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Marco und Janina sitzen sich in einem gemütlichen eingerichteten Bistro an einem Tisch gegenüber. Die Einrichtung ist spartanisch, besteht nur aus einfachen Holzstühlen und Tischen, auf denen bunte Deckchen liegen. Trotzdem ist es sehr gemütlich. Die Wände sind mit farbenfrohen Bildern dekoriert, und an den freien Stellen stehen verschiedene Pflanzen. Durch eine große Scheibe beobachtet Janina, wie die in Hetze getriebenen Menschen vorbeilaufen.

Während der Fahrt im Taxi, das Janina bestellt hat, haben sie kein Wort miteinander gesprochen. Was mit Sicherheit nicht an ihm lag, denn nach dem Sex ist die Sehnsucht nach Janina noch größer geworden. Wie gern hätte er ihre Hand genommen, sie zu sich gezogen, ihren Nacken liebkost. Aber nichts davon konnte er tun, denn Janina hat ihn die ganze Fahrt über keines Blickes gewürdigt.

Aber gut, er hat sich ja gesagt, dass er es langsam angehen lassen will, somit wird er sich in Geduld üben müssen. Marco hat sich fest vorgenommen, sie zu knacken, um dahinterzukommen, warum sie so ist, wie sie ist.

Auch wenn Janina akribisch die Speisekarte studiert und ihn weiterhin ignoriert, versucht er, ein Gespräch anzufangen. Marco räuspert sich. „Bist du öfter hier?“

„Ja, mit meiner Freundin Leni. Sie arbeitet in dem gleichen Gebäude wie ich.“

Er ist erstaunt, dass sie eine Freundin hat. Allerdings klingt sie immer noch kalt. Marco lässt sich von ihrem Gehabe, anders kann er es nicht nennen, denn er weiß, dass sie auch anders kann, nicht davon abbringen, sich mit ihr zu unterhalten. „Dann müsstest du die Speisekarte ja auswendig kennen.“ Er muss sich ein Grinsen verkneifen, denn Janina schaut ertappt auf und legt die Karte an die Seite.

Mit verschlossenem Gesichtsausdruck schaut sie ihn an.

„Kannst du mir etwas empfehlen?“ Er hat noch nicht in die Karte geschaut.

„Ganz ehrlich?“

„Sonst würde ich nicht fragen.“ Marco nickt ihr zu, dass sie weitersprechen soll.

„Den doppelten Burger mit Pommes. In keinem Laden der Stadt bekommst du einen besseren. Es schmecken aber auch die Spaghetti Carbonara und der Salat mit Pute. Das Dressing ist unschlagbar. Was du nimmst, musst du schon selbst entscheiden.“

„Was nimmst du?“

„Da ich gleich noch ins Büro muss und das hier ein Geschäftsessen ist, werde ich den Salat nehmen. Der Burger ist doch eine ziemlich matschige Angelegenheit.“

Jeder andere hätte bei so einer Aussage wahrscheinlich gegrinst. Janina natürlich nicht. Sie sitzt immer noch ausdruckslos da.

Marco kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Da hast du allerdings recht, aber ich werde den Burger trotzdem nehmen. Ich vertraue auf dein Urteil.“

Janina zuckt mit den Schultern. „Von mir aus.“

Gerade kommt der Kellner und bringt die bestellten Getränke. Er stellt ein Wasser vor Janina und ein Bier vor Marco ab. „Und wisst ihr schon, was ihr essen wollt, Janina?“

Sie schaut den Kellner an. Zu Marcos Erleichterung tut sie dies auch mit kalten Blick, ohne die Spur eines Lächelns. Er scheint es gewohnt zu sein, denn er strahlt sie so an, als ob sie es auch tun würde.

„Ja, Valentin, ich nehme den Salat mit Pute und der Herr nimmt den Burger.“

„Alles klar, kommt sofort.“ Mit einem Nicken verschwindet der Kellner Valentin.

Nagende Eifersucht macht sich in Marco breit, die, wie er weiß, völlig unangebracht ist. Trotzdem schienen die beiden so vertraut, und er stellt sich unweigerlich die Frage, ob Janina mit Valentin schon im Bett war. Am liebsten würde er sie fragen, weiß aber, dass er kein Recht dazu hat. „Wohnst du hier mitten in der Stadt oder etwas außerhalb?“, fragt er, um sich von diesen Gedanken abzulenken. Eigentlich weiß er es ja, aber womit sonst anfangen?

Janina hat an ihm vorbeigeschaut, richtet ihren Blick aber jetzt auf ihn. „Ich habe ein Apartment nicht weit von hier. Ich mag die Laute der Stadt.“

Ein Stich fährt durch ihn hindurch. Sie mag die Laute der Stadt, oh je. Marco hasst sie, er kann es kaum erwarten, von hier zu verschwinden, um in sein ländliches Dörfchen zurückzukommen. Und was er noch hasst, sind diese aufgetakelten und eingebildeten Frauen, die ab und an in das Hotel seiner Tante kommen, um sich dort zu erholen.

