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Die Frauenfiguren

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Die wenigen Wenige Frauenfiguren mit großer BedeutungFrauenfiguren im Drama tragen gleichwohl große Bedeutung, was schon an der äußeren Rahmung sichtbar wird. Sie treten fast ausschließlich auf Seiten der Dantonisten auf. Zudem hat Büchner bei ihnen für seine Verhältnisse ungewöhnlich viel im Vergleich mit den historischen Quellen geändert – das unterstreicht ihre Wichtigkeit für die Interpretation noch.

Julie (eigentlich Sebastienne-Louise, die ihren Mann in der historischen Realität um Jahrzehnte überlebte) bietet Danton eine wirkliche Dantons StützeStütze, sein Bekenntnis »ich liebe dich« ist durchaus ernst zu nehmen, auch wenn der befremdliche Zusatz »wie das Grab« folgt (I,1; S. 5). In der Nacht der alptraumhaften Erinnerung an die Septembermorde steht sie ihrem Gatten zärtlich und fest bei, versucht, ihn zu beruhigen, auch wenn sie sich über den Erfolg nicht ganz sicher ist: »Ganz ruhig, lieb Herz?« (II,5; S. 43). Nicht wirklich realistisch lässt sie dem gefangenen Danton eine Botschaft durch einen »Knaben« überbringen (IV,2). Am Ende akzeptiert sie in stiller Größe das Schicksal Dantons und beendet ihr eigenes Leben: »Es ist so hübsch Abschied zu nehmen, ich habe die Türe nur noch hinter mir zuzuziehen. […] Ich gehe leise« (IV,6; S. 80 f.).

Die Prostituierte Marion befindet sich gänzlich jenseits der Politik, sie steht für die Vision Ganzheitliche Sinnlichkeit und Liebeganzheitlicher Sinnlichkeit und Liebe – taucht aber nach dem ersten Akt nicht mehr auf. »Die andern Leute haben Sonn- und Werktage, sie arbeiten sechs Tage und beten am siebenten, sie sind jedes Jahr auf ihren Geburtstag einmal gerührt und denken jedes Jahr auf Neujahr einmal nach. Ich begreife nichts davon. Ich kenne keinen Absatz, keine Veränderung. Ich bin immer nur eins« (I,5; S. 20).

Trotz einiger Gemeinsamkeiten mit Julie ist Lucile Schwächer, aber gefühlvoller als Juliewesentlich schwächer, aber auch gefühlvoller gezeichnet; etwas träumerisch wird sie während des Kunstgesprächs bereits eingeführt: »[…] ich seh dich so gern sprechen« (II,3; S. 38). Auch sie versucht mit ihrem in Haft befindlichen Mann in Kontakt zu treten, doch zeigt ihr Verhalten deutliche Züge von Wahnsinn: »Höre Camille, du machst mich lachen mit dem langen Steinrock und der eisernen Maske vor dem Gesicht, kannst du dich nicht bücken?« (IV,4; S. 76). Hier wie ganz am Ende singt sie ein Volkslied. Ihr intensiver Abtritt, wieder bei Sinnen (»Ich will einmal nachdenken«, IV,8; S. 82), wird allen Theaterbesuchern im Gedächtnis bleiben. Im praktischen Leben vollzieht sie die Diskussion um die (Nicht-)Existenz Gottes der Männer im Gefängnis nach. »Es darf ja alles leben, alles, die kleine Mücke da, – der Vogel. Warum denn er nicht? Der Strom des Lebens müsste stocken, wenn nur der eine Tropfen verschüttet würde. Die Erde müsste eine Wunde bekommen von dem Streich. […] Das hilft nichts, […]. – Wir müssen’s wohl leiden« (IV,8; S. 82 f.). Die Dissonanz der beiden letzten Repliken ist grell: »Es lebe der König!« / »Im Namen der Republik« (IV,8; S. 84).


Abb. 3: Robespierre guillotiniert den Henker, nachdem er alle Franzosen guillotiniert hat. Zeitgenössische Karikatur

Dantons Tod von Georg Büchner: Reclam Lektüreschlüssel XL

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