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WAS IST HINTER MEINEM HORIZONT?

Der Weg ist das Ziel.

Höre auf zu sein. Werde.

„Der Weg ist das Ziel.“

Konfuzius (551 - 479 v. Chr.), chinesischer Philosoph


Man hat uns beigebracht, sobald wir die Phase des Kleinkinds verlassen, etwas zu SEIN. Wir dürfen nicht mehr einfach nur tun und lassen was uns gerade in den Sinn kommt. Wir erhalten eine Rolle zugewiesen. Wir SIND Grundschüler, Gymnasiasten, Lehrlinge, Studenten, Angestellte, Mütter, Väter, Führungskräfte. Irgendwann haben wir so lange an unserem Lebenslauf gefeilt, dass wir glauben, das zu SEIN, was darin geschrieben steht. Wir sind dann so um die 40. In der typischerweise darauffolgenden Midlife-Crisis spielen wir beinahe unsere letzte Rolle. Manche drehen nochmal eine oder mehrere Schleifen. Dann sind wir noch Rentner und irgendwann sind wir Geschichte. Eine wertvolle Phase unseres Lebens, die der Familiengründung, ist eine Phase der Überforderung. Daher zieht sie wie im Flug vorbei. Wir ahnen, dass ein Kleinkind es besser hat als wir selbst, weil es noch nicht in eine Rolle gepresst wird. Und schon ist das Kleinkind Schüler.

Letztlich finden wir uns mit unseren oft mehrfachen Rollen ab. Das ist die große Schleife des Lebens. Darunter liegen viele kleine Schleifen. Werktags fahren wir zur Arbeit. Mit Musik und Nachrichten versuchen wir unterwegs Mini-Abwechslung in unseren Tag zu bringen. Bei der Arbeit angekommen, erwartet viele von uns Routine. Auch mit dieser kleinen täglichen Schleife finden wir uns ab. Wir träumen noch manchmal davon eigener Herr über unser Leben zu sein. Im Urlaub schaffen wir das mehr oder weniger, falls nicht die gegenseitigen Erwartungen in der Beziehung überzogen sind.

Mit Ende 40 hatte ich es satt, etwas zu SEIN. Mein Lebenslauf sah zwar toll aus, aber das Gefühl wie meine Zukunft aussehen sollte war miserabel. Die Finanzkrise hatte gerade viele Kollegen aus ihrem bisherigen SEIN gerissen. Wer noch einen Job hatte, ohne jegliche Zukunftsangst, war in einer glücklichen Lage.

Heute sind wir durch die COVID-19 Pandemie wieder in einer Zeit angelangt, in der kein Stein auf dem anderen zu bleiben scheint. Man hat uns unserer Sicherheit beraubt. Plötzlich können wir uns nur noch auf weniges verlassen. Dabei dämmert uns, dass die Sicherheit, in der wir uns jahrelang innerhalb unserer bequemen Rollen bewegt haben, eine Illusion war. Können wir unsere Rollen verändern? Wollen wir sie durchbrechen? Oder einfach nur zurück in die vermeintliche Sicherheit einer Rolle? Wann, wenn nicht jetzt, macht man sich solche Gedanken?

Erfolg ist auch eine Frage des richtigen Zeitpunkts für eine große Veränderung. Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens, sagte ich mir Anfang 2009.

Ich gehe also damals in die Buchhandlung und suche nach Ratgebern für die Selbstständigkeit. Da ist schon wieder dieses schlimme Wort: Selbstständigkeit. Klingt wie Bedürftigkeit, Geschäftsfähigkeit, Gerichtsbarkeit, Schwierigkeit, Skrupellosigkeit. Schreckt das Wort Dich nicht auch ab? Was ich jedenfalls dort unter der Rubrik Existenzgründung und Selbstständigkeit finde, reicht von amerikanischen Start-up Bestsellern, über Bücher warum ‚man sich das Unternehmertum überhaupt noch antun sollte‘, bis zu Ratgebern über das Einmaleins zur Existenzgründung. In einfachen, nachvollziehbaren Schritten wird erläutert, wie man ein erfolgreiches Unternehmen gründet. Und dann ist man Unternehmer.

So einfach ist das?

