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„Auf der anderen Seite der Verzweiflung oder Rückkehr zu einem christlichen Bewußtsein“

Ursula von Mangoldt Walter-Verlag, Olten, 1979

Auszug.

Ein Wort von Silesius

Vor jedem steht ein Bild des, was er werden soll. Solang' er das nicht ist, ist nicht sein Frieden voll.

Wer mein Nächster ist, sagt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Der Nächste ist der Mensch, der in einer besonderen Situation mich braucht und nach meiner Zuwendung und Hilfe verlangt, nicht weil ich mit ihm verwandt oder vertraut bin, auch nicht, weil ich gleicher Herkunft und Klasse bin, sondern weil ich in einem bestimmten Augenblick da bin und das tue und bewirke, was notwendig ist. Kaum jemand verbindet noch eine Vorstellung mit der Idee der Freundschaft, von der Augustinus schreibt: "Niemand kann in Wahrheit der Freund eines Menschen sein, wenn er nicht zuerst der Freund der Wahrheit selbst ist". Freunde sind wahr zueinander, weil sie Vertrauen haben zum anderen und sich nicht hinter Masken verbergen müssen. Ihre Aufrichtigkeit erlaubt Offenheit und erwartet Verständnis. Wie anders würde das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern oder zwischen Kindern und Eltern sein, wenn es Freundschaft zwischen ihnen gäbe. Sie Muß nicht in Autorität und Unterwerfung ausarten oder eine zu starke Identifizierung bedeuten. Ein Abstand der Achtung vor dem Eigensinn des Freundes bleibt bestehen. Aggressionen oder Rivalitäten werden zwischen Freunden vermieden, und der Zwang des triebhaften Begehrens ist ihnen fremd. Stärker verbindet beide das Streben nach geistigen und die Suche nach gemeinsamen Zielen. Die Freundschaft hat auch in schweren Zeiten Bestand. Sie kann sich in Gefahren und im Angesicht des Todes verstärken. In der Freundschaft liegt nämlich wie in der Liebe Unvergänglichkeit und Bestand im Wechsel des Vergänglichen. Der Mangel an Freundschaften in unserer Zeit verstärkt die innere Leere, die durch die Unbeständigkeit und die Verkümmerung der Gefühle entstanden ist. In der Stadt ist die Kontaktlosigkeit so groß, daß man in einem Hochhaus kaum seine Nachbarn kennt oder grüßt. Selbst in der kirchlichen Gemeinde gibt es wenig Gemeinschaft.

Wer nicht in die Natur geht, keinen Wald, keinen Baum um sich sieht, weil er zu viel arbeitet, im Stresse lebt oder sich nach der Arbeit nicht mehr zu einem Spaziergang aufrafft, erfährt auch keinen Kontakt mit den heilenden Kräften der Natur. Er ist zu müde und erschöpft.

Das gleiche gilt für die Erholung vor schönen Bildern oder durch klassische Musik, einen Mozart oder einen Tartini. Wie erfrischt diese Musik, wie kann sie ablenken von Stresse, Ärger und sonstigen Schwierigkeiten.

Neurosen, Depressionen, Hoffnungslosigkeit belasten den Menschen so sehr, daß er den aktiven Einsatz für eine Veränderung seiner Lebensumstände nicht mehr zu leisten vermag.

Im Versuch, die östliche Weisheit in das Abendland einzuführen, wird die Reinkarnationslehre zu einer gerechteren und begreifbareren Antwort auf das Warum des Leidens. Aber auch, wenn man an Wiedergeburt und Karma glaubt, also an das in einem früheren Leben selbst geschaffene Schicksal, bleibt die Frage, wann der erste Anlaß zum Leiden ausgelöst wurde.

Wer sich die Zeit und Geduld nimmt zu warten, bis er das Vergangene ohne schmerzhafte Gefühle übersieht und die vom Schicksal eingeprägten Wunden an sich beobachtet, wird erfahren, daß sie den Stempel des eigenen Lebens tragen.

