Читать книгу Ärger in Nastätten - Ute Dombrowski - Страница 4
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ОглавлениеReiner sprang aufgeregt aus dem Auto und lief ins Krankenhaus. Er hatte versucht, pünktlich Feierabend zu machen, war aber trotzdem spät dran. Undine wartete schon auf ihn, denn er hatte versprochen, sie am Tag ihrer Entlassung abzuholen. Die Rosen sahen noch aus wie neu und so war Undine gerade dabei, sie in eine Zeitung zu rollen.
„Da bist du ja endlich. Ich warte schon eine halbe Stunde.“
„Danke, ich freue mich auch dich zu sehen.“
Der Kommissar grinste und küsste Undine auf die Wange.
„Geht es dir gut?“
„Ja, es ist alles in Ordnung. Die Ärzte sagen, dass ich Glück hatte, weil mich mein Held vor den Flammen bewahrt hat.“
„Ich hätte es nicht überlebt, wenn dir etwas zugestoßen wäre.“
„Heißt das jetzt, dass alles wieder passt zwischen uns?“
„Hm, ich denke schon. Aber …“
„… ich soll mich in Zukunft aus deinen Ermittlungen raushalten.“
Reiner schlang die Arme um Undine, küsste sie sanft und sah sie streng an.
„Das ist mein voller Ernst. Du siehst ja, wohin das führen kann. ICH bin die Polizei, vergiss das nicht immer wieder.“
„Jawohl, Herr Kommissar, ich habe es kapiert. In Zukunft werde ich für dich kochen, deine Socken stopfen, dich verwöhnen, dir zuhören und nichts fragen, was mich nichts angeht.“
„Das mit den Socken kannst du lassen, aber der Rest …“
Undine knuffte ihn in die Seite, drückte ihm ihre Tasche in die Hand, nahm die Rosen und schob ihn aus der Tür. Im Sponheimer Hof angekommen warteten Jasmin, Karla, Jennifer, Lene und Herbert auf die Freundin. Sie hatten sich in einem Halbkreis aufgestellt und klatschten in die Hände, als Undine vor ihnen stand. Herbert hatte einen Blumenstrauß in der Hand und hielt ihn ihr jetzt mit gestrecktem Arm entgegen. Er lächelte schüchtern, als Undine ihn umarmte.
Die Frauen waren munterer und hießen die Hobbydetektivin herzlich willkommen. Undine setzte sich an den gedeckten Tisch und seufzte.
„Ich war zwar nur kurz weg, aber ihr habt mir gefehlt. Danke für den netten Empfang. Ich nehme gerne eine Tasse Kaffee, das Gebräu im Krankenhaus konnte man nicht trinken.“
Sie tranken Kaffee, aßen selbstgebackenen Hefezopf und redeten über das aufregende Ereignis, das die ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzt hatte.
„Dein alter Freund aus Kindertagen … das kann man kaum glauben“, murmelte Jasmin und hatte eine Träne im Augenwinkel.
Jennifer nickte: „Und ich dachte, er ist ein richtig guter Mann. Beinahe hätte ich mich in ihn verliebt. Nie wieder Männer!“
Sie hob die Tasse und wartete, dass die anderen mit ihr anstießen, aber außer Karla wollte keine der Frauen mitmachen. Reiner und Herbert schüttelten nur den Kopf.
„Weiber“, flüsterte der Kommissar dem Feuerwehrmann zu.
„Das habe ich gehört“, sagte Undine streng. „Du kannst froh sein, dass du in meinem Leben einen Platz bekommen hast. Vor ein paar Monaten hätte ich noch energisch mit Jennifer angestoßen. Aber jetzt mal was anderes. Was gibt es Neues? Was habe ich verpasst?“
Alle Augen richteten sich auf Reiner, der zuckte mit den Schultern. Er sah Jennifer böse an, als sie etwas sagen wollte, woraufhin die Kommissarin schwieg. Es hatte jedoch keinen Sinn, denn jetzt meldete sich Lene zu Wort.
„Stimmt es, dass es eine Leiche gibt?“
„Woher weißt du das denn schon wieder? Die haben wir doch erst heute früh gefunden!“
„Lieber Herr Kommissar“, begann die Schriftstellerin lachend. „In Nastätten weiß jeder immer alles. Das solltest du nun langsam begriffen haben.“
„Aber …“
„… wir halten uns raus!“, riefen die Frauen und Herbert im Chor.
