Читать книгу Ärger in Nastätten - Ute Dombrowski - Страница 10

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„Ich habe ein bisschen herumgefragt, mein Lieber“, sagte Undine am Abend.

Reiner war nach Feierabend sofort zu Undine gefahren, denn einerseits wollte er keine Sekunde mit ihr verlieren, andererseits wollte er wissen, was sie über Andreas Öckertz berichten konnte. Er war sicher, dass Undine etwas Interessantes herausgefunden hatte.

Der Kommissar war zu Undine auf die Bank gesunken, hatte gestöhnt und seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt.

„Was für ein Tag.“

„Erzähl! Du hast jetzt jemanden, der dir zuhört und Kaffee kocht.“

„Dann koch mir bitte einen Kaffee. Aber ich denke, du willst mir etwas erzählen.

Undine ging ins Haus und kam einen Moment später mit einer vollen Kaffeetasse heraus, die sie auf einem Tablett balancierte. Neben der Tasse standen eine Schale mit Plätzchen und ein Teller mit Obst.

„Du bist so gut zu mir“, sagte Reiner und küsste Undine auf die Wange.

Sie setzte sich wieder zu ihm, er trank Kaffee und sie begann mit ihrem Bericht.

„Ich habe meine Freundin Bea besucht und sie nach ihrem Nachbarn befragt. Er war eigentlich immer ein hilfsbereiter Mann, wenn mal etwas Schweres zu tragen war, aber Bea ist nicht sehr glücklich über seine nächtlichen Aktivitäten. Außerdem ist er meistens mürrisch und unhöflich. Sie hat ihn mal gebeten, den Müll sorgfältiger zu trennen. Das hat ihm anscheinend nicht gefallen, denn am nächsten Morgen lag der Müll auf ihrer Terrasse verstreut. Sie hat ihn darauf angesprochen, doch er hat alles abgestritten. Seitdem ist die Stimmung ein wenig eisig.“

„Welche nächtlichen Aktivitäten?“

„Damenbesuche.“

„Er ist doch ledig, oder?“

„Ja, das schon, aber Bea berichtete von wechselnden Bekanntschaften. Sie mag es halt nicht, dass ständig Fremde im Haus sind.“

„Was sind das für Damen?“

„Eigentlich nur sehr junge Damen. Viel zu jung.“

„Minderjährige?“

„Das kann man heutzutage gar nicht mehr einschätzen. Die Dreizehnjährigen putzen sich doch oft schon so raus, dass sie aussehen wie zwanzig. Erst wollen sie älter aussehen und wenn sie dann mal erwachsen sind, versuchen sie wieder jünger zu wirken. Also, Andreas Öckertz scheint eine Vorliebe für junge Mädchen zu haben.“

„Ich frage mich immer, warum Eltern so jungen Dingern erlauben, mit irgendwelchen Kerlen mitzugehen. Und dann sind sie halbnackt unterwegs. Da kommen Männer schon mal auf dumme Gedanken.“

„Du liegst völlig falsch! Wir Frauen müssen uns doch wohl nicht in Sack und Asche hüllen, nur damit sich niemand an uns vergreift. Und wenn ich nackt rumlaufe, das ist noch lange keine Aufforderung zum Anfassen oder mehr. Es ist zwar geschmacklos und eine Zumutung für die Mitmenschen, aber theoretisch ist es meine Sache und keine Entschuldigung für übergriffige Männer.“

„Ich habe gerade böses Kopfkino, wie du nackt durch Nastätten läufst. Was nicht heißen soll, dass du es dir nicht leisten könntest.“

„Da hast du aber gerade nochmal die Kurve gekriegt, mein Lieber. Aber ich meine es durchaus ernst. Nur weil die jungen Frauen heute zeigen, wie gut sie aussehen und auch mal ein bisschen Haut zur Schau stellen, ist das kein JA zum Sex.“

„Sei nicht sauer, ich verstehe doch, was du meinst. Ich frage mich nur manchmal, ob die Eltern heutzutage nichts mehr zur Kleidung ihrer Kinder sagen. Beziehungsweise ob sie überhaupt noch in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen. Also meine Tochter würde nicht mit einem alten Sack mitgehen.“

„Du hast aber keine Tochter und somit auch nicht das Recht, alle Eltern über einen Kamm zu scheren.“

Reiner schwieg jetzt lieber, denn zum einen hatte Undine recht, zum anderen wollte er sich nicht um Kopf und Kragen reden.

„Glaubst du, so einer wie Andreas Öckertz könnte sich an Natalie vergriffen haben?“

„Ich weiß nicht. Kennen sie sich denn?“

Nun berichtete Reiner ganz offen von der Aktion der Mädchen, obwohl es zu den Ermittlungsergebnissen zählte. Er sah das als Entgegenkommen, weil Undine für ihn recherchiert hatte.