Oft kann man rückblickend erkennen, wie schwere Eingriffe des Schicksals den Menschen, trotz der vielen krummen Wege, die er ging und trotz Zorn gegen das, was ihn getroffen hat, auf den richtigen Weg stellten und einem Ziel zuführten, daß er zuvor nicht sah. Freilich, um dies zu erkennen und anzunehmen, Muß man ohne Resignation und Selbstmitleid ja zu seinem Schicksal sagen.

Dies ist schwer zu vollziehen\; während der Schicksalsangriffe besitzt man selten die Freiheit der Offenheit, den Sinn des Geschehens zu suchen. Trotzdem gibt es immer wieder Möglichkeiten, die Belastungen des Schicksals zu bewältigen und auf Lösungen zu warten. Denn alles Leben trägt Hoffnung in sich Ebenso gibt es Orte, die Gutes oder Böses auslösen. Orte, über denen ein Fluch liegt oder an denen Unmenschlichkeiten geschahen, bleiben schicksalsträchtig. Dagegen strahlen andere Orte heilsame Schwingungen aus. So wurden häufig an Stellen, an denen heidnische Tempel standen, aufgrund von Visionen christliche Kirchen errichtet.

Man sollte Menschen oder Orte meiden, die mit Schicksal gesättigt negative Ausstrahlungen haben, wenn man nicht genügend Kraft hat, sie zu ertragen oder durch eine positive seelische Einstellung zu neutralisieren.

Viele Menschen werden von Unfallorten angezogen oder sehen gerne Kriminalfilme. Es scheint, daß reine Sensationslust sie trieb. In Wirklichkeit sind gerade Unfallorte von Ängsten umgeben, die dem Menschen nicht gut tun. Eher sollte man an solchen Orten beten.

Einige interessante Literaturstellen, zum Beispiel die Utopia von Thomas Morus, die "Neu-Atlantis" von Francis Bacon, und "Christianopolis" von Johann Valentin Andreä.

Alle diese Verfasser lebten im 16. oder 17. Jahrhundert. Ihre Werke kreisen um den Menschen, der sowohl an Notwendigkeit und Ordnungen gebunden war, die sich seiner Freiheit und seines Wissens bewußt wurde.

Thomas Morus

1748 in England geboren, war als Lordkanzler in den Dienst Heinrich VIII getreten. Nachdem er aus christlicher Überzeugung den Hoheitsanspruch des Königs über die Kirche unmittelbar unter Gott nicht unterstützte, wurde er 1535 hingerichtet.

Francis Bacon

1561 geboren, stammte aus einem alten englischen Adelsgeschlecht. Er studierte Jura, trat in die Staatslaufbahn ein und stieg zum Lordkanzler auf. Durch Verleumdungen, aber auch rechtmäßige Anklagen gezwungen, mußte er abdanken, noch bevor er seine politischen und sozialen Reformen durchsetzen konnte. Nach dem Verlust seiner Stellung am Königshof schrieb er Bücher über die Erfahrungen und Erkenntnisse. Zu ihnen gehörte das Novum Organum scientarum, in dem Empirik und Experimente an die Stelle der aristotelischen Logik treten.

Valentin Andreä.

In seinem Buch" Christianopolis" folgendes: Die Stadt Christi stellt zwar keine vollkommene Staatsform und Lebenshaltung dar, aber die Menschen in ihr sind Träger von Gedanken und Gesinnungen, die in die Zukunft hinein projiziert werden und chiliastische Züge tragen. Johann Valentin Andreä, 1586 geboren, war der Enkel von Jakob Andreä, dem Mitverfasser der Concordien-Formel des Einheitsbekenntnisses der lutherischen Kirche. Nach dem Studium der Theologie wurde er Diakon in Vaihingen, Pfarrer in Calw und später Hofprediger in Stuttgart. Seine letzten Jahre war er Abt von Bebenhausen.

Jean Gebser

Der Kulturphilosoph Jean Gebser hat die Veränderung unserer Zeit als ein Durchsichtig werden des Menschen zur Transzendenz hin gedeutet. In seinem umfangreichen Werk "Ursprung und Gegenwart" berichtet er vom Übergang des Menschen zu einer neuen Bewußtseins Stufe, die er die "Integrale" nennt. An Beispielen aus der Geschichte und Evolutionslehre nennt er die vergangenen Entwicklungsstufen, die unser Bewußtsein bisher durchschritten hat, archaisch, magisch, mystisch und mental. Die kommende integrale Bewußtseinslage übersteigt nach Gebsers Meinung den rationalen Begriff von Raum und Zeit und überwindet durch eine Gesamtschau der Wirklichkeit die polaren Gegensätze. In einer solchen Vorstellung zeigen sich Gedanken von

Joachim von Fiore.

