Читать книгу Das Vertrauen der Erde in die Samen - Veronika Wlasaty - Страница 8
Kein Weg vorbei
ОглавлениеDie in den letzten Jahren geradezu unüberschaubar große Zahl an Büchern, die zum Thema Bildung und Schule/Schulsystem veröffentlicht wurden, zeugt von hohem gesellschaftlichem Interesse an dieser Thematik, aber auch von großer allgemeiner Sorge im Hinblick auf die Zukunftsperspektiven nicht nur unserer Kinder, sondern der Gesellschaft als Ganzes. Und das aus verständlichem Grund: An der Schule kommt niemand vorbei. Von wenigen Ausnahmen (private Unterweisung) abgesehen muss jeder hierzulande diese Institution durchlaufen. Möglicherweise ist es genau das, was nicht nur Pädagogen, sondern auch Menschen anderer beruflicher Herkunft dazu bringt, sich an der Debatte zu beteiligen. Sind es doch neuerdings vor allem Neurobiologen, Gehirn- und Genforscher, Kinderärzte, Psychologen, Philosophen und Wissenschaftler anderer Provenienz, die sich diesem Thema in Zeiten von Pisa, Schulreformen und Reformschulen durchaus erfrischend kritisch und den Diskurs belebend aus der Perspektive ihres jeweiligen Fachgebietes annähern. (Gelegentlich die Außenperspektive einzubeziehen macht auch Sinn, hält sie doch müheloser die kritische Distanz, die innerhalb des Systems allzu leicht dem „Blinden Fleck“ zum Opfer fällt. Dennoch sollte der „Klient“ als Experte seiner selbst nicht übergangen werden.)
Viele, die die Schulzeit bereits hinter sich haben, tragen mitunter noch ein Bild von Schule in sich, das reichlich Anlass zur Vergangenheitsbewältigung gäbe. Das wird immer wieder deutlich, wenn Eltern, Jahre nach Ablauf der eigenen Schullaufbahn, mit Beginn der Einschulung ihrer Kinder erneut in diese Lebenswelt eintauchen. Denn diese ist für viele immer noch mit eigenen, unverarbeiteten, zum Teil traumatischen Erfahrungen verbunden, welche auch auf ihre Kinder wirken und sich in deren Schullaufbahn fortsetzen oder gar wiederholen können.
Selbst Menschen, die auf ansehnliche Karrieren verweisen können, blicken mitunter nicht ohne Bitterkeit auf eine Zeit zurück, in der ihnen bisweilen vermittelt wurde, nicht „zu Höherem“ berufen zu sein. All denen, die irgendwann in diesem System persönliche Herabwürdigung, Abwertung oder anderes Leid erfahren haben, würde ich gerne guten Gewissens sagen, dass ihr Bild von Schule nichts anderes mehr ist als eine Chimäre. Noch fehlt mir die Überzeugung zu dieser Botschaft. Andererseits ist die Reise noch nicht zu Ende. Die Schule als „Landschaft“, die jeder Lebensreisende durchqueren muss, ist für mich einer der größten Hoffnungsträger für ein gutes „Abschneiden“ bei der gemeinschaftlichen Gestaltung dieser Welt. Veränderungen, die hier stattfinden, wirken sich in allen Systemen aus, weshalb sich in der Schule jede, vor allem auch jede ideelle Investition lohnt. All das Gute, das wir unseren Kindern vorleben und erfahrbar machen, ist ein (ist unser) humanes Kapital, das hier äußerst lohnend anlegt ist, denn es gestaltet unsere Zukunft besser, als jede materielle Zukunftsvorsorge dies je könnte.