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Prolog

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Letztes Update: 11. September 2013, 8:45 Uhr. –

Mein Name ist Sabine Greubel. Ich bin Fremdsprachensekretärin und habe einige ein wenig haarsträubende Dinge erlebt, die ich hier erzählen möchte. Diese Geschichte ist meine Geschichte, und sie ist noch nicht zu Ende erzählt. Ein guter Freund prüft regelmäßig, ob ich auf einem unscheinbaren USB-Stick, der in einem toten Briefkasten versteckt ist, einen Update aufgespielt habe oder nicht. Sobald ich keine Updates mehr liefere – aus welchen Gründen auch immer – wird er diese Geschichte auf jeden Fall veröffentlichen. So hat er es mir versprochen.

Dieser liebe Freund aus Jugendtagen, zu dem ich lange Zeit keinen Kontakt mehr gehabt hatte, hilft mir mit Rat und Tat und ermutigt mich immer wieder, dieses Buch nun rasch fertigzustellen. Er hatte eine Zeitlang in einem Verlag gearbeitet und gibt mir gute Hinweise. So entsteht jetzt angesichts meiner derzeit etwas besonderen Lebensumstände dieser autobiographische Bericht unter einer gewissen Hektik. Denn das Leben, das ich führen muß, ist etwa wie ein Leben im Untergrund oder auf der Flucht, wobei beide Begriffe nicht so recht auf meine wirkliche, absurde Situation passen.

Auf Anraten dieses Freundes, der die bisherigen Teile gelesen und auch korrigiert hat, wofür ich ihm sehr dankbar bin, versuche ich noch in einem weiteren Arbeitsgang weitere konkrete Daten und Fakten zu liefern, soweit ich das noch kann, denn viele Notizen habe ich ohne genaue Zeitangaben verfaßt, weil ich zum Zeitpunkt der Notiz stets davon ausging, sie würden sich chronologisch von selbst zuordnen. Leider habe ich viel zu viel notiert und muß daher viele Blätter unberücksichtigt lassen. Einen Teil dieser unberücksichtigten Blätter habe ich schon meinem Freund übergeben. Vielleicht entsteht daraus später ein erweiterter Band.

Dieses Schreiben basiert auf meinen Erinnerungen und auf Tagebuchnotizen, die ich im Laufe meiner Geschichte aufgezeichnet habe. Manche Namen habe ich ändern müssen; wenn ich zitiere, so geschieht dies aus meinen Erinnerungen, die ich entweder in einer meiner Notizen festgehalten habe, oder nun im Rahmen dieses Buches wiedergebe. Daher kann ich nicht für den einzelnen Wortlaut, aber doch für den Wortsinn bürgen. Mit diesen kleinen Unschärfen müssen wir alle zurechtkommen, wenn wir uns erinnern.

Ich werde versuchen, die Ereignisse in etwa chronologisch darzustellen und beginne kurz bevor ich im Juli 2007 meinen neuen Job bei Antonio Lukas antrat.

Anmerkungen des Herausgebers:

Bedauerlicherweise ist der Kontakt zu Sabine plötzlich abgebrochen, ohne daß sie die oben erwähnte Überarbeitung noch abschließen konnte. Über ihr Verbleiben haben wir keine Informationen. Auch eine vertrauliche Telefonnummer, die sie uns für Notfälle hinterlassen hatte, ist nun nicht mehr geschaltet.

Wir enthalten uns hier bewußt jeglicher Spekulation, welche Wendung ihr Schicksal genommen haben mag, und welche weiteren Maßnahmen, dies zu ergründen, wir unsererseits ergriffen haben. Dennoch sei an dieser Stelle der Appell an jene Leser gestattet, die hierzu möglicherweise aufgrund zufälliger Begebenheiten nützliche Informationen geben könnten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Zu diesem Zweck finden Sie am Schluß des Buches eine Kontaktadresse.

Wir uns nun entschlossen, diese leider nicht abgeschlossenen Geschichte ohne weitere, umfänglichere Bearbeitung zu veröffentlichen, da wir denken, hiermit ihrem Wunsch am ehesten zu entsprechen. Das nun vorliegende Werk mag dem einen Leser zu pornographisch, dem anderen zu politisch erscheinen. Jeder bilde sich sein Urteil selbst.

In einem unserer früheren Telefonate sprach sie einmal davon, der Seelenfrieden sei ihr immer das Wichtigste gewesen, ohne selbst besonders religiös zu sein. Sie habe zuweilen Trost und Erbauung in dem Schiller-Gedicht „Ode an die Freude“ gefunden, – jenem Gedicht, das in der Vertonung durch Beethoven zur Europa-Hymne wurde. Eine frühe Fassung des Gedichtes habe ihr besonders gefallen. Sie sprach einmal davon, die Worte „Allen Sündern soll vergeben, Und die Hölle nicht mehr sein!“ aus der letzten Strophe dieses Gedichtes, sage ihr am meisten zu. Diese Worte seien ihr zuweilen wie ein Motto für ihr Leben vorgekommen.

