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WAS LÄUFT FALSCH?

Krisenmuster.

Von Lehmann bis Corona.

Wir schreiben den 31. März 2020.

Die Zahl der durch das Corona Virus infizierten Menschen überschreitet weltweit die 800.000. Fast 40.000 Leben hat das Virus bereits gefordert. Die Weltwirtschaft steht Fachleuten zufolge am Beginn der schwersten Krise seit dem 2. Weltkrieg. Unternehmen rund um den Globus bereiten sich auf eine mögliche Rezession vor, die Welt nach Corona wird anders aussehen. Niemand weiß, wie es ausgehen wird.

Jetzt, da jeder froh sein kann, einen Job zu haben, ein Unternehmen, das an ihm festhält, gerade jetzt ist die landläufige Meinung, jedes berufliche Risiko zu vermeiden. ‚Keep a low profile‘, bloß nicht auffallen, sich arrangieren. Vordergründig die logische Sichtweise.

Ich bin selbstständig. Anstatt jetzt Aufträgen hinterher zu jagen, die vielleicht nicht kommen, habe ich beschlossen, dieses Buch zu schreiben. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.

Wie komme ich darauf, mich in solchen Zeiten zurückzulehnen, oder gar mit dem Thema Selbstständigkeit zu beschäftigen, wo Millionen Menschen in Kurzarbeit sind oder vor einer möglichen Arbeitslosigkeit stehen? Und was bringt es Dir als Leser? Gute Frage!

Rückblende: Es ist der 31. März 2009.

Die Welt steckt in einer der größten Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte. Ein Kollaps, beinahe aus dem Nichts, ausgelöst durch die Pleite einer Investmentbank, deren Namen zu diesem Zeitpunkt die meisten Deutschen nicht kennen. Die Lehmann Brothers Pleite reißt nicht nur weitere Banken und beinahe das gesamte Finanzsystem in den Abgrund, sondern viele Unternehmen in vielen Branchen. Man sagt, die Bank sei systemrelevant gewesen. Anscheinend hat das nur vorher keiner gewusst. Und wenn, dann hat niemand versucht es zu verhindern. Denn auch andere Branchen wie die Automobilbauer geraten durch den Systemkollaps mit Absatzeinbrüchen von bis zu 50% ins Wanken. Unternehmenspleiten grassieren rund um den Globus, Menschen verlieren ihre Jobs. Hunderttausende von Ihnen können in USA ihre Darlehen fürs Eigenheim nicht mehr bezahlen. Viele verlieren in den folgenden Jahren fast alles. In manchen Gegenden Floridas werden in den nächsten beiden Jahren mehr Wohnungen und Häuser zum Verkauf stehen, als bewohnt sind. Mancher landet auf der Straße oder im Obdachlosenheim, da die amerikanische Altersvorsorge auf Aktien und Immobilien beruht. Beide stehen gleichzeitig am Abgrund. Das System versagt zuverlässig - auf der ganzen Linie. Kann uns das in Deutschland auch passieren? Ich weiß es nicht, aber habe einen Vorsatz.

Morgen, am 1. April 2009 beginnt mein erster Schritt in ein neues Abenteuer, ich möchte mich selbstständig machen und den Traum von einem selbstbestimmten Berufsleben verwirklichen. Zugegeben. Es klingt eher nach russischem Roulette, in Zeiten, wo kleine und große Unternehmen vor ungeahnten Herausforderungen stehen, eine eigene Existenz gründen zu wollen. Heute weiß ich, es war der richtige Zeitpunkt. Es war das richtige Bauchgefühl, ich habe das Richtige getan und mit jeder neuen Erfahrung ständig korrigiert. Diese Erfahrung möchte ich teilen und Dir Mut machen. Das ist einer der Gründe für dieses Buch.

Szenenwechsel: Silvester 2019

Die Welt ist in bester Ordnung. Die Börsen feiern seit Jahren neue Höchststände, Unternehmensgewinne sprudeln rund um den Erdball, ungebremst durch die Klimakrise.

