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WAS LÖST DIE DIGITALISIERUNG AUS?

Datenzeitalter.

Fluch oder Segen?

Alles immer und überall

Im kommenden Zeitalter der Daten stehen Strom, Sensoren, Speicherkapazität und Rechenleistung jederzeit und überall zur Verfügung. Beinahe jeder hergestellte Konsumartikel, egal ob Kühlschrank, Tasse oder Handschuh, produziert Daten. Aus Daten werden Muster. Aus Mustern wird Verhalten. Aus Verhalten werden Angebote. Aus Angeboten werden Käufe. Aus Käufen werden noch mehr Daten, Muster, Verhalten und Angebote. Am Ende stehen zielsichere Angebote. Angebote, die man aufgrund seiner eigenen Verhaltensmuster nicht mehr ablehnen wird, denn eine künstliche Intelligenz hat diese Verhaltensmuster analysiert und erfasst auch deren Veränderungen laufend über ihren Algorithmus. Wir merken es kaum. Wir können es nicht mehr überblicken. Die Datenökonomie hat uns im Griff.

Datenökonomie

Definition

➢ Grundgedanke, Daten als Wirtschaftsgut zu sehen und in eigenständigen Geschäftsmodellen zu monetarisieren (Bundeszentrale für politische Bildung)

Vorteile

• Ermöglichung neuer Geschäftsmodelle

• 2/3 der deutschen Start-ups setzen auf digitale Geschäftsmodelle

• Laut BDI 425 Milliarden EUR neues Wertschöpfungspotenzial in D bis 2025

Voraussetzungen

• Verfügbarkeit relevanter Daten

• Regulierung des Umgangs mit Daten z.B. durch DSGVO, aber auch in globalem Maßstab, im Rahmen der Persönlichkeitsrechte und internationalem Recht

Charakteristika

• EDV und Prozessautomatisierung

• Daten als strategische Ressource (data mining, process mining)

• Dreistufiger Entstehungsprozess

E-Commerce

Digitalisierte Produkte

Digitalisierte Geschäftsmodelle

Nun kommen wir zum Kern des heraufziehenden Problems:

Die tayloristische Aufgabenteilung hat uns des ganzheitlichen Blicks beraubt

Wir agieren im Kleinen, wie man uns konditioniert hat, nach simplen Belohnungsmustern: Bonus für mehr Leistung, steigender Aktienkurs für mehr Gewinn. Keine Versandkosten als Prime Kunde. Senatorstatus. Influencer. Algorithmen bauen Dich auf und gaukeln Dir vor, Du könntest etwas beeinflussen. Du bemerkst es nicht, wie ausgeliefert und machtlos Du bist. Das ist zynisch.

Die Folgen einer immer kleinteiligeren Spezialisierung sind dramatisch

Die systemischen Folgen dieses eindimensionalen Input-Output Belohnungs-Schemas haben sich über Jahrzehnte herausgebildet: Burnout als Massenphänomen, gesellschaftliche Spaltung, Klimawandel und Artensterben haben ihren Ursprung in dieser Kleinteiligkeit.

In der Welt der Kleinteiligkeit wird das so wichtige Systemverständnis zur vernachlässigten Kompetenz. Ein Beispiel: Es gibt nahezu keinen Wirtschaftszweig, der seine ökologische Gesamtbilanz beziffern kann. Doch immer noch wirbt die Deutsche Bahn mit ‚100% Ökostrom‘. Der Anteil erneuerbarer Energien im Konzern Deutsche Bahn im Jahre betrug 2019 aber exakt 60,1% (2) . Wir lassen uns an der Nase herumführen. Erst im Kleingedruckten fällt auf, dass die 100% reine Ökobilanz nur für bahn.business Kunden gilt. Aha! Business = 100% Öko. Die anderen sind dann 0% Öko. Ich finde das ist eine merkwürdige Sicht auf die gesellschaftliche Transportaufgabe.

Technologie kann auf Basis relevanter Daten die Zusammenhänge herstellen

Die für Menschen bittere Wahrheit ist, dass künstliche Intelligenz auf der Basis massenhaft und oft kostenlos vorliegender Daten besser in der Lage ist als wir, komplexe Systeme zu verstehen und deren Verhalten zu prognostizieren. Wettervorhersagen werden immer genauer, Wahlergebnisse immer besser vorhersagbar. Anstatt diese Technologie einzusetzen, um Systemzusammenhänge zum Nutzen der Menschheit zu ergründen, überlassen wir bisher diese Macht einzelnen Konzernen. Unser Teil vom Kuchen ist reiner Konsum. Wir Individuen lassen uns von Tech-Giganten und mächtigen Einzelakteuren durch eine Flut irrelevanter Einzelinformationen permanent bombardieren. Jede einzelne Information ist dabei nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfbar. Der sprichwörtliche ‚gesunde Menschenverstand‘ wird durch Alexa, Siri und das Internet der Dinge ersetzt. Sie stellen für uns Zusammenhänge her. Warum sie welchen Zusammenhang herstellen, bleibt uns verborgen. Das ist brandgefährlich.

IoT, Drohnen, Gadgets, Wearables, Smart Devices: Irrsinn oder Rettung?

