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Kapitel 5 – hinterlassene Ungereimtheiten des Vorgängers

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Den Rest des Tages gab der Chef mir mehrere Aufgaben, die ich nicht alle abarbeiten konnte, obwohl ich an diesem Tag bis 18:30 Uhr arbeitet. Ich sah sonst auch niemanden mehr an diesem Tag in der Villa Gabelstein. Nur Lukas kam gegen kurz nach Sechs Uhr, bat mich, meine Arbeit abzuschließen und morgen weiter zu machen. Bei der Gelegenheit gab er mir noch eine weitere, große Aufgabe: Alle seine Mieteinnahmen, offenen Forderungen, sowie sämtliche Ausgaben für seine Mietobjekte waren in eine einzige, riesige Excel-Tabelle eingepflegt, die über die letzten acht Jahre ging. Diese Tabelle war nicht stimmig und zudem nicht auf dem aktuellen Stand. Ich sollte die Fehler finden, sie außerdem in einzelne Tabellen für jedes Jahr überführen und aktualisieren. Zudem sollte ich eine neue Tabelle für das kommende Jahr vorbereiten, die ich dann selbständig führen sollte. Das war Arbeit für mehrere Tage, oder besser Wochen. Ich mußte die Einträge in den Tabellen mit den Buchungsbelegen in verschiedenen Ordnern abgleichen, was sehr mühsam war, da mir die Systematik der Ablage unklar blieb.

Die Unstimmigkeiten, die ich in den nächsten Tagen dabei entdeckte, führten mich zu dem Schluß, daß sein ehemaliger Kompagnon – quasi mein Vorgänger – über die Jahre Gelder im unteren fünfstelligen Bereich unterschlagen hatte. Und das war nur die Summe der Unstimmigkeiten, die aus den Büchern zu ermitteln war. Man kann nur vermuten, wie viel Geld unterschlagen wurde, ohne das es Hinweise in den Büchern gibt, wie beispielsweise gefälschte oder überhöhte Handwerkerrechnungen, für die Kick-Backs geflossen sind.

In der Besprechung zu diesem Thema, als ich ihm die Ergebnisse meiner Arbeit, einschließlich der neu vorbereiteten Excel-Tabellen vorlegte, schlug ich vor, einen Anwalt damit zu beauftragen, das Geld wenigstens zum Teil wieder zurück zu holen. Lukas lachte. Das solle ich ihm überlassen. Erstens sei er selbst Anwalt und zweitens gäbe es keine Möglichkeit, das Geld zurück zu holen, selbst wenn er wollte. Das sei ausgeschlossen.

Er war Anwalt? Ja, irgendwann war mal davon die Rede, aber er hatte keine Mandanten, zumindest nicht in Deutschland. Im Laufe der Zeit erfuhr ich Hintergründe und Einzelheiten zu diesen seltsamen Geschäfts- und Beziehungsgeflechten. Antonio Lukas hatte tatsächlich eine Lizenz als Anwalt in Italien, während seine Frau, eine gebürtige Italienerin, als Anwältin in Deutschland tätig war. Ihre Fachgebiete waren Familienrecht – vor allem Scheidungen –, Insolvenzrecht und Baurecht. Sie war eine sehr intelligente Frau, mehrsprachig, Juristin mit Doktortitel, den sie jedoch nie besonders hervorhob. Sie stammte aus einer wohlhabenden und einflußreichen norditalienischen Familie. Ihr Vater hatte großen Einfluß auf sie und wachte darüber, daß sie trotz ihres Lebenswandels die Ehre der Familie nie vergaß. Ihr Mädchenname war di Bardolo, woraus ich schloß, daß sie sogar adeliger Herkunft war. Sie hatte zwei Schwestern und zwei Brüder, was auch für italienische Familien heute eher ungewöhnlich ist. Sie war die zweitjüngste. Ihre Brüder hatten das elterliche Firmenkonglomerat weiterführen sollen, daher wollte sie; mußte sie; erwartete man von ihr; möglichst gewinnbringend zu heiraten. Warum sie Anton geheiratet hatte, der angeblich aus einfachen Verhältnissen stammte und sich alles erarbeitet hatte, konnte ich nie erfahren, nur daß sie sich schon auf der Uni kennengelernt hatten. Oder besser auf zwei Unis, denn sie haben sich zuerst in München und dann in Rom getroffen, wo Anton dann erfolgreich sein Juraexamen bestanden hatte. Das hat ihr wohl imponiert, aber Genaues habe ich nie erfahren.

