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Prolog

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Weit sah ich, weit, die Welten alle

(Edda, Völuspa)

Wie Elmsfeuer huschte das Eichhörnchen am letzten Stück des Stamms hinauf, lief einen Ast entlang nach außen und hielt dann inne. Es setzte sich auf und reckte den Kopf hoch. Seine Schnurrhaare zitterten leicht im Wind, während es zum Nest hinüber schielte.

»Halte dich fern, Eierdieb«, knarrte die Stimme des Adlers vom Wipfel herunter.

Das Eichhörnchen zuckte zusammen. Seine glitzernden schwarzen Augen richteten sich nach oben.

»Wen interessiert schon dein Gelege! Es ist kalt und hart und gefroren in der Zeit. Ich würde mir die Zähne dran ausbeißen«, keckerte es.

Doch man sagte, die Zeit habe Einzug gehalten in die Welten der Zeitlosen. Man sagte, Dinge würden altern, die früher nie altern konnten. Dem Baum war nichts dergleichen anzumerken, doch wer wusste schon, ob nicht manche der Bewohner trotzdem betroffen waren? Das Eichhörnchen hätte zu gern einen Blick riskiert.

Der Adler breitete in einer langsamen Bewegung die Flügel aus, als wolle er sie im Schimmer des immergrauen Himmels baden. Dennoch warf er keinen Schatten.

»Ich wiederhole: Denke nicht einmal dran, Nagezahn. Du würdest einen mageren und haarigen Happen abgeben, aber ich würde keinen Moment zögern.«

Der Wind strich über das Gefieder des Raubvogels. Ein leises Klingen ertönte, wann immer die silbrigen Federn sich berührten oder aneinander rieben. Der Kopf des Vogels drehte sich, sein Blick schien etwas in der Ferne zu fixieren.

Das Eichhörnchen ließ sich wieder auf seine Vorderbeine hinunter und kletterte ein Stückchen höher.

»Was siehst du, alter Leichenfresser?«

»Wände werden zu Schleiern, und Schleier bekommen Risse. Alte Tore wurden versperrt, neue entstehen. Die Struktur der Welten gerät ins Wanken. Ich sehe Alte, die jung sein sollten, und Vereintes, das sich niemals hätte mischen dürfen. Und ich sehe Kinder, die ausziehen, um die Arbeit von Helden zu tun.«

»Die Welten wanken? Droht das nächste Ragnarök?«

Ein Rauschen erklang, als der Adler die Flügel wieder anlegte. »Ragnarök kommt dann, wenn Ragnarök kommt. Wenn der Baum zu beben und zu wanken beginnt, wirst du es als erster wissen.«

»Wie konnte ich erwarten, von dir jemals klare Worte zu hören«, keckerte das Eichhörnchen mürrisch.

»Die klaren Worte habe ich für die Schlangenbrut am Fuß des Baums reserviert. Was hat er mir zu sagen?« Der Adler drehte den Kopf ein wenig und neigte ihn, bis der Blick eines seiner Augen auf das Eichhörnchen fiel.

»Nicht viel Gutes, wie immer.«

»Manche Dinge ändern sich nie. Und das ist vermutlich richtig so. Zu vieles verändert sich zur Zeit. Es ist nicht gut. Es ist wichtig, die Strukturen zu bewahren und die Regeln zu schützen, auch wenn mein Freund in der Tiefe das nicht immer einsehen will. Also sprich. Ich werde lauschen und meine Antwort überlegen – wie seit dem Anbeginn der Zeiten, und bis zu deren Ende.«

Elfenzeit 4: Eislava

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