„Das ist gemein. Auch wenn er es vielleicht verdient hat. Denkst du, das hat womöglich Rachegedanken geweckt?“

„Wir werden ihn morgen befragen. Ich fahre mit Jennifer zu ihm auf die Arbeit, da kann er nicht abhauen, wenn er es war.“

„Mein lieber Herr Kommissar, das ist zu einfach. Dann hättet ihr den Fall in wenigen Tagen gelöst. Ganz tief in mir drin ahne ich, dass es viel mehr ist als die Rache eines Weiberhelden.“

„Wie schlau du bist. Wir werden sehen. Wenn wir den Fall schnell zu den Akten legen können, habe ich auch mehr Zeit für dich.“

Undine lehnte sich in Reiners Arme.

„In dem Fall würde ich dich sofort wieder arbeiten schicken. Allerdings, wie wäre es denn, wenn du hier bleibst? Dann können wir zusammen essen, spazieren gehen, noch eine Weile im Garten sitzen. Und du wärst morgen direkt in Nastätten.“

„Wie praktisch du doch manchmal denkst. Gerne bleibe ich bei dir.“

Grinsend beugte sich Reiner zu ihr hinüber und küsste sie lange.

In einem anderen Garten saßen Karla und Jennifer mit einer Flasche Wein zusammen und redeten über die neue Wohnung.

„Wenn du magst, kannst du auf meiner Terrasse eine Einweihungsparty geben. Du kannst dich auch so jederzeit hier aufhalten.“

„Ach, Karla, das ist lieb von dir. Das Sitzen im Garten nehme ich gerne an. Ich habe aber im Moment keine Zeit zum Feiern. Wir müssen den Täter finden, der Natalie getötet hat. Kannst du mir etwas über Laura und Juliano Nunnio berichten?“

„Du meinst, ich soll dir etwas über den netten Sportlehrer erzählen?“

Karla grinste.

„Nein“, sagte Jennifer ernst, „ich will nichts über ihn als Mann wissen. Er kannte Natalie und könnte somit ihren Tod verursacht haben.“

„Nein, das glaube ich nicht. Der Mann ist unglaublich. Erstmal ist er ein super Lehrer und jeder Schüler liebt ihn. Dann gibt er in seiner Freizeit Unterricht in Italienisch. Er trainiert außerdem die Kinder aus den Kitas in Akrobatik und das kostenlos. Solch ein Mensch tut niemandem etwas an.“

„Welche Kitas?“, fragte Jennifer mit einem merkwürdigen Gefühl in der Magengegend.

„Die drei in der Stadt und die neue hinten am Wald, wo ihr Natalie gefunden habt.“

Erst als Karla das ausgesprochen hatte, merkte sie, dass das keineswegs entlastend für Juliano war. Nein, ganz im Gegenteil, sie hatte ihn wohl damit in Schwierigkeiten gebracht. Das wusste sie, nachdem sie Jennifers Blick gesehen hatte.

„Das sieht jetzt vielleicht so aus, als wenn ihn das verdächtig macht, aber bitte, Jennifer, glaube mir, Juliano ist ein guter Mensch.“

„Ich möchte das gern glauben, wirklich, doch wir müssen nun mal allen Spuren nachgehen. Juliano Nunnio gehört zum Kreis der Verdächtigen und das bleibt so, bis wir etwas anderes beweisen.“

„Du findest ihn süß, oder?“, fragte Karla jetzt grinsend.

„Ja … nein … ja, schon. Ich will aber keinen neuen Mann. Basta. Ich genieße ab dem Wochenende meine neue Wohnung, das reicht an Veränderungen in meinem Leben. Außerdem habe ich viel zu tun.“

Plötzlich fiel ihr wieder ein, was sie Reiner versprochen hatte: mit Karla zu reden, um das Thema Johannes abzuschließen.

„Du hast recht. Juliano gefällt mir und ich ihm wahrscheinlich auch. Es ist nur …“

„Johannes? Das Thema liegt dir im Magen, oder? Ich kann dich sehr gut verstehen. Jeden Morgen sage ich mir: Du hast alles falsch gemacht. Aber dann wische ich den Gedanken schnell weg. Ich habe einen Fehler gemacht und nicht für meine Liebe gekämpft. Das habe ich teuer bezahlt. Im Nachhinein weiß ich, dass mein Leben anders verlaufen wäre ohne Henner und mit Jonas an meiner Seite, doch das kann ich nicht mehr ändern. Ich habe zwei tolle Kinder, gute Freunde und es geht mir gut. Das Gericht wird Henner für immer wegsperren und die Scheidung ist eingereicht. Ich schaue nach vorne. Das solltest du auch, damit du dich wieder auf eine neue Liebe einlassen kannst. Und wenn Juliano unschuldig ist, darfst du dich gern in ihn verlieben.“

„Ich hoffe es. Und danke für deine Worte. Ich werde versuchen, mein Leben hier neu zu ordnen.“

Ärger in Nastätten

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