In Deutschland wird ein jahrelang intakter Aufschwung getragen von guter Verbrauchernachfrage. Wir sind Exportweltmeister, allen Unkenrufen von Herrn Trump zum Trotz. 2020 wird aller Voraussicht nach wieder ein tolles Jahr, davon sind die meisten Experten überzeugt. Unternehmen feiern Rekorde, nur der Kleinsparer wird schleichend durch Nullzinsen enteignet, kennt aber keinen sinnvollen Ausweg. Neben der Klimakrise ist die zunehmende gesellschaftliche Spaltung das größte aktuelle Problem, wenn auch noch nicht im kritischen Bereich. Parteien werden von einem Gutteil der Bevölkerung mit Staatsversagen generell gleichgesetzt. Cyber-Security ist wegen steigender Nutzung von Cloud-Diensten und zunehmender Digitalisierung ein Mega-Thema. Unternehmenschefs weltweit fürchten sich davor, dass ihre Computersysteme von einem digitalen Virus befallen werden könnten, das ihr Geschäft möglicherweise für Tage lahmlegt.

Niemand hat auf der Rechnung, dass gerade in der chinesischen Stadt Wuhan, verdrängt vom Staatsapparat im fernen Peking, ein biologisches Virus seinen Verbreitungszug um die Welt antritt, im Angesicht dessen jeder bekannte Computervirus eine Randnotiz ist. Auch ich ahne nichts. Ich sehe mich mal wieder in meiner Einschätzung getäuscht, dass eine Wirtschaftskrise unmittelbar bevorsteht. Eine Krise, für die ich mich seit drei Jahren wappne, und die wohl wieder ausfällt. Erfahrungswissen täuscht mich? Klar ist, niemand wird vorher wissen, wodurch der Abschwung ausgelöst wird. Auch wenn zwei deutsche Autoren mit ihrem Buch ‚Der größte Crash aller Zeiten‘ bereits die Bestsellerlisten anführen. Ich befinde mich im Urlaub, genieße mein Leben und meine Freiheit.

Drei Monate später. Am 31. März 2020 ist die Welt eine andere geworden

Obwohl im bundesdeutschen Pandemieplan aufgeschrieben steht, dass im Falle einer Pandemie ‚mit weltweitem Mangel an Atemschutzmasken, Sicherheitsausrüstung und medizinischem Gerät zu rechnen ist, und daher diese Ausrüstung in ausreichender Menge vorher am Lager zu halten ist‘, sterben Menschen in großer Zahl in Pflegeeinrichtungen: Sie sterben, weil nirgendwo Atemschutz für ihre Pfleger vorhanden ist. Wir können weder die Alten noch die Kranken vor einer Virusinfektion durch das Gesundheitspersonal schützen. Der Bundesgesundheitsminister betreibt derweil Krisenmanagement auf höchstem Niveau, er schwebt gleichsam über der Krise. Heißt managen, nur den anderen zu sagen was sie zu tun haben? Er fordert von den Ländern das Überarbeiten der Pandemiepläne. Die Länder fordern wiederum von den Kliniken, zu handeln. Da die Kliniken aber auch keine Vorsorge getroffen haben, ermutigt der Gesundheitsminister vorsichtshalber die Bevölkerung, Mund- und Nasenschutzmasken gleich selbst zu nähen. Diffusion von Verantwortung bis zur Unkenntlichkeit. Wen hätte diese Situation nicht vor kurzem noch an einen Flughafenbau oder das Management eines Eisenbahnkonzerns erinnert? Nun verdrängt man angesichts der medialen Corona-Überforderung jeden Gedanken daran. Der Liefertermin der von der Bundesregierung im Standard-Ausschreibungsverfahren bestellten, lebensrettenden Cent-Artikel Mund-Nasenschutz bleibt weiter im Ungefähren. Die Amerikaner lachen womöglich über so viel Einfalt und setzen Spezialkräfte ein, die Atemschutzmasken gleich auf den chinesischen Flughäfen aufkaufen und mit der Air Force nach USA schaffen. In der Krise ist jeder sich selbst der nächste.

April 2020. Mediale Überforderung: Angst essen Seele auf

Die Deutschen gehen sich aus dem Weg. Niemand weiß genau, welche Gedanken in Millionen Homeoffices kreisen, gut sind sie eher nicht. Ich erhalte täglich E-Mails von Menschen, die mir unaufgefordert ihre Lebensläufe schicken und ihre Dienste anbieten, aber sich offensichtlich mit meinem Unternehmen überhaupt nicht beschäftigt haben. Die Angst vor Massenarbeitslosigkeit geht um. Mittlerweile landen aber alle diese E-Mails kurz überflogen mit einem Klick im Papierkorb.

