Читать книгу Mimi, Roberta und der König - Viveca Lärn - Страница 10

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17. Juni

Das wird ein langer Tag heute. Ich weiß das schon jetzt, obwohl es erst sieben Uhr morgens ist. Es ist schon ganz hell, und die Sonne scheint, wie es sich in den Sommerferien gehört. Es gehört sich aber auch, dass es mal in Strömen gießt. Das kann sehr gemütlich sein. In den Sommerferien muss es viele verschiedene Wetter geben.

Als Mama heute Nacht von ihrer Arbeit im «Goldenen Schwan» nach Hause kam, legte sie ihre russischen Platten auf. So sehr freute sie sich, dass sie endlich Urlaub hat. Deshalb musste sie nachts um zwei russische Musik hören. Ich bin nicht aufgewacht, denn ich schlaf immer wie ein Stein, wenn ich Sommerferien hab.

Aber Papa, der in der Küche sitzt und mit Cornflakes und der Zeitung raschelt, hat es mir erzählt. Er sieht sehr müde aus. Wahrscheinlich hat Mama alle drei Platten abgespielt. «Es macht nichts, wenn man am letzten Arbeitstag vor dem Urlaub müde ist», sagte er. Dabei hielt er die Zeitung verkehrt herum.

Wenn er nur die Briefe nicht falsch einwirft. Dann drehen die Leute durch, so sehr ärgern sie sich darüber. Papa hat gesagt, sie sind sogar sauer, wenn sie eine Rechnung kriegen, die ein anderer hätte haben sollen. Es muss doch ein gutes Gefühl sein, wenn man Emil Olsson heißt und eine Rechnung kriegt, die für August Svensson bestimmt ist. Dann braucht man sie doch nicht zu bezahlen. Verstehst du, warum die Leute sauer sind? Ich auch nicht.

Mama schläft noch, und das darf sie von mir aus gern. Ich pack jetzt meine Tasche (wenn ich mit dem Schreiben fertig bin). Wir bleiben drei Wochen in Norrland. Ich nehme also am besten zweiundvierzig Strümpfe und einundzwanzig Höschen mit, denn dort gibt’s keine Waschmaschine, hat Papa gesagt. Er findet Norrland jetzt schon sehr anstrengend. Wie wäscht man eigentlich ohne Waschmaschine? Ich hab Papa gefragt.

«Vermutlich in einem kalten Bach», sagte er und gähnte.

Inzwischen habe ich vier Kämme und meine Schachtel mit Buttons eingepackt, vier Bücher und einen grünen Stahldraht. Das hab ich alles in die Innentaschen getan. Die übrige Tasche hat Mama mit meinen Kleidern voll gepackt. Anscheinend besitze ich nur fünf Strümpfe. Aber drei Badeanzüge und einen Bikini. Farbkreide und den Tuschkasten und einen Zeitungsausschnitt will ich auch mitnehmen. Darauf ist eine brennende Scheune in Småland abgebildet. Das Bild hab ich von Linda gekriegt. Aber dich, liebes Tagebuch, und dich, kleine Möwe, pack ich nicht ein. Euch brauch ich noch im Zug, in meinem eigenen kleinen Zugbett.

17. Juni, abends

Rate mal, wo ich jetzt liege. Vielleicht kann man das an der Schrift erkennen. In einem Zugbett! Dies ist das gemütlichste Abteil, und der Zug schaukelt so schön. Ich liege im obersten Bett, Mama in der Mitte und Papa unten. Vielleicht tauschen wir später. Es ist immer so lustig, das Bett im Zug zu tauschen. Obwohl ich ja noch nie mit einem Nachtzug gefahren bin. An der einen Seite hab ich so Dinger zusammengeknipst, die sind dazu da, dass ich nicht aus dem Bett falle. Aber ich kann mich trotzdem hinauslehnen. Dann seh ich Mama in ihrem Bett. Sie liest «Anna Karenina». Das ist ihr Lieblingsbuch, obwohl die Buchstaben darin furchtbar klein sind. Sie hat es so gern, dass sie schon seit mindestens fünf Jahren darin liest. Ich lese mein Lieblingsbuch «Herr Eule» höchstens einmal in der Stunde, aber ich brauche auch nur fünfundzwanzig Minuten.

Alfons hat ein eigenes kleines Bett in einem Netz an der Wand über meinem Bett. Er ist ein bisschen ängstlich, weil der Zug grad so sehr schaukelt. Wahrscheinlich denkt Alfons, der Zug springt aus den Schienen. Aber ich hab ihn getröstet und ihn mit Rosinen gefüttert.

Im Augenblick hör ich den Zug nicht sehr, denn Papa putzt gerade seine Zähne. Das sieht witzig aus von oben. Er tritt auf ein Pedal auf dem Boden, und dann fließt Wasser aus dem Hahn. Jetzt ist er fertig. Jetzt sucht er seinen Schlafanzug. Zuerst sucht er in der karierten Tasche, dann im Rucksack und schließlich im Koffer.

Er seufzt und stöhnt furchtbar dabei.

«Ich kann meinen Schlafanzug nicht finden», sagt er.

«Guck doch mal in deinem Bett nach», sagt Mama und liest weiter in «Anna Karenina».

So was find ich lustig. Jetzt hat er sich hingelegt und das große Licht im Abteil ausgemacht. Jeder hat seine eigene kleine Lampe. Aber jetzt ist er wieder aufgestanden und hat wieder Licht angemacht. Er muss seine Brille suchen, damit er die Zeitung lesen kann. Nachdem er in der karierten Tasche, dem Rucksack und im Koffer gesucht hat, sag ich:

«Guck doch mal in deinem Bett nach!»

«Wieso, ist sie dort?», fragte er ganz glücklich und kroch wieder in sein Bett.

Aber da war sie nicht. So was find ich lustig.

Mimi, Roberta und der König

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