In der Ankunft des Geistreiches erkennt er die Durchdringung von Geist und Materie in der Transzendenz des Vordergründigen auf den Hintergrund hin. Einen solchen geistigen Aspekt des westlichen Geschehens hatte auch Plato in seiner Lehre des großen Weltjahres gezeigt. Er sah es als einen Zyklus von 25 tausend Jahren an, die er in zwölf Weltmonate einteilte. Jeder Monat ist Zeichen einer bestimmten Lebens- und Bewußtseins Struktur des Menschen.

Die Tendenz des Kommenden wird vor allem von uranischen Aspekten bestimmt. In psychologischer Entsprechung heißt dies von nicht voraussehbaren plötzlichen Ereignissen, deren Grundtendenz das Zerstören gegebener Formen und Ordnungen ist. Dies geschieht durch Weltrevolutionen oder innere Wandlungen. Der Mensch drängt danach, sich von Bindungen und Ordnungen zu lösen, doch dies wird ihm auf die Dauer nicht gelingen, weil die Naturordnung nicht vom Menschen, sondern von Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde, festgelegt ist.

Der Mensch, der sich nicht in seinen Tiefen findet, kann eine Zeitlang sich an der Oberfläche voller Sorglosigkeit hin- und her bewegen im Gefühl, er könne irgendwie und irgendwo leben, ohne Verpflichtungen einzugehen und Bindungen auf sich zu nehmen. Das bedeutet in der Sprache der jungen Generation, keinen Beruf zu haben, in Wohngemeinschaften leben, vielfältige Zerstreuungen suchen, mit einem Partner zusammen sein, der auswechselbar ist, und sich durch verschiedenste Reize anregen lassen. Solche Menschen musizieren, malen und haben oft neue Ideen, werden aber bei den geringsten Schwierigkeiten aufgeben, weil ihnen Durchsetzungskraft und Dauerhaftigkeit fehlen. Sie fühlen sich auch nicht der Realität gewachsen und vermeiden die Konfrontation mit Schwierigkeiten und Problemen des Lebens.

Die Wandlung, die Zeichen des Wassermann-Zeitalters ist, das Wechselhafte, Impulsive und Explosive, kann trotz der Gefahr von Umsturz und Zerstörung eine positive Seite haben. Dies ist die schöpferische Intuition, sie ist eine höhere Stufe des Instinktes, ein plötzliches unmittelbares Erkenne ohne vorheriges Denken und Planen, ein spontaner Zugang zum Ganzheitlichen und ein Erfassen nicht rational erklärbarer Wahrheit.

Einstein hat nach eigener Aussage seine Relativitätstheorie "geträumt" und dann erst die Formel für das von ihm Erschaute errechnet. Dies ist Intuition.

Auch von Goethe wissen wir, daß er all seine Dichtungen aus einer Intuition aus dichtete. Doch auch der Durchschnittsmensch des Wassermann-Zeitalters wird über Intuitionen verfügen, mit denen er umgeben, die er gestalten kann und die selbst das alltägliche Leben mit neuen Erfahrungen erfüllen.

Der intuitive Mensch wagt den Sprung aus festgelegten Ansichten und wissenschaftlich begründeten Denkkategorien heraus und erfaßt von einer ganzheitlichen Sicht aus, die auf innerer Gewißheit beruht, was richtig oder falsch ist. Veränderungen, Umwälzungen oder neue Einsichten sind die positiven Entsprechungen der uranischen Kräfte.

Nur ein verantwortungsvoller Mensch, und dies ist die Symbolik des Saturns, der Unterscheidungen und Entscheidungen zu treffen vermag, wird innere Askese üben und nicht zu erkennen und zu enthüllen suchen, was noch im Verborgenen und im Geheimen ist. Er wird sich auch scheuen, biologische Veränderungen im Lebendigen vorzunehmen, die das Menschliche zerstören.