Mai 2020. Culture eats strategy for breakfast

Dieser berühmte Satz des Management-Gelehrten Peter F. Drucker kann seit Wochen in global vergleichenden Infektions- und Sterberaten-Statistiken verifiziert werden, auch wenn er für einen völlig anderen Zusammenhang geprägt wurde. Diejenigen Länder haben die Ausbreitung des Virus im Griff, in denen einfache Schutzmasken in den von Menschen berstenden Großstädten zum normalen Straßenbild gehören. China, Südkorea, Japan. Dagegen bricht das Leben in New York City schlimmer zusammen, als man es sich jemals hätte vorstellen können. Die amerikanische Politik behauptet, sie habe eine Strategie. Leider wird nicht klar, welche. Gibt es eine Strategie, geht sie offensichtlich nicht auf. Schutzmasken gibt es praktisch nicht. Die löchrigen Einmalhandschuhe des amerikanischen Klinikpersonals erschrecken mich in der Tagesschau.

Das Wort ‚strategisch‘ wird in der Wirtschaft oft mit ‚verlustbringend‘ gleichgesetzt. Niemand konnte ahnen, dass diese Gleichung einmal für einen solch dramatischen Zusammenhang in Bezug auf den Verlust von Menschenleben gelten würde.

„You must always have a plan B.“

Dieser Lieblingssatz meines guten Freundes aus England war niemals so gemeint, dass man dabei getrost auf den Plan A pfeifen könne. Aber Regierungen, Firmen und Menschen in aller Welt überraschen mich immer wieder dadurch, dass sie Krisen-Szenarien rechnerisch als so unwahrscheinlich abtun, dass sie dafür entweder keinen Plan haben oder einen Plan, den sie mangels Masse nicht ausführen können. Und erst recht keinen Plan B. An die Einsatzbereitschaft deutscher Verteidigungssysteme im Angriffsfall dachte ich jetzt nicht. Davon geht man ja bereits aus. Egal ob COVID-19, Fukushima, Tschernobyl, die Landung eines deutschen Sportflugzeugs auf dem Roten Platz in Moskau oder der Einschlag von absichtlich dorthin gelenkten Passagiermaschinen im Pentagon und in den Twin Towers: alle diese Szenarien waren zwar VORSTELLBAR, aber als UNWAHRSCHEINLICH aussortiert. Im Falle der Pandemie hatten wir in Deutschland einen Plan, im Internet abrufbar und nachlesbar. Er wurde nur im Vorfeld nicht eingehalten. Es gab keine Bevorratung von Schutzausrüstung. Dann brauchen wir auch keinen Plan! Und hier sind wir bei dem was Deutschland am besten kann: Krisenmanagement. Als sei die Krise der anzustrebende Zustand.

Fazit

Was das alles mit Dir, und erfolgreicher Transformation zu tun hat? Nun, die Meisten sind keine Experten für Transformation und für Projektmanagement. Doch da man in aller Regel nur einmal selbstständig wird, eine Firma gründet, oder eine große Transformation eines Unternehmens anstößt, sollte das Projekt mit hoher Sicherheit gelingen. Gelingen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass dieses Projekt für den Rest Deines Lebens oder für Dekaden des Unternehmenslebens funktionieren sollte. Egal ob Krise oder nicht. Vor dieser Herausforderung stand ich vor gut 10 Jahren. Anders als manche Politiker können Du und ich, wenn der Erfolg ausbleibt, nicht auf die nächste Legislaturperiode warten, die Schuld für die Krise unserem Nachfolger anlasten, und unseren Lebensunterhalt fortan als Lobbyisten verdienen. Zynisch? Mag sein, doch wahrgenommene Realität ist Realität.

Pläne sind oft das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Pläne sind eindimensional. Ein Plan B ist der eindimensionale Ersatz für einen Plan A. Oft funktionieren beide nicht. Was dann? Pläne beinhalten Aufgaben, Termine und sogenannte Ressourcen, also Geld, Arbeitskraft, Maschinen und so weiter. Jedes Mal, wenn in einem (eindimensionalen) Plan etwas fehlt, zu spät kommt, in der falschen Qualität zur Verfügung steht, ist der Plan Makulatur. Der entscheidende Nachteil von Planung ist, dass sie ständig (oft täglich) aktualisiert werden muss, um valide zu bleiben.