Ja, ich habe diese Ratgeber, die in kleine, gut verdauliche Aktivitäten strukturiert sind, damals auch gelesen. Und ja, es waren einige wertvolle Tipps darin. Doch am eigentlichen Thema, dem was selbstständig werden, selbstständig sein, und seine Selbstständigkeit immer wieder zu transformieren bedeutet, gingen diese Bücher aus meiner Sicht vorbei. Eine Rakete auf dem Cover suggeriert, dass Du eine Reise zu den Sternen antrittst, und dann irgendwann ankommst. Oder die Glühbirne über dem Titel symbolisiert, dass Dir die Erleuchtung zuteil werden wird. Mal ehrlich, das wird nicht passieren! Weder kommst Du an, noch erleuchtet! Kein Ratgeber sagt Dir, wie sich selbst ständig sein anfühlt, was Dir mitunter für ein Mist auf dem Weg passiert, und warum gerade das im Nachhinein die Garantie dafür ist, dass Du die vielleicht erfüllteste Reisen Deines Lebens vor Dir hast.

Du stolperst auf Deinem Weg immer wieder unvorbereitet in Situationen, für die Du kein Verhaltensmuster hast. Dein Gehirn sucht verzweifelt nach Verknüpfungen zu ähnlichen Situationen, um eine Idee für richtiges Handeln zu bekommen. Je mehr solcher Situationen Du selbst erlebt hast, und je mehr andere Dir darüber berichtet haben, desto besser kannst Du auf Deinem Weg navigieren. Navigieren heißt nicht, Muster zu kopieren, sondern Wege zu adaptieren. Adaptieren deshalb, weil Du Deinen eigenen Weg finden musst. Er beruht auf Deinen Fähigkeiten. Diese verändern sich laufend. Selbstständigkeit ist daher kein Zustand, sondern ein Lebensinhalt. Selbstständig werden ist kein Ziel, sondern der Beginn eines Wegs. Den Begriff Selbstständigkeit ersetze ich daher im Folgenden durch selbst ständig werden.

Erst als ich selbst ständig war, erkannte ich, wie tief meine Frustration in der Rolle als Angestellter gewesen war. Ich erkannte, dass viele Firmen heute in Mustern des letzten Jahrhunderts gefangen sind. Spezialisierung, kleinteilige Aufteilung von Arbeit und zu viele Schnittstellen erzeugen steigende Ineffizienz. Es wächst die Frustration der Mitarbeitenden. Der Gewinn sinkt. Eine Negativspirale entsteht. Firmen werden regelrecht von ihren Wurzeln abgeschnitten. Wachstum wird zum Selbstzweck. Dabei wird die Unternehmerseele zerteilt und verschwindet allmählich.

Nach zwei Dekaden als Angestellter und einer Dekade des selbstständigen Arbeitens mit etablierten Unternehmen und Start-ups schälte sich ein immer deutlicheres Bild heraus, wie diese Probleme entstehen. Es wurden Muster sichtbar. Es entstanden Ansätze, diese zu vermeiden. Und es realisierten sich neue und spannende Umsetzungen. Ich wurde zum Unternehmer meines Lebens. Diese spannende Reise möchte ich mit Dir teilen.

Die Themen dieses Buchs sind prinzipiell unerschöpflich. Also bin ich zu einer sehr persönlichen Auswahl gekommen. Sie zeigt Dir möglichst relevante Aspekte, die Dir auf dem Weg als Angestellter, Selbstständiger oder Unternehmer begegnen können. Viele liegen im zwischenmenschlichen Bereich. Denn es schälte sich auch heraus, dass die größte Hürde für positive Transformation zwischen unseren beiden Ohren liegt. Zu einem guten Teil besteht die Hürde auch darin, unabhängig von der beruflichen Position eine erfüllende Verbindung von Leben und Arbeit zu finden. Die Aufgabe betrifft also zu gleichen Teilen beide Seiten - die Mitarbeitenden und die Unternehmer. Ohne diese menschliche Transformation kann keine digitale Transformation gelingen. Parallel dazu müssen wir genau definieren, welche Rolle wir dem Digitalen zuweisen. Wollen wir uns Unterstützung für einfache, repetitive, anstrengende und zukunftssichernde Aufgaben suchen - oder wollen wir zulassen, dass alles was denkbar ist getan wird, und die Vorhersage eintrifft, dass schon in wenigen Jahren 15 bis 20 große Unternehmen die Welt der Wirtschaft komplett beherrschen, und dass künstliche Intelligenz im schlimmsten Falle außer Kontrolle geraten kann?