„Genau das wollte ich sagen. Wenn hier ein Mörder unterwegs ist, ist es …“
„…deine Aufgabe ihn zu finden.“
Jetzt musste auch Reiner lachen, denn die Menschen um ihn herum wussten anscheinend ganz genau, was er sagen wollte.
„Dann sind wir uns ja einig. Prost!“
Er hob die Tasse und trank sie in einem Zug leer.
„Wer ist denn die Tote?“, fragte Karla. „Kennen wir sie?“
Reiner kniff die Augen zusammen und niemand wagte es zu antworten. Geschickt lenkte Jennifer von Thema ab.
„Ich habe noch eine Neuigkeit.“
Alle Blicke gingen in Jennifers Richtung. Die Kommissarin sah Karla an und als sie deren Nicken sah, holte sie tief Luft.
„Also … ihr wisst ja, dass ich in einer winzigen Bude hause, die alles andere als gemütlich ist. Als Karla mich mal besucht hat, ist ihr eine fabelhafte Idee gekommen. Sie hat in ihrem großen Haus eine Gästewohnung und die ist jetzt fertig renoviert. Ich werde dort einziehen.“
Einen Moment herrschte undurchdringliche Stille, dann brachen alle in Jubel aus, drückten die beiden Frauen und freuten sich ehrlich über diese Entwicklung. Karla wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
„So fühle ich mich in dem großen Haus nicht mehr so verloren und wenn uns mal langweilig ist, setzen wir uns zusammen. Außerdem bekomme ich ein bisschen Geld als Miete und zusätzlich kommt auch Jennifer aus ihrem Loch heraus.“
„Wann ist der Umzug und wo soll ich anpacken?“, fragte Reiner.
Die anderen versprachen ebenfalls zu helfen und so wurde der Umzugstermin auf das kommende Wochenende gelegt. Jennifer beruhigte die Freunde.
„Viel Kram habe ich nicht und ihr könnt froh sein: Ich habe kein Klavier.“
„Aber die Treppen kannst du nicht schönreden.“
„Naja, das fällt bei Karla aber weg. Also dann danke ich euch schon mal für die Unterstützung und fahre jetzt heim. Ich muss anfangen zu packen. Bis morgen, Chef.“
Sie umarmte die Freundinnen, winkte Reiner und Herbert zu und verließ fröhlich pfeifend Undines Hof.
Diese lehnte sich zufrieden zurück.
„Das ist ja mal eine frohe Botschaft. Wenn du deinen Fall dann mal schnell löst, können wir einem schönen Herbst entgegensehen.“
Jetzt verabschiedeten sich auch Karla, Lene und Herbert. Jasmin ging in ihre Wohnung, Undine und Reiner räumten den Tisch ab. Schweigend setzten sie sich in die Küche und Undine sah dem Kommissar in die Augen.
„Wie geht es denn mit uns weiter?“
„Was meinst du?“, fragte Reiner mit einem Stirnrunzeln.
„Sind wir Freunde oder ein Paar? Müssen wir telefonieren und uns verabreden, um uns zu treffen oder überraschst du mich spontan? Gehen wir jetzt ständig fein essen und schenkst du mir freitags Blumen? Töpferst du mit mir?“
„Also du bist mir schon eine“, entgegnete er lachend. „Gerne lade ich dich mal zum Essen ein, aber ständiges Ausgehen kann ich mir nicht leisten, außerdem bin ich schon alt und muss am Feierabend ruhen. Ich würde gerne dein Freund, aber auch dein Partner sein. Wenn du Überraschungen magst, dann sollst du sie bekommen, aber ich würde auch einfach so hier auftauchen, wenn ich dich sehen möchte. Und wenn du mir jetzt noch erklärst, warum ich dir ausgerechnet freitags Blumen schenken soll, dann ist auch das geklärt.“
„Freitags stimmen wir uns auf das Wochenende ein und ein schöner Mann mit einem Blumenstrauß hebt die allgemeine Vorfreude sehr.“
„Da werde ich aber arm, es sei denn, ich klaue ab und zu mal eine Rose in deinem Garten.“
„Wenn Jasmin dich erwischt, holt sie die Polizei.“
„Liebe Undine, du vergisst, dass …“
„… du die Polizei bist. Wie könnte ich das vergessen.“
Undine rutschte neben ihn auf die Bank, lehnte sich in den Arm, den er jetzt um sie legte und grinste.
„Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt ein Häufchen Asche. Danke, dass du zur richtigen Zeit am rechten Ort warst.“
Statt einer Antwort küsste Reiner sie zärtlich und machte sich danach auf den Heimweg.