotkorb gab es frische Weck. Ein Holzlöffel steckte in einem großen Glas Honig, das selbst getöpferte Geschirr in grellen Farben war einzigartig, in der Mitte stand eine Platte mit Aufschnitt und Käse.
„Lenchen!“, rief Undine erfreut aus und ließ sich beide Wangen küssen. „Setz dich und frühstücke mit uns. Hier sind ein Teller und eine Tasse. Möchtest du Kaffee oder Cappuccino?“
„Ein Glas Wasser reicht mir, aber ich esse gerne eine Weck mit Honig.“
„Bitte bediene dich. Wie geht es dir?“
Lene sah Undine aufmerksam an.
„Das wollte ich dich gerade fragen. Eine Leiche in der Lohbach?“
„Der späte Besucher, der seine Tochter suchen wollte. Das wird ja nun nichts mehr.“
„Der arme Kerl, er war so voller Hoffnung und ich fand ihn sympathisch.“
„Ich habe eine Idee!“, rief Undine. „Wir suchen das Mädchen selbst. Und vielleicht finden wir auch den Mörder.“
Jasmin war entsetzt und stieß vor Schreck die Kaffeetasse um. Dass Undine so entspannt war, war ihr schon merkwürdig vorgekommen, aber dass sie jetzt auch noch Detektiv spielen wollte, das ging einfach zu weit.
„Das überlass mal lieber der Polizei. Auf keinen Fall will ich darüber irgendetwas wissen.“
Lene beugte sich mit verschwörerischem Blick zu Undine und murmelte: „Ich bin dabei. Das macht sicher Spaß.“
Jetzt sprang Jasmin auf und stellte ihr Gedeck zusammen, um eilig in der Küche zu verschwinden.
An der Tür zu ihrer Wohnung drehte sie sich nochmal um und sagte: „Ihr habt sie doch nicht mehr alle.“
Lene und Undine steckten nun die Köpfe zusammen und tuschelten, als sich das große Hoftor erneut öffnete. Der grobe Kommissar, den Undine scheußlich fand, kam mit schnellem Schritt auf den Tisch zu und setzte sich unaufgefordert. Er atmete schnaufend ein und aus und legte seine Unterarme auf den Tisch.
„Guten Morgen, die Damen. Was ist das denn hier? Es sieht mir nach einer Verschwörung aus.“
Undine schob ihm wortlos eine Tasse Kaffee hin und grinste.
„Das ist keine Verschwörung, sondern ein gemütliches Frühstück. Jedenfalls war es das, bis Sie hereingeplatzt sind. Lene, darf ich dir den unhöflichsten Mann der Welt vorstellen? Das ist der Kommissar, der versuchen will den Mörder zu finden.“
„Pah“, fuhr Reiner sie an, „ich werde ihn finden. Ich habe noch ein paar Fragen. Wer sind Sie denn? Wohnen Sie etwa auch hier?“
Lene, die sich kurz geduckt hatte, weil Reiner Nickichs laute Stimme ihr unangenehm war, erklärte leise, dass sie nicht hier wohne, sondern nur zu Besuch sei.
„Aha, dann muss ich Sie jetzt bitten zu gehen, ich muss ermitteln. Ich warte immer noch auf die Liste mit den Namen der Künstler, die hier ausgestellt haben. Also?“
Undine grinste ihn ungeniert an und machte keine Anstalten ihm zu erklären, dass Lene auch dazu gehörte. Die beiden Frauen wechselten einen Blick und Undine lief ins Haus. Die Autorin folgte ihr und setzte sich drinnen auf die Couch. Undine ging mit einem Block wieder raus und während Reiner mürrisch seinen Kaffee trank, schrieb sie die Namen und Adressen untereinander. Als Undine fertig war, überflog er die Liste und forderte, dass sie sofort Jasmin holen solle.
„Meine Freundin und Mitbewohnerin wohnt im großen Haus, vielleicht drücken Sie einfach mal auf die Klingel. Ich bin doch nicht Ihre Angestellte. Wo ist eigentlich Ihre nette Kollegin?“
Reiner hatte mit dem Messer auf dem Tisch getrommelt und erhob sich jetzt, um zu Jasmins Wohnung zu gehen. Er wollte der dreisten Hausbesitzerin antworten, aber es fiel ihm nichts Passendes ein. Und das kam nicht sehr oft vor.
Obwohl er so selten wie möglich im Präsidium auftauchte, überlegten die Kollegen dann meistens, ob sie nicht noch etwas außerhalb erledigen mussten, denn niemand wollte dem raubeinigen Kommissar in die Quere kommen. Die einzige Person, die ihn mit Humor sah, war Jennifer, denn ab und zu konnte sie hinter seiner groben Art einen ganz netten Kerl sehen, aber das kam nicht oft vor.
Er winkte ab und läutete bei Jasmin, die sehr viel Respekt vor allen hatte, die in Ämtern oder bei der Polizei arbeiteten. Sie hatte gedacht: Was für eine Schande, jetzt haben wir schon die Kripo im Haus, wäre doch nur dieser Fremde hier nicht aufgetaucht.
Undine ging zu Lene ins Haus und setzte sich zu ihr.
„Wo wollen wir anfangen?“, fragte sie.
„Ich weiß nicht, vielleicht fragen wir mal den Herbert von der Feuerwehr, der weiß immer alles.“
„Erstmal frage ich den Kommissar, ehe er geht, wie der Mann hieß. Vielleicht bringt uns das schon ein Stück weiter.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, lief sie hinüber zu Jasmin, die mit eingezogenem Kopf am Tisch saß. Der Kommissar stand an der Tür und bollerte jetzt Undine an.
„Was wollen Sie denn hier? Neugierig?“
„Nein“, erwiderte Undine, „wie hieß denn der Mann?“
„Das geht Sie nichts an.“
„Vielleicht kenne ich den Namen, also könnte es Ihnen doch helfen.“
Reiner lief in Jasmins Wohnzimmer auf und ab, dann blieb er stehen.
„Sie könnten recht haben. Sein Name ist Jonas Beilank. Er war zweiundvierzig Jahre alt und wohnte in Berlin Spandau.“
„Beilank … Beilank … nein, der Name sagt mir gar nichts. Er war sieben Jahre jünger als ich. Keine Ahnung, aber wenn mir etwas einfällt, dann rufe ich sie an.“
„Ansonsten halten Sie sich raus!“
Undine ließ ihn stehen und verließ die Wohnung wieder. Bei Lene angekommen, schrieb sie den Namen und das Geburtsjahr auf den Block. Die beiden Frauen grübelten, aber dann hielten sie es doch für gescheiter, am Nachmittag zum Feuerwehrhaus zu laufen und nach Herbert zu suchen. Mit einem Handschlag verabschiedeten sie sich. Lene versprach pünktlich um fünfzehn Uhr wiederzukommen.