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3.1 Begriff von Theorien und Theorie der Begriffe

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Es ist natürlich unmöglich, beide Literaturkreise in inhaltlicher Hinsicht präzise voneinander abzugrenzen. Gleichwohl gibt es zwischen ihnen markante Unterschiede. Tendenziell pflegt die lateinamerikanische Literatur einen praktischen Umgang mit den von ihr behandelten medienpolitischen Themen. Sie ist agitativer, auf ihre Wirkung in der Medienwelt orientiert und legt weit weniger Wert auf begriffliche Diskussionen als in der europäischen Literatur üblich. Der Grund liegt wohl darin, dass sich die herangezogenen Autoren mit ihren Schriften sich auf eine lebendige Szene der gegenhegemonialen Praktiken stützen und abzielen können und ihre Werke daher zuerst für die Praxis und dann erst für die Universitätsbibliotheken schreiben. In dieser Literatur ist etwa die gelehrige Differenzierung zwischen Öffentlichkeit und Scheinöffentlichkeit oder die Abgrenzung von Öffentlichkeit als Zustand und Öffentlichkeit als Gruppe nicht besonders relevant. Dafür fragt sich diese Literatur aber beständig, wie sich die Öffentlichkeit als Menge der in irgendeiner Form erreichbaren und überzeugbaren Personen erreichen und überzeugen lässt oder wie hinsichtlich der Themensetzungen in den ersehnten Bereichen ein Höchstmaß an Öffentlichkeit (als Zustand) erzielt werden kann – ohne zwischen beiden Begriffen überhaupt zu unterscheiden. Es mutet seltsam an, die Qualität dieser Abhandlungen, die eine enorme soziale Wirkkraft haben, an ihrer begrifflichen Disziplin festmachen zu wollen.

Demgegenüber verfügen wir im europäischen Kontext über Arbeiten, die sich mit hoher sprachlicher Präzision seitenreich der Phänomenologie widmen, ohne die Vorstellungskraft oder Phantasie aufzubringen, wie sich die bestehenden Verhältnisse im Bereich der Themensetzungen dieser Arbeiten tatsächlich praktisch ändern ließen. Diese Arbeiten erreichen daher m.E. auch nur Menschen, die sie am Schreibtisch oder in der Bibliothek lesen, weil sie gerade selbst ähnliche Arbeiten verfassen. Diese Haltung des Scientia enim est solum scientia darf man kritisieren.

Für die Fertigstellung dieser Studie wählte ich einen Mittelweg zwischen lateinamerikanischer und europäischer Schule des wissenschaftlichen Schreibens. Ich verdichtete und kritisierte die europäischen Begrifflichkeiten in wiederkehrender Reflexion und im Kontrast zu der lateinamerikanischen Praxis. Feine begriffliche Differenzierungen nehme ich nur dort vor, wo sie zu einer (praktischen) Erkenntnis führen.

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