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Zu Leben und Wirken von Pius Parsch

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Um Pius Parsch besser verstehen und einordnen zu können, erscheint es sinnvoll und hilfreich, zunächst ihn selbst kurz vorzustellen.2 Parsch wurde als Johannes Ev. Bruno am 18. Mai 1884 im heute zur nordmährischen Stadt Olmütz gehörenden Neustift/Nové Sady geboren. Auch wenn in seiner Jugend vieles darauf hindeutete, dass Parsch einen ganz anderen Weg einschlagen sollte, er nämlich Schauspieler werden wollte, trat er in das nieder-österreichische Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg ein und erhielt bei seiner Einkleidung im Alter von 20 Jahren den Ordensnamen Pius. Der Name kann bereits als Vorzeichen gesehen werden, gingen doch wichtige Impulse für Parsch – wie die Förderung einer aktiven Teilnahme am Gottesdienst – auf den damaligen Papst Pius X. zurück. Nach dem Theologiestudium an der Universität Wien und der Hochschule des Stiftes empfing Parsch am 18. Juli 1909 die Priesterweihe. Er wirkte zunächst einige Jahre als Aushilfspriester in der Piaristenpfarre Maria Treu in Wien-Josefstadt, während er an seiner Dissertation zur „Bedeutung des Kreuzestodes Christi nach dem heiligen Paulus“ schrieb. Das Doktorat an der Universität Wien konnte er im Juni 1912 erfolgreich abschließen. Im Folgejahr übernahm Parsch bereits die Professur für Pastoraltheologie an der Klosterneuburger Ordenshochschule. Diese Aufgabe hatte er allerdings nicht lange inne, meldete er sich nach Ausbruch des Weltkrieges doch für die Militärseelsorge. Der Einsatz an der Ostfront hatte nachhaltige Wirkung auf ihn. Nicht nur das Erleben der ostkirchlichen Liturgien prägte ihn, sondern auch die Erfahrungen in der Seelsorge der Soldaten. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs kam Parsch wieder zurück in das Stift, wo er in verschiedenen Feldern der Pastoral zum Einsatz kam.

Für sein weiteres Wirken von Bedeutung war dabei die liturgische Gemeinde in der Klosterneuburger Kirche St. Gertrud. Am Hochfest Christi Himmelfahrt des Jahres 1922 feierte er dort die erste „Gemeinschaftsmesse“, bei der ein Vorbeter eine Mitfeier in der Muttersprache ermöglichen sollte – „der Anfang von Parschs pastoralliturgischem Wirken“3 kann hier angesetzt werden. Sein pastorales Wirken „volksliturgischer“ Prägung, wie er es selbst bezeichnete, ging weit über St. Gertrud hinaus, sein Denken speiste sich aber vor allem aus der konkreten Feier der Liturgie dort. Parsch gründete für seine vielfältigen Publikationen, zu denen nicht nur die Klassiker wie die Volksliturgie (11940/21952) oder die Messerklärung (11930/31950) zählten, einen eigenen Verlag, später folgte eine Druckerei. Aber auch die Zeitschrift Bibel und Liturgie, die ab 1926 erschien, geht auf Parsch zurück. Schon ihr Titel zeigt an, welche Schwerpunkte Parsch in seinem Denken, Schreiben und Tun setzte. Regelmäßige Bibelstunden, Einführungen in die Liturgie der Kirche im kleinen Rahmen einerseits sowie sogenannte Volksliturgische Tagungen, die Dutzende interessierte Kleriker und Laien aus dem gesamten deutschen Sprachraum nach Klosterneuburg brachten, auf der anderen Seite zeigten Wirkung und verhalfen Parschs Apostolat zu großer Beliebtheit und Verbreitung gleichermaßen. Als Durchbruch wird die im Rahmen des Katholikentags in Wien im Jahr 1933 gefeierte „Betsingmesse“ gesehen.

Der Zweite Weltkrieg führte zur Unterbrechung seines Wirkens: Die Nationalsozialisten hoben 1938 das volksliturgische Zentrum auf, 1941 ereilte das Stift dasselbe Schicksal. Parsch wechselte in die Pfarre Floridsdorf am heute nach ihm benannten Platz in Wien XXI. Nach dem Krieg nahm Parsch seine Arbeiten wieder auf und lehrte erneut an der hauseigenen Hochschule – nun allerdings nicht mehr Pastoraltheologie, sondern Neues Testament. Die Hinwendung zur Heiligen Schrift zeigte sich auch in der Gründung des „Klosterneuburger Bibelapostolats“, das ab 1950 das „Volksliturgische Apostolat“ ergänzen sollte. Das Ende seines Wirkens leitete ein Schlaganfall im Sommer 1952 ein, wenige Wochen nachdem ihm die Ehre zuteilwurde, am Internationalen Eucharistischen Kongress in Barcelona einen Hauptvortrag zu halten. Zwei Jahre später, am 11. März 1954, verstarb Pius Parsch im Alter von 69 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er in der „Wiege der Volksliturgischen Bewegung“, der Kirche St. Gertrud.

Geist & Leben 2/2022

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