Im symbolischen Zeichen des Wassermanns liegen zwei Wellenlinien parallel übereinander. Sie berühren sich nicht und gehen nicht ineinander über. Dies bringt im Bild eine fast tragische Zwiespältigkeit zum Ausdruck. Wenn es keine Verbindung zwischen den beiden Wesenszügen gibt, dem explosiven unmittelbaren Wunsch nach Umwälzung und neuen Einsichten und dem beharrenden, in die Tiefe führenden und konzentrierenden oder einengenden Bestreben, Überliefertes und Vergangenes zu bewahren, dann kann dies zu Spannungen führen, die fast unüberwindbar sind.

Geschieht dies nicht, dann werden Konflikte entstehen, die schwer zu lösen sind, oder es werden sich die psychiatrischen Kliniken mit Menschen füllen, die solche Abspaltungen oder Zwiespältigkeiten nicht ertragen. Gemeint sind nicht, wie das Wort Geisteskrankheit vermuten läßt, geistige Schäden, da der Geist niemals Krankheiten unterworfen sein kann. Nur die leibseelischen Organe, in denen er Ausdruck findet, können unfähig zu Reaktionen oder erkrankt sein, so daß die Durchsichtigkeit des Menschen auf das Geistige hin verstellt oder das Wirken des Geistes nicht aufgenommen wird.

Der Wassermann wird dem Evangelisten Matthäus zu geordnet. Mythos wie Symbol drücken eine Bewegung von oben nach unten aus, die vielleicht in der kommenden Zeit vom Menschen verwirklicht wird.

Auch die östlichen Religionen des Buddhismus ziehen im Westen ein. So kam Lama Trungpa Rinpoche, einer der größten Meister Tibets, nach Schottland, und gründete dort ein Zentrum, ebenso ein wenig später in Colorado, wo das Naropa-Institut eingerichtet wurde, an dem zahlreiche Europäer den tibetanischen Buddhismus studieren. Diese buddhistischen Formen gebrauchen als Meditationsübung die Schulung des Atems, physische Stellung und die seelische Reinigung der Nervenzentren, um die große Befreiung, die Auflösung im absoluten Sein, zu erlangen.

Auf dem Weg dieser Schulungen werden auch übernatürliche Kräfte geweckt, die die Vergrößerung oder Verkleinerung der Gestalt, das unverletzte Durchschreiten von Feuer oder die gedankenschnelle Fortbewegung des Körpers ermöglichen. Es gehört hierzu auch das Erzeugen von innerer Wärme oder die Möglichkeit, sich über die Erde zu erheben. Solche andere para-psychologischen Fähigkeiten oder okkulte Phänomene aber sind nicht Zeichen einer höheren Spiritualität und dürfen nicht zum Selbstzweck verwendet werden, damit sie nicht Hindernisse werden für das Fortschreiten zum Ziel der All-Einheit.

Es ist die Tragik des Menschen, daß seine Sehnsucht nach Entgrenzung nicht erfüllt und der Durst nach dem ewig Bleibenden nicht gestillt wird. Auch die mystische Erfahrung ist kein bleibender Zustand.

Vielleicht erfährt der Mensch im Schauen den Übergang vom Tod zum Leben, von der Vergänglichkeit zur Verklärung, die den Leib in das Transzendente emporführt.

Wer noch der Welt des Todes und der Angst verfallen ist, wendet sich vor dem unerträglichen Glanz des Ewigen ab, wie die zu Boden gestürzten Kriegsknechte, wenn wir die Darstellung Grünewalds in der Gestalt Christi in seinen Altarbildern betrachten.

Die Sutren des Patanjali, die etwa aus dem 2. Jahrhundert v.Chr. stammen, doch auf noch ältere Quellen zurückgehen, bilden das Fundament für die späteren Lehren und Methoden des Yoga. In ihnen wird ein Weg der Erkenntnis und Schulung aufgezeigt, der das Bewußtsein steigert und die Gegensätze in der Welt und im Menschen durch einen schöpferischen Akt im Alleinsein auflöst. Wie der Tropfen im Meer versinkt - ein häufig gebrauchtes Bild - versinkt das Persönliche des einzelnen Menschen im Absoluten, in dem es keine gesonderte Individualität mehr gibt.

