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Sanft und zäh

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Die zentralen Anliegen von Parsch umfassten neben der Einbindung des ganzen Volkes in den Gottesdienst auch die Verbindung von Liturgie und Bibel sowie den Einsatz für liturgische Bildung. Bei der Verfolgung dieser Forderungen ging Parsch wohl auch deswegen mit sanfter Zähigkeit vor, weil er wusste, dass es ihm und seinen liturgisch Mit-Bewegten viel Langmut abverlangen werde, Fehlentwicklungen zu korrigieren und den Gottesdienst zu reformieren, d.h. in seine ursprüngliche Form zurückzuführen. Geduld war nicht nur wegen der Widerstände, sondern auch wegen der Sache an sich gefragt. Gleichzeitig zäh zu sein und sanft vorzugehen verlangten auch die betroffenen Personen, sei es aus Rücksicht auf das Bedürfnis nach Gewohntem und Beständigkeit oder einfach im Wissen um deren Aufnahmefähigkeit oder Faulheit. Letztlich schützte sich Parsch mit seinem Leitmotiv selbst vor Resignation und Enttäuschung, spornte sich damit aber zugleich an.

In der Ausgabe 1949/50 der Zeitschrift Bibel und Liturgie stellt sich Parsch im Rückblick auf sein Wirken der Frage „Wo stehen wir?“ und blickt auf die Früchte seines volksliturgischen Apostolats. Auch wenn die Bilanz ernüchternd ausfällt, mit Christus als Vorbild, dessen Wirken wohl ebenso eine sanfte Zähigkeit zugeschrieben werden kann, verzagt Parsch nicht. Vielmehr sieht er hoffnungsvoll in die Zukunft – und durfte Recht behalten, auch wenn seine Ideale wohl nie vollkommen erfüllt sein werden: „Unsere Bestrebungen sind vorerst noch Senfkörnlein, und das ist gut. Alles Große in der Kirche ist diesen Weg gewandelt. Christus, der Herr ist uns vorangegangen; seine Seelsorge während seines Erdenlebens war noch erfolgloser und geringer. Wir sind von ihm belehrt worden, daß wir nicht auf äußeren Erfolg sehen sollen (…). Noe, Isaias, Jeremias, ja Christus selbst sind ihnen vorausgegangen im geduldigen Tragen der Schwächen ihrer Umgebung. Jedoch mit sanfter Zähigkeit werden wir durchhalten und unsere Ideale bewahren. Wenn es Gottes Wille ist, so werden wir die Brückenbauer einer christlichen Erneuerung sein.“10

Pius Parsch hat es vorgelebt. Sein Leitwort motivierte ihn und bewahrte ihn vor Entmutigung, konnte er doch die Früchte seiner Arbeit selbst nicht mehr verkosten. So kann es auch heute hilfreich sein, sich mit sanfter Zähigkeit für die Anliegen einzusetzen. Allerdings wird nicht alles, was in eben dieser Gesinnung verfolgt wird, zwingend zum Ziel führen müssen. Gelegentlich können sich Widerstände als berechtigt erweisen. Nicht immer wird es sinnvoll sein, bloß mit sanfter Zähigkeit vorzugehen. Fehlentwicklungen, die sich schleichend („sanft“) und zäh ausbreiten, verlangen etwa auch radikale Einschnitte. Die Entscheidung, in welchen Bereichen es sich lohnt, mit sanfter Zähigkeit hartnäckig zu bleiben, verlangt gutes Abwägen.

1Vgl. N. Höslinger / T. Maas-Ewerd, Vorwort, in: dies. (Hrsg.), Mit sanfter Zähigkeit. Pius Parsch und die biblisch-liturgische Erneuerung (Schriften des Pius-Parsch-Instituts Klosterneuburg 4). Klosterneuburg 1979, 7–9, hier: 8.

2Vgl. zum Folgenden: N. Höslinger, Der Lebenslauf von Pius Parsch, in: ders. / T. Maas-Ewerd (Hrsg.), Mit sanfter Zähigkeit, 13–78 [s. Anm. 1]; R. Pacik, Pius Parsch (1884–1954), in: B. Kranemann / K. Raschzok (Hrsg.), Gottesdienst als Feld theologischer Wissenschaft im 20. Jahrhundert. Deutschsprachige Liturgiewissenschaft in Einzelporträts. Bd. 2 (LQF 98). Münster 2011, 886–900, hier: 886ff.; P. Parsch, Volksliturgie. Ihr Sinn und Umfang (PPSt Bd. 1). Würzburg 2004, 15–21; A. Redtenbacher, Pius Parsch (1884–1954): Leben und Wirken im Überblick, in: P. Parsch, Volksliturgie. Ihr Sinn und Umfang (PPSt Bd. 1). Würzburg 2004, 512.

3R. Pacik, Pius Parsch, 887 [s. Anm. 2].

4P. Parsch, Volksliturgie, 74 [s. Anm. 2].

5Ebd., 114.

6Ebd., 151

7Ebd., 328.

8Ebd., 329.

9Ebd., 309f.

10 P. Parsch, Wo stehen wir?, in: Bibel und Liturgie 17 (1949/50), 1–4, hier: 3f.

Geist & Leben 2/2022

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