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Reden wir über Vertrauen

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Wenn ich ein Rezept für die Gesundung der Schule verschreiben müsste, dann wäre es auf eine hohe Dosis Vertrauen ausgestellt: Vertrauen in die Selbstentfaltungskraft menschlichen Potentials, die die natürliche Entwicklung jedes Einzelnen mühelos in Fluss hält. Oder in anderen Worten: Vertrauen in eine höhere Intelligenz – auch Gott genannt –, die uns geschaffen hat und ihre Schöpfung in und durch uns aufrechterhält und weiterführt. Ans „Machen“ gewöhnt, ist uns das Gottvertrauen abhanden gekommen. Dieses Vertrauen, das sich durch Nicht-Eingreifen auszeichnet und uns schon deshalb Angst macht, weil wir meinen, die Dinge würden aus dem Ruder laufen, wenn wir dieses erst mal aus der Hand geben oder anderen überlassen. Dabei geht es nicht darum, die Hände in den Schoß zu legen oder Dinge an andere zu delegieren, sondern um die Fähigkeit, zur Seite zu treten und den Dingen ihren natürlichen Lauf zu lassen – im Wissen um die intelligente Selbststeuerungskraft, die der Natur und damit uns allen, nicht nur physisch (Atmung, Blutkreislauf, Verdauung…), innewohnt (darüber später mehr). Dass wir, wenn wir um uns und in die Welt hinaus blicken, oft an einer intelligenten Kraft zweifeln, liegt nicht daran, dass es sie nicht gäbe, sondern vielmehr an unserem „Machertum“. All die Missstände und beklagten Übel unserer Zeit sind nicht einem Zuviel an (blindem) Vertrauen geschuldet, sondern einem Mangel an eben diesem. Dort wo Misstrauen und Kontrolle die Vorherrschaft übernehmen und „Macher“ auf den Plan treten (deren es mehr gibt als die Welt verkraftet), mehrt sich all das, was wir durch Kontrolle zu unterbinden hoffen – von Unehrlichkeit und Betrug über Aggression und Rebellion bis hin zu Verbrechen und Terrorismus. (Studien zufolge steigt die Zahl der Verbrechen dort, wo das Polizeiaufgebot (=Kontrolle) erhöht wird; terroristische Anschläge haben seit deren Bekämpfung sichtlich nicht ab- sondern zugenommen…). Wir wurden schon als Kinder (auch in der Schule) gelehrt und lehren wiederum unsere Kinder zu beten „Dein Wille geschehe…“ und fürchten doch nichts mehr als den Verlust der Kontrolle. Ein Misstrauensantrag an Gott – wer sich mit dem religiösen Begriff schwer tut: ein Misstrauensantrag an unsere eigene (menschliche) Natur. Vertrauen ist eine freie Entscheidung. Eine Entscheidung, für die es nie zu spät ist und die ich jeden Tag neu treffen kann. Deshalb sehe ich zuversichtlich gestimmt immer noch die volle Hälfte des Glases, lasse mich, meinetwegen zu optimistisch oder naiv-vertrauensvoll nennen und hierin keines Besseren belehren. Inmitten (nicht nur) pädagogischen Gestrüpps und festgefrorener Strukturen sehe ich farbenfrohe Blüten als hoffnungsvolle und Mut spendende Zeichen dafür, dass es „Frühling“ werden könnte.


Das Vertrauen der Erde in die Samen

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