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6. Kapitel

Wo ich Angst um meinen Vater kriege und ihm doch noch hinterherspioniere

Eines Nachts wachte ich von meinem eigenen Zähneknirschen auf. Ich hatte geträumt, Papa und Anita säßen zusammen in dem roten Mazda MX 6, der Anitas Freund gehörte. Anita war mir egal, aber ich spürte, dass mein Vater in Gefahr war. Ich rannte hinter dem Auto her. Doch jedes Mal, wenn ich es gerade erreicht hatte und die Seitentüre aufreißen wollte, drückte Anita aufs Gaspedal und der Wagen raste davon. Im kleinen Rückfenster sah ich gerade noch, dass Henning mich gemein angrinste. Ich schrie nach meinem Vater, aber meine Kiefer waren verklemmt. Ich konnte den Mund nicht öffnen.

Zitternd wachte ich auf. Die Straßenlaterne warf ein fahles Licht in den hinteren Teil meines Zimmers. Ich tastete nach der kleinen Taschenlampe, die ich immer auf dem Nachttisch liegen hatte. Ich knipste sie an und richtete mich auf. Ich atmete tief durch, massierte meine schmerzende Kaumuskulatur und setzte meine Knirscherschiene wieder ein.

Papa ist in Gefahr, dachte ich. Papa will mir etwas sagen. Immer öfter hatte ich in letzter Zeit das Gefühl, als ersetzten seine Gedanken seine Worte. Als spinne sich durch die unsichtbare Wand hindurch eine andere Art Verbindung, als suchten mich seine Gedanken.

Vielleicht hätte ich vor ein paar Wochen doch mit Sandra weiter Detektivin spielen sollen. Ich wusste überhaupt nicht mehr, was richtig oder falsch war.

Ich saß im Bett und merkte, wie mir schlecht wurde. Heute hatte ich extrem wenig gegessen. Ich beschloss, mir einen kleinen Pudding aus der Küche zu holen und bei der Gelegenheit vielleicht doch noch mal in Papas Jackentaschen zu schauen.

Leise öffnete ich meine Zimmertüre. Im schwachen Schein der Taschenlampe schlich ich den Flur entlang, die Treppe hinunter. Das lackierte Holz des Geländers fühlte sich glatt und kalt an.

Fröstelnd stand ich vor der Garderobe. Jetzt hatte ich alle Jacken meines Vaters zur Verfügung: das Jackett, den Parka und die Lederjacke. Blitzschnell durchfuhr meine Hand alle Taschen und grabschte, was sie grabschen konnte. Allerlei Kleinkram hatte ich nun in der Hand. Die Taschenlampe hatte ich aus Vorsicht ausgeknipst. Blind versuchte ich zu sortieren: Zettel, Zettel, Kaugummi, Portemonnaie, Brille …

Brille und Kaugummi tat ich zurück, das Portemonnaie und die Zettel nahm ich mit in die Küche. Bei Schokoladenpudding mit Sahne durchsuchte ich nun zum zweiten Male innerhalb weniger Wochen die persönlichen Gegenstände meines Vaters ...

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