Das einzige, was ich an Persönlichem zu ihrer frühen Beziehung einmal aus dem Munde Gabriellas erfuhr, war ihre lebhafte Schilderung, wie ihr Vater zunächst kategorisch abgelehnt hatte, daß sie ausgerechnet einen Deutschen heiratet, der dazu auch nicht einmal standesgemäß wäre. Aber schon nach zwei Wochen sei er plötzlich ganz enthusiastisch gewesen, und hätte später eine gigantische Hochzeitsfeier organisiert, und ihren Mann wie einen Sohn angenommen. Von Antonio erfuhr ich einmal ganz beiläufig, daß er schon kurz bevor er Gabriella geheiratet habe, die ersten, lukrativen Geschäfte mit ihrem Vater abgewickelt hatte.

Ich schweife ab, also zurück zu den gefakten Zahlen in den Jahresberichten. Ich hatte mich in diese Materie derart verbissen, daß ich es nicht darauf beruhen lassen wollte. Am nächsten Tag ging ich erneut zu meinem Chef, erklärte, ich wolle das Thema von gestern nochmals ansprechen und breitete ihm meine Überlegungen dazu aus: Ganz unverblümt sagte ich im ins Gesicht, für mich sei das eine Menge Geld, und ich könne mir nur zwei Szenarien ausdenken, in denen es unklug wäre, zu versuchen, das Geld zurückholen zu wollen. Erstens, er selbst, also Antonio Lukas, habe seinen Teil an den verschwundenen Geldern einkassiert und zweitens, sein Kompagnon ist tot oder ins Ausland geflüchtet. Lukas lachte schallend auf und klatschte in die Hände, so als würde er Beifall klatschen. Dann sagte er „beides“. Ich fragte nach: „tot und ins Ausland abgesetzt?“

Er lachte wieder, „nein tot und in die eigene Tasche! Was meinen Sie, wie man so einen gehobenen Lebensstandard denn sonst finanzieren kann? Man muß alle Tricks auf Lager haben, wissen, welche Beamte mit Geld und welche mit einem schönen Mädchen zu gewinnen sind und welchen man immer aus dem Weg gehen muß. Letztere gibt es auch noch, zum Glück sehr selten, und fast immer haben sie irgendwo auf der Hierarchie nach oben einen anderen über sich, der einen besser versteht. Aber ich freu mich, daß sie so ein kluges Köpfchen sind, Fräulein Greubel, und nicht nur einen wunderhübschen Arsch haben.“

Er hatte das erste Mal ein ordinäres Wort gebraucht, er zeigte sich sonst immer sehr distinguiert. Er beließ es nicht beim Wort. Er hatte sich erhoben und faßte mir unter meinen Rock, und obwohl ich ja von Anfang an immer damit gerechnet hatte, daß es zu sexuellen Übergriffen kommen würde, – wobei ich zuerst auch gedacht habe, wenn es unangenehm wird, nehme ich Reißaus und habe dann eben ein oder zwei gute Monatsgehälter auf meinem Konto, plus eine verrückte Geschichte im Gedächtnis und das war es dann – so war ich jetzt so perplex, daß ich nichts unternahm, sondern ihn gewähren ließ.

An diesem Tag hatte ich wieder einen String mit Taillenmieder und Nylonstrümpfen zum Anziehen bekommen, was nun immer häufiger der Fall war, also wirklich hoch erotische Wäsche, ich glaube der Marke Lise Charmel. Nachdem er meinen Po ertastet hatte und auch ein wenig geknetet hat, was durchaus angenehm war, trat er jedoch zurück und forderte mich auf, den Rock hochzuheben.

Dabei führte er aus: „Sehen Sie, Fräulein Greubel, ich liebe Luxuswäsche, aber es ist auch ein teures Hobby. Was Sie heute an Unterwäsche anhaben, hat round about 300 Euro gekostet, da ist es doch absolut klug, wenn ich es als Dienstkleidung über ein Firmenkonto laufen lasse und auch noch von der Steuer absetzen kann. Man muß das Nützliche mit dem Schönen verbinden. Die Idee mit der Dienstkleidung finde ich genial. Schade nur, daß sie nicht von mir stammt. Ich habe den Tip von Madame Elle. Sie werden sie noch kennen lernen, sie kleidet ihre Mädchen immer auf diese Weise ein.“

Ich guckte ihn ungläubig an, aber bevor ich meinen Einwand machen konnte, beantwortete er ihn schon selbst: „Und den Finanzbeamten klar zu machen, daß Dessous Dienstkleidung sind, fällt nicht nur den Edelprostituierten leicht. Oder glauben Sie, eine Marktfrau würde ihre Thermo-Unterwäsche nicht geltend machen?“ Nun war ich weder Marktfrau noch Edel-Prostituierte, oder vielleicht doch? Er hatte bisher keine Anstalten gemacht, mit mir zu schlafen, oder mich einem anderen Mann zuzuführen. Manchmal glaubte ich, es würde nie geschehen, manchmal wünschte ich sogar, es würde endlich geschehen. Immerhin hatte ich seit Monaten keinen Sex, einmal abgesehen davon, daß mich Michaela nun regelmäßig stimulierte – und ich selbst natürlich auch, vor allem am Wochenende, wenn es mir langweilig wurde, so allein in meiner Wohnung. Aber das war etwas anderes.