Was er ganz schlimm findet, ist, dass Janina ihn mit ihrem Erscheinungsbild an diese Frauen erinnert. Nur dass ihr ausdrucksloses Gesicht nicht zu denen passt. Marco fragt sich, ob es vielleicht doch ein Fehler war, hierherzukommen. Ist Janina diesen Frauen vielleicht doch zu ähnlich? Nein, er hat sie anders kennengelernt und weiß, dass sie sich nur hinter ihrer Ausdruckslosigkeit versteckt.

„Hat es dir im Wald nicht gefallen?“ Marco hat extra nicht nach der Hütte gefragt. Er sieht etwas in ihren Augen aufblitzen, und es dauert, bis sie antwortet.

„Wenn ich ehrlich sein soll, hat es mir dort sehr gut gefallen. Die Waldluft war toll, schade, dass ich nur so wenig davon mitbekommen habe.“

Er erkennt einen Hauch von Sehnsucht in ihren Augen. „Du kannst jederzeit zu der Hütte fahren und die Natur genießen“, kann er sich nicht zurückhalten, zärtlich zu sagen. „Und das sage ich ganz ohne Hintergedanken.“

Sofort verschwindet das sehnsuchtsvolle Funkeln aus ihren Augen. „Das ist nett von dir gemeint, aber so ein Verhältnis pflegen wir doch gar nicht. Dass du mir deine Hütte anbietest. Jetzt mal ehrlich, Marco, wieso bist du hier? Und erzähl mir nicht, unsere Begegnung wäre ein Zufall.“

Bei ihren direkten Worten ist er erst mal zu geschockt, um zu antworten. Zum Glück kommt der Kellner und gewährt ihm Aufschub. Nur was soll er antworten? Marco entscheidet sich für die Wahrheit, vor allem, weil er sieht, wie Valentin Janina schon wieder so charmant anlächelt, als er ihnen das Essen vor die Nase stellt.

Der Kellner verschwindet, und Marco ignoriert sein Essen, auch wenn es ganz wunderbar duftet. Er schaut Janina offen an, räuspert sich, sein Herz schlägt schneller. „Ganz ehrlich, ich bin einfach nicht damit zurechtgekommen, dass du einfach abgehauen bist. Einfach so, ohne eine Erklärung abzugeben, warum du den Sex abgebrochen hast. Das wurmt mich, denn ich habe mich doch genauso verhalten, wie du es wolltest. Du hast dich in den Foren abgemeldet, die E-Mails, die ich dir geschickt habe, kamen zurück. Also blieb mir nur diese Möglichkeit. Mein Freund und ich haben wirklich das Fitnessstudio im Ort übernommen, nur die Auswahl der Geräte habe ich von dir abhängig gemacht, weil ich herausgefunden habe, dass du dort arbeitest. Ich wollte dich wiedersehen. Ich wollte das unbedingt mit dir klären. Kannst du das verstehen?“ Marco hätte gern ihre Hand genommen, diese hat sie aber vor ihrem Salat auf dem Tisch zusammengefaltet. Ganz starr sitzt sie da und schaut ihn mit großen Augen an.

„Wie hast du mich gefunden?“ Ihre Stimme klingt zittrig und nicht mehr ganz so kalt.

Marco überlegt, ob er ihr auch hier die Wahrheit sagen soll, und da er keine Ausrede parat hat, entscheidet er sich dafür. „Ich habe dich über dein Autokennzeichen ausfindig machen können. Daher kannte ich deinen Namen. Ich habe dich gegoogelt und bin so auf die Firma gestoßen, wo du arbeitest. Und da habe ich meine Chance gesehen.“


**


Janina ist erschüttert, auch wenn sie es sich äußerlich nicht anmerken lässt. Ihr Nummernschild? Darüber hat er herausgefunden, woher sie kommt? Himmel, darüber hat sie noch nie nachgedacht. Und sie dachte immer, sie hätte alle Eventualitäten berücksichtigt. Aber dass sie jemand über ihr Autokennzeichen ausfindig macht … unglaublich!

Sie starrt Marco an. Fast könnte sie ihn für die Mühen, die er auf sich genommen hat, bewundern, aber nur fast. Sein Geständnis rührt sie, und es macht ihr Angst. Die Verwirrung, die sie in der Hütte gespürt hat, kommt wieder hoch, und sie würde am liebsten weglaufen.

Marco schaut sie die ganze Zeit an und hat wahrscheinlich jede ihrer Gefühlsregungen in ihrem Gesicht ablesen können. Sie merkt, dass ihre ausdruckslose Fassade gerade zusammengebrochen ist.

„Habe ich dich geschockt? Du bist ganz blass.“ Marco klingt besorgt, und Janina kann nur den Kopf schütteln.

