Читать книгу Todesfeier - Victoria Gothink - Страница 8
TOT + LEBENDIG + GLEICHZEITIG = WUNDER
ОглавлениеEr ist der Erste, der wieder von den Toten aufgestanden ist. Man sollte meinen, dass er auch ein ganz besonderer Mann ist, doch rein Äußerlich ist nichts Originelles festzustellen. Anastasius Delibes, so der eigenartige Name des jungen Mannes und wahrscheinlich das erste Indiz darauf, dass er etwas Besonderes sein MUSS. Sein Name ist nämlich griechischer Herkunft und bedeutet „der Auferstandene“. Na, wenn das nicht ein passender Name für dieses Wunder ist, dessen ich gegenüber sitzen durfte.
Seine dunklen Locken fielen im tief ins Gesicht und von Blickkontakt hielt er wohl auch nicht viel. Mein erster Gedanke war: Oh Mann, hat der schon Starallüren! Aber ich musste mich eines bessern belehren lassen. Wie das folgende Interview zeigt:
R: Wie ist es ein Wunder zu sein?
A: (Ich dachte mir, was soll denn diese dumme Frage und wie lang war der schon im Geschäft? So fängt man doch kein Interview an. Das wusste sogar ich. Er hat mich noch nicht einmal begrüßt. So ein Gesäßloch!)
Nun, ich empfinde mich selbst nicht als Wunder, deshalb verwirrt mich dieses ganze Getue eher, als das es mich freut oder dergleichen. Ich glaube eher, dass die Ärzte gefuscht haben. Das ist alles. Das ganze Getue um meine Person ist lächerlich.
R: Ein ganz bescheidender junger Mann sitzt da vor mir. Woher nehmen Sie diese Bescheidenheit? Sie könnten doch erhobenen Hauptes durch die Straßen gehen.
A: Wie ich bereits sagte, haben die Ärzte meines Erachtens gefuscht und ich bin demnach auch kein Wunder. So einfach ist das.
R: Ich glaube Ihnen Ihre Bescheidenheit nicht so ganz. Erlauben Sie mir und unseren Lesern mehr über Sie zu erfahren, damit wir uns ein Bild von Ihnen machen können?
A: ( Wen interessiert das? Aber... nun gut )Nun, da gibt es eigentlich nichts besonderes zu berichten. Ich wuchs behütet bei meinen Eltern auf – ohne Geschwister oder Haustieren. Mir haben sie auch nicht gefehlt, falls das Ihre nächste Frage sein sollte.
Zu meinen Hobbys zählen das Musizieren und das Schauen von Horrorfilmen.
R: Ah... interessant. Welche Filme sind Ihnen da am liebsten?
A: Ich bevorzuge intelligente Filme, die eine gute Story beinhalten. Sinnloses Abgemetzel mag ich nicht besonders, obwohl das ja viele mögen. Alte Horrorfilme, besonders aus dem Jahr 2713, mag ich ganz besonders gerne. Die sind sehr gut gemacht. Obwohl die auch schon sehr bluthaltig waren.
R: Sie sagten eben, dass Sie auch musizieren. Wollen Sie etwa ein richtiger Horrorrocker wie die von der Band „Kithara“ werden?
A: Ich würde es schon gerne als Musiker schaffen. Aber „Kithara“ mag ich nicht so besonders. Die sind mir eine Spur zu gewalttätig. Ich mag die Band „Mortuum furtum“ („Leichendiebstahl“). Obwohl es der Name nicht verrät macht, sie gute, intelligente und sanfte Musik, die man heutzutage viel zu selten hört. Leider!
R: Da wünsch' ich Ihnen viel Glück beim Erfüllen ihres Traums. Danke für das aufschlussreiche Gespräch.
A: Vielen Dank! (In dem Moment dachte ich mir: Warum hast du dir dieses Interview angetan? Ich hab es gemacht und muss damit leben, dass Reporter oder dergleichen immer das Gleiche fragen und dann nichts verstehen. Denn ich habe noch andere Interviews durchgeführt. Eigentlich wollte ich nur klarstellen, dass ich kein Wunder bin, und wollte die behandelnden Ärzte vor die Dämonen werfen. Doch das hat ja nicht geklappt. Manche Menschen kann man nicht demütigen. So scheint es mir jedenfalls.)