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3 China: Ansporn oder Bedrohung für die deutsche Wirtschaft? Jörg Wuttke
ОглавлениеEuropa erlebt gegenwärtig seinen Sputnik-Moment. So wie die Sowjetunion in den späten 1950er-Jahren die USA mit dem ersten Satelliten im All überraschte, so erscheint der chinesische «Sputnik» für Europa aktuell in Form von batteriebetriebenen Automobilen und der 5G-Mobilfunktechnologie.
Die USA und China sind in Bereichen wie machine learning und künstlicher Intelligenz eindeutig in Führung, die beiden Mächte kämpfen um die künftige Führungsrolle in der Weltwirtschaft. Europa läuft derweil Gefahr, technologisch dauerhaft in Rückstand zu geraten und wirtschaftlich einen Bedeutungsverlust zu erleiden.
Der frühere Botschafter der USA in Deutschland bedroht das Konsortium für das Gaspipeline Projekt Nord Stream 2, Chinas Botschafter in Berlin denkt in der Huawei-Kontroverse laut über Vergeltungsschläge gegen deutsche Autohersteller nach: Solche Geschehnisse sind keine Ausnahmen mehr, sie beschreiben einen Trend; internationale Konflikte werden zunehmend mit wirtschaftlichen Mitteln ausgetragen.
Dabei geht es teilweise auch um einen Konflikt der Systeme und der Ideologien: China verfügt über ein Gesamtsystem mit staatlichen Banken und Investitionsfonds sowie einer allmächtigen Partei, die alles koordiniert. Uns in Europa fehlen solche Mittel für große strategische Pläne. Unsere liberale Wertvorstellung gibt dafür auch keinen Raum. Aber muss sich Europa entscheiden zwischen China und den USA, um mithalten zu können im Wettlauf um die Zukunft? Muss sich Europa anpassen oder kann es selbstbewusst einen eigenen Weg gehen? In diesem Essay wird es um den Ansatz gehen, wie Europa mit der wachsenden Konkurrenz aus China nicht nur umgehen, sondern auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit steigern kann. Es sollen dabei Risiken und Möglichkeiten gegeneinander abgewogen werden.