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3.2 Was Deutschland und China unterscheidet
ОглавлениеBevor wir beleuchten, wie sich Europa in dieser sich veränderten Welt aufstellen muss, ist ein Blick auf die Unterschiede wirtschaftlicher Natur zwischen Deutschland und China – beziehungsweise zwischen Europa und Asien – sinnvoll. Nicht zuletzt im Umgang mit der Covid-19-Pandemie sind diese Unterschiede deutlich zu Tage getreten, kann doch festgestellt werden, dass praktisch alle Länder in Asien deutlich besser und pragmatischer, überdies mit geringeren wirtschaftlichen Schäden mit der Pandemie fertigwerden als die meisten Staaten Europas – von den USA ganz zu schweigen.
Generell – und das gilt nicht nur für China – ist in Asien sowohl in der Bevölkerung als auch in den Regierungen eine größere Offenheit gegenüber neuen Technologien und dem technologischen Fortschritt festzustellen. Von Indonesien bis Korea ist die «mobile economy» weiter fortgeschritten als im Großteil Europas, sei es in der Durchdringung mit E-Commerce-Angeboten, bargeldlosen Bezahlsystemen oder Big Data-Anwendungen. Was die Bandbreiten in der Übertragungstechnologie betrifft, sind Länder wie Korea und Japan Deutschland um Jahre voraus.
In Asien blickt die Bevölkerung – natürlich generalisiert und vereinfacht ausgedrückt – optimistischer in die Zukunft, zeigt eine höhere unternehmerische Risikobereitschaft und steht auch der Idee des grenzüberschreitenden Handels, die im Westen derzeit von protektionistischen Kräften geschwächt und in Frage gestellt wird, positiv gegenüber.
Spezifisch auf China bezogen schafft ein Binnenmarkt mit 1,4 Milliarden, zunehmend urban lebenden Menschen ein erhebliches Maß an Nachfragepotenzial für Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen. Ein weiterer, deutlich negativer zu bewertender Aspekt Chinas ist die große Macht der staatseigenen Betriebe, die mit enormen versteckten und offenen Subventionen unterstützt werden und so signifikante Vorteile gegenüber ihren Konkurrenten aus dem Ausland ausspielen können. Diese staatseigenen Kolosse drängen seit einigen Jahren vermehrt auf den Weltmarkt, bspw. unter dem Banner der Belt-and-Road-Initiative, und treten in Konkurrenz mit marktwirtschaftlich agierenden, westlichen Unternehmen.