Sie könnte sich in den Hintern treten, warum sie überhaupt gefragt hat. „Lass uns essen, damit es nicht noch komplett kalt wird“, sagt sie, um vom Thema abzulenken, denn das muss sie unbedingt, sonst würde sie wirklich noch flüchten. „Das wäre viel zu schade um den Burger.“ Sie senkt den Blick auf ihren Salat, löst ihre ineinander verkrampften Hände, nimmt die Gabel zur Hand und beginnt zu essen, auch, wenn der Knoten in ihrem Magen wahrscheinlich kaum Nahrung zulässt.

Ihre Hände zittern, und sie versucht, zu ihrer inneren Ruhe zurückzufinden, die Kälte wieder hineinzulassen. Aus den Augenwinkeln sieht sie, wie Marco genüsslich in seinen Burger beißt, zwischendurch ein paar Pommes isst und von seinem Bier trinkt.

Sie isst ein bisschen von ihrem Salat und ein Stück Pute, mehr bekommt sie nicht hinunter. Janina legt ihre Gabel zur Seite und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. Sie blickt immer noch auf ihren Teller, mag Marco nicht anschauen.

„Hat dir der kurze Sex in deinem Büro gefallen?“

Neugierig, warum er diese Frage stellt, und weil ihr der Gedanke an diesen Sex ein wohliges Gefühl zwischen den Beinen beschert, sieht sie auf. Ihr Blick bleibt in dem funkelnden Blau seiner Augen hängen.

Irgendetwas heckt er aus. Er schaut so schelmisch wie ein kleiner Junge. Ihr Herz beginnt schneller zu schlagen, und sie nickt als Antwort auf seine Frage, denn der Sex hat ihr wirklich gefallen. Kein Mann hat sie bisher so gut gefickt wie Marco, deshalb konnte sie wahrscheinlich auch mit keinem anderen Mann mehr vögeln. Er hat sie verdorben.

„Mir hat es auch sehr gut gefallen. Jeder Sex mit dir hat mir gefallen, und ich habe ihn vermisst.“ Marco trinkt von seinem Bier, und Janina kann ihm im Stillen nur zustimmen. Auch sie hat den Sex vermisst, so ungern sie es zugibt. Janina ist gespannt, was noch von ihm kommt.

Marco räuspert sich. „Ich wollte eigentlich morgen wieder abreisen, aber ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte Zeit mit dir verbringen. Lass uns die sieben Tage wiederholen, Janina. Ich möchte, so oft es geht, mit dir schlafen, mein Schwanz wird hart, wenn ich nur daran denke. Lass uns ficken, bis wir umfallen. Mein Körper sehnt sich nach dir. Was hältst du von der Idee?“

Janinas Herz wummert wie verrückt, ihre Hände schwitzen. Sie legt sie in den Schoß und verhakt sie, damit sie nicht nervös daran knetet. Was soll dieses Angebot? Das widerspricht sich doch mit dem, was er vorher gesagt hat. Er will mehr über sie erfahren, will wissen, warum sie abgehauen ist. Das ist doch nur ein Trick von ihm. Sie fühlt sich zum zweiten Mal gelinkt heute, erst von ihrem Chef, und jetzt von Marco.

Aber wenn sie darüber nachdenkt, klingen sieben Tage Sex mit Marco schon sehr verführerisch, jetzt stellt sich nur die Frage, ob sie es schaffen wird, für diesen Zeitraum emotional auf Abstand zu bleiben? Das ist ihr ja jetzt schon kaum möglich. Sie schafft es einfach nicht, ihre Eisschicht in Marcos Gegenwart aufrechtzuerhalten. In der Hütte hat sie es schon gemerkt, auch wenn sie sich eingeredet hat, es wäre anders.

Deshalb hat es auch so geschmerzt, als er auf einmal so abwesend zu ihr war. Und jetzt bildet sich schon wieder dieser emotionale Knoten in ihrem Bauch, den sie mehr als unangenehm empfindet. Sie muss unbedingt hier raus. „Ich muss wieder zur Arbeit“, sagt sie zittrig, und das passt ihr überhaupt nicht. Sie muss sofort weg hier, bevor sie zusammenbricht. Janina springt auf und nimmt ihre Handtasche von der Stuhllehne. „Ich werde vorn Bescheid geben, dass das Bistro die Rechnung an die Firma schicken soll. Mach es gut, Marco.“

Sie schaut ihn nicht mehr an, kann es nicht. Panik macht sich in ihr breit, die ganzen Empfindungen sind einfach zu viel. Warum ist er nur gekommen?

„Ich wohne im Valente, Zimmer 513. Ich warte dort auf dich“, hört sie ihn sagen, als sie gehen will.

Janina schüttelt den Kopf und geht zur Garderobe. Schnell zieht sie ihren Mantel an und verlässt das Bistro.

Sieben Tage Leidenschaft

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