Der nächste digitale Evolutionsschritt ist derweil im Anrollen. Schauen wir uns das Leben des imaginären Paul in einem Beispiel an. Paul lebt im München des Jahres 2025. Er ist Smart Home Fan. Alles läuft perfekt im Hintergrund, ohne sein Zutun. Sein Kühlschrank stellt fest: ‚Gestern Abend wurde das Sprudelwasser leergetrunken.‘ Er sprudelt sofort und selbsttätig frisches Wasser. Die vernetzten Tassen mit Fingerabdrucksensor wissen: ‚Paul hatte gestern Abend Besuch, heute morgen zu wenig getrunken und damit sein Flüssigkeitssoll um 50% unterschritten‘ und sendet eine Warnmeldung an Pauls Smartwatch. Pauls Smartwatch stellt fest: ‚Paul befindet sich bei 32 Grad Außentemperatur auf seinem Mountainbike, in Isny im Allgäu, bergauf, mit einer Pulsfrequenz von über 150, Tendenz steigend. Sie informiert Paul mit einer Warnung per freundlicher Sprachnachricht auf seinen Innenohr-Transponder. Paul ignoriert die Warnung und fährt weiter. Pauls E-Bike stellt nach weiteren 5 Minuten den Antrieb ein und fordert Paul über seine Smartwach wegen drohender Dehydrierung zum sofortigen Umkehren auf. Falls Paul sich ‚fortgesetzt weigere, meldet die Watch, ‚erfolge eine Meldung an die Krankenkasse, welche Pauls Risikostufe und somit den Beitragssatz automatisch anpassen müsse. Alternativ kann Paul gegen Bezahlung eine Transportdrohne mit einem Liter Elektrolytgetränk an den momentanen Standort bestellen. Paul lenkt ein und entscheidet sich für die Drohnen-Versorgung zu 34,90 EUR, die innerhalb von 15 Minuten von der nächsten Gaststätte einfliegt.

Irrsinn ist dieses Szenario nur in seiner Überzeichnung. Die Technologie ist längst fertig. Die Anwendungen werden kommen.

Aber nicht nur Pauls Vernetzungswahn wird gefördert. Gleichzeitig tun sich Chancen auf, die Menschheit vor Katastrophen zu bewahren. Gensequenzen von Viren werden ultraschnell entschlüsselt und in Impfstoffe umgemünzt. Der Sensor direkt am Rebstock erkennt, ob die einzelne Rebe von einem Schädling befallen ist und die anfliegende Drohne bekämpft ihn lediglich lokal. Drastische Senkung von Chemieeinsatz ist die Folge, ein Segen für Landwirtschaft und Umwelt.

Der Schlüssel liegt einzig und allein in den Daten

Doch wem gehören die Daten? Wer darf sie verwenden? Zu welchem Zweck? Was ist Gemeingut? Was dürfen Unternehmen für sich schützen? Wie weit ist Dominanz von Plattformökonomie vertretbar? Wo beginnen Monopole? Diese Fragen sind noch weitgehend unbeantwortet. Ihre Beantwortung ist jedoch notwendige Voraussetzung, um zu beurteilen, ob ein Geschäftsmodell nach den Regeln, die wir uns als Gesellschaft geben, tolerierbar ist. Wenn sie unbeantwortet sind, verstoßen Konzerne und Regierungen nach Belieben gegen Menschenrechte. Firmen heizen ihre Aktienkurse immer weiter auf. Das Heizöl hierfür sind die Daten, die wir ihnen gratis zur Verfügung stellen.

Während ich diese Zeilen schreibe, hat der Europäische Gerichtshof den ‚Privacy Shield‘ genannten Vorstoß der EU-Kommission für rechtswidrig erklärt. Damit ist zum zweiten Mal eine Initiative der EU gescheitert, den transatlantischen Datenaustausch mit den USA auf eine sichere Grundlage zu stellen. Viele hatten Privacy Shield, wie auch zuvor schon das gescheiterte ‚Safe Harbour‘ Abkommen für eine Mogelpackung gehalten. Nun ist es gerichtlich bestätigt. Das Nachrichtenmagazin Spiegel fasst am 16.07.2020 einige Kommentare zu der Entscheidung zusammen (3): „

• Der SPD-Europapolitiker Tiemo Wölken schrieb auf Twitter von einer ‚heftigen Klatsche für die EU-Kommission‘ und einem ‚riesigen Sieg für digitale Grundrechte in der EU‘.

• ‚US-Internetunternehmen sind jetzt gezwungen, die ausufernde Überwachung ihrer europäischen Kunden durch die US-Behörden einzuschränken und Druck auf die dortigen Gesetzgeber zu machen‘, kommentierte der Grünenpolitiker Jan Philipp Albrecht, der eine treibende Kraft hinter der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU war.“

Wie auch immer dieser Streit ausgehen mag, massiv beeinflussen wird er in jedem Fall die Geschäfte, die mit Daten gemacht werden können. Daraus folgt, dass wir uns als nächstes mit den Geschäftsmodellen beschäftigen müssen, die von Daten ausgehen.

Unternehmer Deines Business Ecosystems

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