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Prolog

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Eine schier endlose Eisfläche, Myriaden funkelnder Eiskristalle tanzten in der Luft. Sie wirbelten immer schneller über dem gleißenden Eis empor. Schemenhaft erschien in der Ferne eine stattliche Gestalt umgeben von einer großen Masse deutlich kleinerer Geschöpfe. Sie sprangen, tollten herum und stießen taumelnd aneinander in einem ausgelassenen und wilden Getümmel. Lautes Geschrei erklang aus unzähligen Kehlen. Dann wurde es plötzlich still – so still, dass nur noch das Knistern des Eises zu hören war. Die große Gestalt war nun vollständig von den Kleinen umringt, beugte sich zu ihnen und flüsterte etwas. Unvermittelt rannten alle vor Freude schreiend auseinander. Die große Erscheinung eilte ihnen nach und versuchte in einer wilden Jagd möglichst viele von ihnen zu ticken. Das waren Harald, der Eiskaiser, und seine Eistrolle. Etwas atemlos durch das Herumtoben blieb der Kaiser stehen und sprach einen seiner Trolle in der Nähe an.

„Ihr seid viel flinker als ich – können wir kurz eine kleine Pause einlegen?“

Der angesprochene Troll reagierte übertrieben mitfühlend und brach dann in prustendes Gelächter aus.

„Aber Majestät, wenn ihr jetzt schon außer Atem seid, wie wollt ihr dann unser arktisches Fußballturnier gewinnen? Denkt daran, die Robben haben eine Menge Fisch auf euch gewettet und wollen nicht gegen die Eisbären verlieren.“

Der Kaiser zog eine gequälte Miene und seufzte ergeben.

„Stimmt, wenn die Robben beim Turnier leer ausgehen, legen sie sich wieder direkt vor meinen Palast und maulen wochenlang herum. Sie sind schon etwas nachtragend.“

Schaudernd dachte er an das letzte Mal, als die Eisbären bei ihrer Wette gegen die Rentiere den Kürzeren gezogen hatten und er einen Monat lang jede Nacht von ihrem Gebrüll geweckt worden war.

Harald verabschiedete sich von den Trollen und stapfte durch den Schnee. Nach wenigen Schritten schlich sich ein leichter innerer Aufruhr in sein Unterbewusstsein. Tausende von Meilen vom Nordpol entfernt, zeigten sich in eben diesem Moment dunkle, rötliche Schemen auf der Eisdecke eines Gletschers im Himalaya. Zunächst traten hier und da vereinzelte Punkte zum Vorschein, breiteten sich rasch aus und wuchsen schnell zu einer unheilvollen Bedrohung zusammen. Bei näherer Betrachtung erwiesen sie sich als eine hektische Masse aus dunkelroten, ameisengleich durcheinanderwuselnden, kleinen Kreaturen. Sie wollten Wärme verbreiten. Nicht die wohltuende, sanfte Frühlingswärme, die manche Länder kannten. Nein, eine sengende, bedrückende, schädliche und zerstörerische Hitze. Aus dem aufgeweichten Eis traten an einigen Stellen zunächst dünne, kaum wahrnehmbare Rinnsale von Schmelzwasser aus. Sie zogen ein paar Furchen durch den Schnee, die sich gelegentlich kreuzten und zu Bächen wuchsen. Die verschiedenen Wasserläufe verbanden sich zu einer wilden immer grösser werdenden Flut...


Hüter des Klimas

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