Planung

Definition

➢ Gedankliche Vorwegnahme von Handlungsschritten zum Erreichen eines Ziels

Vorteile

• Mitgestaltungsmöglichkeit zukünftiger Ereignisse

Voraussetzungen für die Validität einer Planung

• Machbare Zieldefinition

• Anfangs- und Endbedingungen klar definiert und rechtzeitig vorhanden

• Alle Ressourcen rechtzeitig verfügbar (Zeit, Geld, Personen, Kompetenzen…)

• Ständige Aktualisierung

Charakteristika

• Zukunftsbezogenheit

• Modellcharakter

• Phasenfolge

• Informationsbasis

Erfolgsfaktoren

• Früherkennung von Abweichungen

• Handlungsspielraum durch Orientierung

• Sachliche Wechselwirkungen erkennen

• Ausgleich von Interessenskonflikten durch Moderation zur Planungsgrundlage

Wenn wir einen Plan erstellen, gehen wir bei der Einschätzung der Zeiten, die wir zum Ausführen benötigen, von unseren Fähigkeiten und denen unserer Mitstreiter aus. Wir wissen, was wir uns zutrauen. Wir glauben dann eine exakte Planung erstellen zu können, weil wir annehmen, dass alle Nebenbedingungen so bleiben wie sind. Ein klassischer Blend-Effekt oder Bias. Das macht Planung zum angerosteten Werkzeug aus der Zeit des Taylorismus.

Treten wir also einen Schritt zurück, zum Vorhaben oder Projekt

Ein Vorhaben kann durch einen Plan beschrieben werden, muss es aber nicht. Ein Projekt kann dynamischer sein als seine Beschreibung durch einen starren Plan. Beispielsweise entsprechen agile Methoden zur Durchführung von Vorhaben oder Projekten besser unserer dynamischen Zeit. Dein Vorhaben wird durch Deine Ziele und Deine Möglichkeiten beschrieben.

Das Vorhaben selbstständig zu werden beinhaltet beispielsweise folgendes Ziel: Du willst es SELBST erreichen. Die Rahmenbedingungen sind: es wird Dich STÄNDIG beschäftigen und es wird beständig immer anders WERDEN, sich verändern. Schon daraus ergibt sich, dass es wenig Sinn macht, den Aufbau einer Selbstständigkeit in einem starren Projektplan zu beschreiben. Die entscheidende Basis für Deinen Erfolg bei diesem Vorhaben sind Deine Möglichkeiten, oder anders ausgedrückt, ob und inwieweit Du dazu FÄHIG bist.

Das Vorhaben der Selbstständigkeit muss daher zu Deinen vorhandenen Fähigkeiten oder Kompetenzen passen. Wo diese nicht vorhanden sind, solltest Du sie ausbauen. Das allein jedoch genügt noch nicht zum Erfolg. Falls die Nebenbedingungen sich ändern, brauchst Du die Gewissheit, dass Du mit den Veränderungen klarkommst. Dass die Nebenbedingungen sich ständig ändern, ist eine wiederkehrende Grunderfahrung. Du brauchst daher das beständige Vertrauen, dass Dein Vorhaben, egal was passiert, Dich wieder in eine Situation führt, deren sichere Beherrschung Du Dir zutraust. Du brauchst die Fähigkeit Krisen zu erkennen und rechtzeitig die richtigen Schritte zu ergreifen, um die Krisenauswirkungen gering zu halten und möglichen Schaden von Dir und Deinem Vorhaben abzuwenden.

Die meisten Krisen werden einem Vorhaben oder Projekt von außen aufgeprägt. Daher sollten wir uns ein wenig mit der Frage beschäftigen, ob Wirtschaftskrisen vom Ausnahmezustand zum Normalzustand geworden sind. Viele Wirtschaftszweige verlaufen zyklisch, wobei die Zyklen in der Regel etwa 5-10 Jahre dauern. Zugrundeliegende Muster solcher Krisen erkennt man daher erst wenn man, wenn man Zeiträume von fünfzig bis hundert oder mehr Jahren betrachtet.

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