Ich gehe hier ja ziemlich in die Einzelheiten, was mein Intimleben angeht, ich denke jedoch, dies ist notwendig, um zu verstehen, wie sich alles, was noch folgte, entwickelt hat. Mein Bericht wäre unvollständig und auch nicht zu verstehen, glaube ich, wenn ich diese sehr persönlichen Dinge unerwähnt ließe, wobei ich natürlich auch nicht alle kleinen Begebenheiten schildern kann.

Ich fand es nicht ungewöhnlich, mein sexuelles Verlangen mit jedem Tag anwachsen zu sehen, weshalb ich mir wenigstens selbst am Wochenende ein wenig Erleichterung verschaffte. Ich ging dazu eines Tages auch in ein Erotikgeschäft. Dazu bin ich sogar extra nach Frankfurt gefahren, weil ich fürchtete, in meiner Stadt vielleicht jemanden zu treffen, den ich kenne. Ich bin natürlich nach Frankfurt gefahren, um Schuhe zu kaufen, obwohl ich ja ständig neue bekam. Online habe ich zwar auch schon mal nach Erotik-Artikeln geschaut, aber ich wollte hier weder meine Kreditkarteninformationen noch meinen Namen hinterlassen. Ich habe dann fast 200 Euro im Sexshop gelassen, hauptsächlich für Spielzeug. Ich glaube, seit meinem 13. Lebensjahr habe ich es mir regelmäßig selbst besorgt, wobei das Manipulieren weniger im Mittelpunkt stand, als meine erotischen Tagträume. Damals war ich heftig in unseren Mathelehrer verknallt, ein großer Blonder, der immer etwas verlegen wirkte, wenn ihn ein schönes Mädchen etwas fragte. Ich hatte bei ihm gute Noten und es hat richtig Spaß gemacht, bei ihm zu lernen, was sonst bei Mathe ja eher nicht der Fall ist.

Nun war ich aber seit acht Wochen Angestellte von Antonio Lukas, offensichtlich mit der Intention ihm als private Privatsekretärin auch zu unanständigen Diensten dienstbar zu sein, ohne das er sich mir auf eindeutige Weise genähert hätte – von dem einen Mal Po-Tätscheln einmal abgesehen. Ich habe es ja auch nicht verlangt, ich fand ihn zwar durchaus sympathisch, aber ich war nicht darauf aus, ihn anders denn als mein Chef wahrzunehmen, oder eine Affäre mit ihm anzufangen. Im Grunde wartete ich darauf, daß er etwas unternimmt, ich lauerte wie ein Tier, das eine unbestimmte Bedrohung wahrnimmt, ohne das bisher etwas ernsthaft Bedrohliches eingetreten wäre. Ich stand immer unter einer gewissen Spannung, aber nie so stark, daß sie größeres Unbehagen bereitet hätte. Der normale Streß, den man hat, wenn man eine neue Arbeit antritt mit neuen Kollegen und neuen Verfahrensabläufen, neuen Ritualen, neuen Beschränkungen, neuen Freiheiten, war immer deutlich stärker gewesen. Ich gewöhnte mich an die hier herrschenden Absonderlichkeiten und fühlte mich insgesamt sehr wohl, denn meine Arbeit machte durchaus Spaß und die Arbeitsumgebung war ja auch einmalig klasse, mit dem eigenen, großen Büro und den zahlreichen Annehmlichkeiten, die Lukas bereithielt. Der Griff an meinen Po war der erste sexuelle Übergriff von ihm. Was für ein Mann war er?

Es geschah wieder – nichts.

Eines Tages im September empfing ich einen seiner Immobilienverwalter in meinem Büro, um Fragen zu einem Sechsparteienhaus durchzusprechen, wo eine energetische Sanierung durchgeführt wurde mit all den Problemen die das mit den Handwerkern und Mietern verursacht. Ich sollte später noch häufiger zu der Baustelle fahren, meistens allein, aber zweimal kam auch Lukas mit, als es um Abnahmen größerer Gewerke ging. Jedenfalls war ich seltsam berührt, als dieser Immobilienverwalter, ein Diplomingenieur, geradezu ehrfürchtig in mein Büro eintrat – begleitet von Michaela, die erneut ein extrakurzes Kleid trug und mit ihren langen Beinen wirklich hoch-erotisch wirkte – und sich anschließen von mir alle Fragen diktieren ließ. Er wagte kaum zu widersprechen, ich war für ihn der Big Boß. Das mir Leute mit Achtung und Respekt begegnen, besonders auf Gebieten, in denen ich mich gut auskenne, habe ich schon oft erfahren, aber dies hier war anders. Er war einfach schon vom Ambiente beeindruckt.