Als Einstimmung in ihre Gedanken möchte ich daher hier das ganze Schiller-Gedicht als Zitat ihrem Bericht quasi als Widmung voranstellen:

Ode an die Freude

Freude, schöner Götterfunken,

Tochter aus Elysium!

Wir betreten feuertrunken,

Himmlische, dein Heiligtum;

Deine Zauber binden wieder,

Was die Mode streng geteilt;

Alle Menschen werden Brüder,

Wo dein sanfter Flügel weilt.

Chor

Seid umschlungen, Millionen,

Diesen Kuß der ganzen Welt!

Brüder! über'm Sternenzelt

Muß ein lieber Vater wohnen.

Wem der große Wurf gelungen,

Eines Freundes Freund zu sein,

Wer ein holdes Weib errungen,

Mische seinen Jubel ein!

Ja, wer auch nur eine Seele

Sein nennt auf dem Erdenrund' -

Und wer's nie gekonnt, der stehle

Weinend sich aus diesem Bund.

Chor

Was den großen Ring bewohnet,

huldige der Sympathie!

Zu den Sternen leitet sie,

wo der Unbekannte thronet.

Freude trinken alle Wesen

An den Brüsten der Natur;

Alle Guten, alle Bösen

Folgen ihrer Rosenspur,

Küsse gab sie uns und Reben,

Einen Freund, geprüft im Tod;

Wollust ward dem Wurm gegeben,

Und der Cherub steht vor Gott!

Chor

Ihr stürzt nieder, Millionen?

Ahndest du den Schöpfer, Welt?

Such' ihn überm Sternenzelt!

Über Sternen muß er wohnen.

Freude heißt die starke Feder

in der ewigen Natur;

Freude, Freude treibt die Räder

in der großen Weltenuhr.

Blumen lockt sie aus den Keimen,

Sonnen aus dem Firmament,

Sphären rollt sie in den Räumen,

Die des Sehers Rohr nicht kennt.

Chor

Froh, wie seine Sonnen fliegen

Durch des Himmels prächt'gen Plan,

Laufet, Brüder, eure Bahn,

Freudig wie ein Held zum Siegen!

Aus der Wahrheit Feuerspiegel

lächelt sie den Forscher an;

Zu der Tugend steilem Hügel

Leitet sie des Dulders Bahn.

Auf des Glaubens Sonnenberge

Sieht man ihre Fahnen wehn,

Durch den Riß gesprengter Särge

Sie im Chor der Engel stehn.

Chor

Duldet mutig, Millionen!

Duldet für die bess're Welt!

Droben überm Sternenzelt

Wird ein großer Gott belohnen!

Göttern kann man nicht vergelten,

Schön ist 's ihnen gleich zu sein.

Gram und Armut soll sich melden,

Mit dem Frohen sich erfreun!

Groll und Rache sei vergessen,

Unserm Todfeind sei verziehn;

Keine Träne soll ihn pressen,

Keine Reue nage ihn!

Chor

Unser Schuldbuch sei vernichtet,

ausgesöhnt die ganze Welt!

Brüder, überm Sternenzelt

Richtet Gott - wie wir gerichtet.

Freude sprudelt in Pokalen;

In der Trauben goldnem Blut

Trinken Sanftmut Kannibalen,

Die Verzweiflung Heldenmut. -

Brüder, flieget von den Sitzen,

wenn der volle Römer kreist;

Laßt den Schaum zum Himmel spritzen:

Dieses Glas dem guten Geist!

Chor

Den der Sterne Wirbel loben,

Den des Seraphs Hymne preist,

Dieses Glas dem guten Geist

Überm Sternenzelt dort oben.

Festen Mut in schweren Leiden,

Hilfe, wo die Unschuld weint,

Ewigkeit geschwornen Eiden,

Wahrheit gegen Freund und Feind,

Männerstolz vor Königsthronen, -

Brüder, gält es Gut und Blut, -

Dem Verdienste seine Kronen,

Untergang der Lügenbrut.

Chor

Schließt den heil'gen Zirkel dichter!

Schwört bei diesem goldnen Wein,

Dem Gelübde treu zu sein;

Schwört es bei dem Sternenrichter!

Rettung von Tyrannenketten,

Großmut auch dem Bösewicht,

Hoffnung auf den Sterbebetten,

Gnade auf dem Hochgericht!

Auch die Toten sollen leben!

Brüder, trinkt und stimmet ein:

Allen Sündern soll vergeben,

Und die Hölle nicht mehr sein!

Chor

Eine heitre Abschiedsstunde!

Süßen Schlaf im Leichentuch!

Brüder, einen sanften Spruch

Aus des Totenrichters Munde!

Mein neuer Job - Die unerhörte Geschichte der Sabine G.

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