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2.1. Die Wahl der Methode

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Während meiner universitäts-wissenschaftlichen Zeit habe ich bereits als Studentin, aber auch als Mitarbeiterin unterschiedlicher Lehrstühle jahrelange Erfahrungen mit unterschiedlichen Forschungsmethoden, sowohl quantitativer als auch qualitativer Forschungsdesigns, gesammelt. Diese Erfahrungen, die aus der Anfertigung kleiner, mittlerer und größerer Untersuchungsarbeiten sowie der Tätigkeit als Dozentin für diverse universitäre Seminare entstammten, ermöglichten mir, bereits im Frühstadium meines Forschungsvorhabens zu den Radiostationen (Exposé) eine genaue Vorstellung zu entwickeln, welche Methode genutzt werden sollte: die Grounded Theory.

Diese Methode ermöglichte es mir, für mein Forschungsdesign das Forschungsfeld der Radios mittels leitfadengestützter Interviews angemessen zu erheben und ganz nach (u.a.) Charmaz (1996) aus Versionen von Realität einen konsistenten Kern herausarbeiten zu können, als eine Version von Realität, d.h. als eine mögliche (wahre) Darstellung von Geschehnissen, denen eine (materielle) Ursächlichkeit zugrunde liegt. Die Entscheidung für eine bestimmte Forschungs- und Auswertungsmethode ist im Sinne von Schirmer (2009) das Ergebnis einer Kompromissfindung seitens der Forschenden. Sogleich erläutern werde ich, warum ich die so genannte Aktionsforschung als Methode weniger tauglich fand und daher auch nicht verwandte.

Das Erscheinen der ersten Publikationen6 zur Grounded Theory von Glaser und Strauss legte Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts einen neuen Grundstein in unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Disziplinen, der zahlreich adaptiert und verbreitet worden ist. (Lampert, C. 2005: 516-517) Relativ neu war dabei zum einen der Ansatz, nicht etwa (bestehende) Theorien anhand eines geschlossenen Datenmaterials aufzustellen oder zu überprüfen, sondern neue Theorien durch zyklische Datenerhebung aufzufinden, wobei die Theorien gleichsam im Datenmaterial »schliefen«.7 Zum anderen förderte m.E. die dem Ansatz inne liegende Logik eines abduktiven Schließens die Realitätsnähe bzw. Praxisnähe der Forschenden, weil sie diese in einen Kreislauf zwang, bei dem sie ihre aus den Hypothesen gefundenen Vorannahmen immer wieder faktisch überprüfen mussten und ihre Hypothesen entlang des Faktischen ggf. neu aufstellen, wenn die Überprüfung der aus ihnen abgeleiteten Vorannahmen zu keiner Bestätigung führte. Im Bereich der Naturwissenschaft entspräche die Grounded Theory gewissermaßen einem Ansatz, der z.B. die theoretische Physik aufforderte, von der Tafel und vom Simulationscomputer einen Schritt zurückzugehen und die Messinstrumente neu aufzubauen. Im Bereich der Sozialwissenschaft ist die Methode ein Ausfluss des Symbolischen Interaktionismus.

Wenn wir uns die Methode Grounded Theory als einen Werkzeugkasten mit verschiedenen Werkzeugen vorstellen (sowie Anleitungen zu deren Gebrauch), so enthielte der Kasten in etwa das Folgende:

 Die Erhebung eigenen Datenmaterials (hier Interviews) zur Interpolation der in ihm auffindbaren Realitätsgehalte zum Zwecke der Theorienbildung im Wege komparativer Analyse und permanenten Vergleichs (dazu sogleich) (Strübing, J. 2004: 13ff.)

 die Möglichkeit und sogar die Pflicht der Forschenden, sich selbst zu verorten8

 die Betrachtung und Thematisierung der äußeren Rahmenbedingen des Forschungsgegenstandes

 Die Heranziehung externer Materialien zur Theoriebildung (und Überprüfung)9

Insbesondere auf die Erfordernisse der komparativen Analyse und die Methode des permanenten Vergleichs möchte ich bereits hier näher eingehen.

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