Читать книгу Hüter des Klimas - Valérie Guillaume - Страница 7

Vom Schneezauber zum Streit

Оглавление

Der Kaiser schwelgte weiter in Erinnerungen und sah sich dabei selbst mit seinen Trollen durch die Lüfte reiten. Dabei brauchten sie nur mit dem rechten Fuß auf den Boden ihrer Polar Jets zu klopfen, um den Schnee zu verteilen. Die frischen Flocken bedeckten Wälder, Seen, Städte und Dörfer in sanfter Stille. Sie wirbelten durch die Luft wie zarte Federn, leicht, weich und seidig. Wenn Harald auf der Erde landete, beobachtete er ihren langsamen und anmutigen Tanz. Ganze Schneeschleier, prachtvolle Vorhänge aus weißer Spitze verzauberten den Himmel. Der Kaiser und seine Trolle verzierten Land und Städte zu herrlichen, traumhaften Gemälden. Überall herrschte dann eine feierliche Ruhe, eine beruhigende Schönheit. Sie bewunderten jedes Mal aufs Neue, den funkelnden Zauber dieser glitzernden Landstriche. Entzückt folgten sie ihren fliegenden Schatten auf dem Schnee und zogen große Kreise in der Luft. Von Zeit zu Zeit flog Harald hinunter in das Herz der unter Schneeverwehungen begrabenen Ebenen hinab, um Frost zu blasen. Er war der Einzige, der über diese Macht verfügte, neben der Vergletscherung sogar flüssiges Wasser zu vereisen. Aus der Tiefe seiner Lungen pustete er kalte Luft auf die vom neuen Schnee bedeckten Gletscher oder Eisberge. So entstanden aus dem Schnee solide Eisschichten. Harald verrichtete sein Werk ohne Unterlass und mit großer Freude, bis zu dem Tag, an dem die neue Wärmekönigin, Helena, die Macht über Celestas Reich ergriff. Diese Thronräuberin lehnte jegliche Form der Zusammenarbeit mit ihm ab und unterhielt eine eigene Armee von ergebenen Soldaten, alle bewaffnet mit fremdartigen Heißluftgewehren. Diese Königin hatte bereits früher aus einer Laune heraus den eben erst frisch aufgebrachten Schnee in Finnland schmelzen lassen. Nicht zuletzt deswegen ärgerte sich der Kaiser immer wieder über ihr unberechenbares Verhalten. Aber seine intakten, naturbelassenen Berggletscher und sagenhaften Pole waren ihm stets ein wahrer Trost. Sie halfen ihm jedes Mal von neuem, die Gedanken an Helena und ihre hasserfüllten Soldaten zu verdrängen. Der Kaiser verabschiedete sich von Risi und flog zu seinem Schloss zurück. Dort ging er in seine Gemächer. Nach seinem Ausflug hatte Harald wie üblich seinen Polar Jet direkt neben dem höchsten Balkon des prunkvollen Gebäudes in der Luft schweben lassen. Sein Palast, vollständig aus Eis erbaut, erhob sich mit schmalen, hochaufragenden Türmen inmitten einer Gletscherkette auf Spitzbergen. Harald wohnte auf der größten Insel des Spitzbergen-Archipels auch Svalbard genannt. Von dort aus waren Grönland und der Nordpol für ihn schnell zu erreichen. Er hatte gerade gemütlich auf seinem Thron Platz genommen, da klopfte es an die hohe, von irisierenden Eiskristallen überzogene Tür des eindrucksvollen Saals.

„Komm herein“, ließ er seine volltönende Stimme erklingen.

Ein kleiner Eismann mit spitzem Hut und hervorstehendem Bauch platzte atemlos herein wie ein kraftvoll geworfener Schneeball. Das war Jotunn, Minister der eisigen Ländereien und ältester Wegbegleiter Haralds. Seine sonst eher fröhliche Miene war von Sorgenfalten zerfurcht. Geräuschvoll schnappte er nach Luft, bevor er sein Anliegen vorbrachte.

„Eure Majestät, Helena hat ihre Soldaten auf den Gletscher eines der Gipfel des Himalayas geschickt. Dort beginnt das Eis bereits zu schmelzen. Eines der Dörfer am Fuße des Berges, droht vollständig überflutet zu werden.“


Hüter des Klimas

Подняться наверх