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Decimus Cara Bernstein

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Immer bin ich der Letzte bei einer Reihenfolge oder Aufzählung! Das liegt allerdings nicht an meinem Namen (Decimus ist Latein und bedeutet „der Zehnte").

Es ist wohl so, dass mich viele für ein Mädchen halten und ich dann bei Männersportarten als Letzter gewählt werde. Und dann heiße ich auch noch Cara! Dadurch ist es noch schwieriger, als Mann ernst genommen zu werden. Im letzten Jahrtausend war es eine Zeit lang normal, dass sogar Männer weibliche Vornamen trugen. Aber es war eben früher und nicht jetzt in diesem Jahrtausend. Im Letzten hätte ich mich allerdings genauso unwohl gefühlt mit dem Namen wie jetzt in diesem Jahrtausend. Dazu kommt auch noch dieser bescheuerte Rufname „Decimus“. Ich war das zehnte Kind, das an dem Tag zur Welt kam. Die Schwestern meinten, dass ich ein kleiner „Decimus“ sei. Daraufhin haben mir meine Eltern diesen Namen verpasst. Kann ein Start ins Leben noch schlimmer sein? Und: Haben sich meine Eltern überhaupt vor meiner Geburt mal Gedanken gemacht, wie sie mich nennen wollen? Anscheinend nicht, oder wie seh' ich das?

Schon bei meiner Geburt wussten die Ärzte nicht, ob ich männlich oder weiblich bin. Sie riefen erst erfreut: „Ein Mädchen!“ Doch kurze Zeit später, dann allerdings schon fast enttäuscht: „Oh, doch ein Junge.“ Und weil das meine Eltern irgendwie komisch fanden, haben sie mir den Namen Cara mit auf den Weg gegeben. Als wäre das was Tolles, glitzern ihre Augen auch jedes Mal, wenn sie den Namen aussprechen. Vielleicht wollen sie mich auch nur verspotten, weil ich nicht so toll bin, wie mein älterer Bruder, der ein berühmter Schauspieler in Horrorfilmen ist. Dazu kommt auch noch, dass mein Vater ein berühmter Musiker und meine Mutter eine berühmte Mörderin ist. Nur ich habe noch nichts auf die Reihe bekommen. Nur einen bescheuerten Namen... Und den habe ich meinen Eltern zu verdanken. Also so gesehen, habe ich gar nichts zu Stande gebracht.

Wenn ich nur wüsste, was aus mir werden soll...

Mein Vater meinte, ich solle in seine Fußstapfen treten und auch Musiker werden. Allerdings werde er mir dabei aber nicht helfen. Ich solle aus eigener Kraft und es mit meinem Talent allein schaffen: Somit würde ich mich besser fühlen. Ich hätte dann etwas selber geschafft. Als hätte ich noch nie etwas selber geschafft. Na ja, hab ich auch nicht. Aber bei dem Thema waren wir ja bereits.

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