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Klerikalismus: Vom Leben und gelebt werden

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Ok, ich bin Kleriker. Das lässt sich nicht so einfach ändern und das will ich auch nicht verleugnen. Aber wie klerikal bin ich? Kann ich das eine überhaupt ohne das andere sein? Nach welchem Maßstab darf ich als Kleriker handeln und entscheiden, ohne als klerikal abgestempelt zu werden? Wolfgang Metz

Vor einigen Jahren an einem Freitagabend nach dem Gottesdienst: Nur wenige Wochen zuvor wurde auf Wunsch von Menschen aus unserer Kirchengemeinde die Kommunion unter beiderlei Gestalt im Gottesdienst am ersten Freitag eines Monats eingeführt. Die Ansage dabei war, die Kommunion so zu empfangen, wie es für eine:n die richtige Weise ist: nur in Form der Hostie oder die Hostie in den Kelch einzutauchen oder auch aus dem Kelch zu trinken (natürlich mit dem Hinweis, vorsichtig zu sein).

Nach einem der ersten dieser Gottesdienste kam ein jüngerer Mann auf mich zu und begann eine Diskussion mit mir, dass das so nicht ginge und man das so nicht darf. Die Hostie selbst in den Kelch einzutauchen, sei ganz klar dogmatisch verboten, weil man so die Kommunion nicht gereicht bekommt, sondern sie sich selbst nimmt. Er war dabei ernst und es war ihm wichtig, dass alles richtig gemacht wird.

Ich habe dann eine ganze Zeit mit ihm gesprochen, ihm versucht zu erklären, dass man das so einfach nicht sagen kann, weil man ja den Kelch trotzdem gereicht bekommt, und dass das eine gängige Praxis in unserer Diözese im Allgemeinen und in vielen Kirchengemeinden im Konkreten ist. Er hat immer und immer wieder nur gesagt, dass man das nicht darf und dass das so nicht geht.

(Nur kurz zur Klarstellung: Mir geht es hier nicht um eine dogmatische Diskussion. Dieses Fass soll hier erst einmal keine Rolle spielen und zubleiben. Es geht mir um die handelnden Personen.)

Erst ganz am Ende unseres Gesprächs oder besser gesagt unserer Diskussion vermittelte der Mann den Eindruck, als wäre er zufrieden und beruhigt. Nämlich nachdem ich klarstellte: „Ich sage Ihnen eines: Ich bin hier der Pfarrer und ich habe das zu verantworten – und deshalb wird das so gemacht. Punkt!“

Wolfgang Metz

war schon Landwirt, Rockmusiker, Rettungshelfer und Buchautor. Da er alles nur so halb konnte, ist er Priester geworden. Was er kann, ist ins Kino gehen, Musik hören, Worte finden und überlegen, was das Leben noch an halben Sachen für ihn bereithält. Aktuell ist er halb Pfarrer in Sindelfingen und halb Hochschulseelsorger in Tübingen.

Lebendige Seelsorge 1/2022

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