An dem Tag hatte ich erneut ein Korsett getragen, was mir auch eine gewisse herrische Haltung verliehen haben mag; ich mußte einfach gerade sitzen. Ansonsten lümmle ich mich gerne mal in meinen Sessel, was ich gerade bei Unterhaltungen häufig mache, so das mir selbst dies schon als unangenehm aufgefallen ist. Für dienstliche Angelegenheiten ist so ein Korsett offenbar keine schlechte Wahl, auch wenn es nach stundenlangen Tragen unbequem wird. Ich muß selbst auch hoch-erotisch ausgesehen haben, mit meinem Kostüm in hellem Grau, mit dem knielangen Rock aus dem meine hübschen Beine in den schimmernden Strapsstrümpfen hervorlugten, der weißen Bluse, unter der meine Pracht, vom Korsett nach oben gedrückt, geradezu hervorquoll und dem Blazer, der dem ganzen Outfit den seriösen Business-Look verschaffte.

Selbstverständlich erinnere ich mich auch an den Inhalt unserer Besprechung sehr gut, denn die Immobilienverwaltung, die der Ingenieur vertrat, wollte wegen der zahlreichen und nicht enden wollenden Auseinandersetzungen mit den Dachdeckern, Maurern, Malern, Installateuren und nicht zuletzt den Mietparteien unseren Dienstleistungsvertrag um satte 20 Prozent verteuern. Ich hatte mich aber, mit Hilfe meines Chefs, der jedoch bei diesem Termin verhindert war, gut vorbereitet und hatte ihm eine Reihe von Verstößen gegen den Dienstleistungsvertrag durch seine Firma entgegengehalten, die wenigstens in zwei Fällen auch ursächlich für den daraus resultierenden Streit waren. Danach bin ich mit ihm zusammen den Vertrag in allen Einzelheiten durchgegangen, woraus klar hervorging, mit einer pauschalen, monatlichen Rate, alle notwendigen mit dem Objekt in Verbindung stehenden Maßnahmen und Arbeiten abgegolten sind. Sie hatten nicht nur kein Recht, 20 Prozent mehr zu verlangen, sondern wir hatten das Recht, unsere Zahlungen um 10 Prozent zu kürzen, weil sie ihre zugesagten Leistungen nicht vollständig erfüllt hatten. Das war halt ihr unternehmerisches Risiko. Wir zahlten dann tatsächlich drei Monate den um zehn Prozent verkürzten Betrag, bis diese Firma ihre Probleme endlich in den Griff bekam. Der arme Kerl hatte mich später immer gemieden und sein Kompagnon mußte die weiteren Verhandlungen mit mir führen.

Ich fühlte mich klasse, obwohl es sonst nicht meine Art ist, andere zur Schnecke zu machen. Am übernächsten Tag, als mein Chef wieder da war, berichtete ich ihm das Ergebnis, in seinem Büro, worauf er sich erhob, zu mir trat, mich umarmte, mir auf die linke Wange, auf die rechte Wange und dann mitten auf den Mund küßte! Er hat mich wirklich geküßt, zum ersten Mal, und ich habe das total schön gefunden, richtig prickelnd. Es war zugleich das Zeichen dafür, daß er mir vertraute meine Aufgabenbereich nun zu beherrschen.

Es wäre die beste Gelegenheit gewesen, wenn er mich hätte ficken wollen. Ich war nie so bereit wie an diesem Tag. Fast hätte ich ihn gefragt, „warum ficken sie mich jetzt nicht?“ Aber es kam wieder nichts. Es dauerte noch ein paar weitere Dessous-Kollektionen und seltsame Begebenheiten, bis es soweit war.

Ich hatte schon daran gedacht, ob er impotent sei und diese ganze Umzieherei nur eine Ersatzbefriedung ist, oder ob er mich heimlich beobachtete, was er ja tat – nur wußte ich da noch nicht, wie gründlich er das tat – und ihm dies reichte, oder ob ihm sein katholischer Glaube, oder seine Ehefrau hier eine Grenze setzte, die er nicht überschritt. Aber all das war nicht der Fall.

Mein neuer Job - Die unerhörte Geschichte der Sabine G.

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