Teil 1 dieses Buchs geht von der aktuellen Krise aus, und macht eine Bestandsaufnahme der Herausforderungen, vor denen wir stehen. Welche Muster treten immer wieder auf? Welche technologischen Veränderungen treiben die Wirtschaft an, welche Probleme werfen Sie damit auf? Er behandelt die Frage, wie wir als Menschen, Unternehmer, Politiker einen Ausweg aus immer chaotischeren globalen Veränderungen finden können. Und wie dieser Weg aussehen könnte. Daraus ergibt sich, wo jeder Einzelne seinen Beitrag leisten und seine Berufung finden kann. Für Dich und mich sehen diese Beiträge sicher unterschiedlich aus. Denn sie beruhen letztlich auf Deinen und meinen individuellen Fähigkeiten. Viele unserer Fähigkeiten werden in den Schulen und Hochschulen weder richtig entdeckt noch gezielt gefördert. Das gilt insbesondere für die sogenannten Soft Skills. Für diese haben wir ja nicht einmal einen passenden deutschen Begriff, was schon tief blicken lässt. Wir erhalten im Großen und Ganzen Wissen eingetrichtert. Für eine erfolgreiche selbstständige Entwicklung und Transformation sind jedoch unsere mentalen und emotionalen Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung. Wissen ist in digitalen Zeiten jederzeit abrufbar und zur Ware geworden.

Teil 2 ist der Praxisteil. Ich beschreibe wichtige Situationen, die Dir auf Deinem Weg begegnen, in der Reihenfolge wie sie sich typischerweise ausgehend von der Gründungsabsicht stellen.

- Relevante Situationen für Selbstständige und Unternehmer bilden die Kapitel.

- Ein persönliches Erlebnis stimmt auf das Thema ein.

- Eine persönliche Erfahrung zeigt, was zum Thema wichtig sein kann.

- Ein Praxisnutzen soll Dir helfen, mehr gute und weniger schlechte Erfahrungen zu machen.

- Mein persönliches Fazit mit den dazu nötigen Kompetenzen rundet jedes Kapitel ab.

Teil 2 ist also eine sehr persönliche Sicht auf das selbstständig(er) Werden und das Unternehmertum. Es geht mir dabei NICHT primär um die Vermittlung vermeintlich wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse. Es kommt AUCH meine Meinung zum Ausdruck. Ich wollte eben NICHT den Ratgeber liefern, den Google oder eine KI dazu verwendet, ihn beliebig zu zerlegen und in Einzelteilen wieder zu etwas völlig anderem, vermeintlich richtigen, zusammen zu puzzeln. Sondern ich möchte Dir mit erlebten Zusammenhängen Nutzen stiften und, wenn Du magst, sogar mit Dir in die Diskussion einsteigen Dazu biete ich Dir den direkten Kontakt an der jeweiligen Stelle an. Teil 2 gibt Dir daher auch keine Patentrezepte für Situationen. Er zeigt Dir unter anderem, in welche Fallen Du nicht geraten solltest - denn das habe ich manchmal schon für Dich erledigt. Oder was wichtig war, aber in keinem Buch nachzulesen ist. Ich wollte auch besonderen Wert auf Geschichten legen, bei denen etwas definitiv nicht funktioniert hat: Misserfolge, die -aus heutiger Sicht- damals schon zu erwarten waren. Und gehe der Frage nach, warum das so ist.

In diesem Teil sind also auch Geschichten wichtig, die aus den Berufs- und Lebenssituationen stammen. Ich wünsche mir, dass sie auf Dich spannend, interessant und inspirierend wirken.

In Teil 3 komme ich darauf zurück, was wir alle tun können, um die Herausforderungen der Zukunft besser zu bewältigen. Ein Ausblick zu den Aufgaben und Chancen rundet in diesem Teil das Thema ab. Er befasst sich mit den Perspektiven Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Mensch.

Reale Personen und Unternehmen, soweit sie zu den Geschichten beigetragen haben, bleiben anonym und wurden verfremdet. Sie können meiner aufrichtigen Wertschätzung für ihren Beitrag zu diesem Buch sicher sein. Nicht jedem von Ihnen hätte ich zum Zeitpunkt des echten Erlebnisses diese Wertschätzung bereits zum Ausdruck bringen können. Heute kann ich es, denn es sind gerade die fuck-ups, die im Nachhinein die Würze ausmachen. Die schönsten Geschichten stammen -wie nicht anders zu erwarten- von Familie, Freunden und Viechern. Ein ganz herzliches Dankeschön an Euch, Ihr werdet wissen wo Ihr gemeint seid.

Es gibt übrigens keine vorzuziehende Reihenfolge für die nummerierten Kapitel dieses Buchs in Teil 2. Jedes Kapitel steht für sich als snackable content (1) und soll Dich, liebe Leserin und lieber Leser ein wenig anregen, den Überblick zu gewinnen und zu behalten.

Beginnen wollen wir jedoch bei möglichen Ursachen der gegenwärtigen Krisen. Los geht’s.

Unternehmer Deines Business Ecosystems

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