Der Schüler des Yoga wird in den Sutren des Patanjali auf einem achtfachen Weg zum Ziel geführt, in dem die Wesensidentität mit dem Geist erfahren wird. Geist in diesem Sinn bedeutet eine kosmische Substanz, die auch die seelischen Kräfte des Menschen miteinschließt. Durch körperliche Zucht und Schulung der Gedanken, durch Atemübungen und Überwindung leidvoller Spannungen, durch unterscheidende Erkenntnis, Konzentration und Meditation wird das Ziel des Yoga, die Befreiung von irdischen Bindungen, erreicht.

Selbsterkenntnis

Sie ist wie ein endloser Fluß in dem Maße, wie man sie erforscht, in sie eindringt, findet man Frieden. Nur wenn der Sinn ruhig ist - in Selbsterkenntnis, nicht aber durch auferlegte Selbstdisziplin - nur dann, in solcher Ruhe, solchem Schweigen, kann Wirklichkeit ins Dasein treten, kann Segen kommen, kann schöpferisches Handeln entstehen. Dann tritt das Schöpferische selbst ins Dasein.

Rudolf Steiner

Aller Erziehung liegt nach Steiners Einsicht das Wissen um die Freiheit und ihre Erfahrung zugrunde. Sie sollte so geleitet sein, daß sich das Kind selber erkennen lernt und Einsicht gewinnt in das, was es ist, nicht, was es sein sollte. Dies ist wichtiger als alle theoretische Erkenntnis. Rechte Erziehung soll dem Menschen dazu verhelfen, daß er den vollständigen Vorgang des Lebens erfaßt. Es geht also nicht um ein Sollen, sondern um ein Sein. "Die höchste Aufgabe der Erziehung besteht darin, ein einheitliches Individuum hervorzubringen, das dem Leben als Ganzem gewachsen ist."

Die Seele

Nach Gopi Krishnas Darstellung wird Prana (Seele) zur Nahrung des sich entwickelnden menschlichen Bewußtseins. Es ist die allgegenwärtige Energie der höchsten kosmischen Intelligenz. Prana baut das Lebendige sinnvoll auf nach einem uns verborgenen, aber dem ahnenden Blick sich teilweise enthüllenden Plan. Doch nur Menschen, die mit einem unersättlichen Verlangen nach Gottesschau oder nach dem Zugang zu höherem Bewußtsein suchen, werden die Begrenzungen des menschlichen Bewußtseins überschreiten.

Wird der innere Drang nach Beherrschung kosmischer Kräfte und nach dem Aufstieg zu höheren Bewußtseins Stufen zum Verlangen nach Macht und Durchbrechen raumzeitlicher Ordnungen, dann führt der Einfluß von Kundalini zu Chaos und Zerstörung. (Kundalini = kosmische Kraft in mythischer Symbolik = Seele).

Zu den unvergänglichen Werten in der Welt gehören Schönheit, Kreativität, Ordnung, Moral, Würde, Hoffnung, Vertrauen und vor allem Liebe. Diese Qualitäten sind Teilaspekte eines ganzheitlichen Seins.

Gott gebe uns die Gelassenheit

das hinzunehmen was man nicht ändern kann

und die Kraft das zu ändern was zu ändern ist

und die Weisheit, zwischen beiden zu

unterscheiden

Der Wunsch nach Einheit zweier sich liebender und in der Liebe ergänzender Seelenhälften ist keine Illusion oder Utopie, sondern Erwartung und Hoffnung auf ein Jenseitiges hin, daß die leibliche Erscheinung transzendiert. Doch die Verkörperung des Männlichen und Weiblichen in leiblicher Gestalt, die einen Unterschied beider Aspekte des ganzheitlichen Menschen bedeutet, darf nicht übersehen werden. Sonst wäre die Frage berechtigt, warum es überhaupt Mann und Frau gibt, oder ob sich dieser Unterschied tatsächlich nur im Geschlechtlichen ausdrücke.

Der Buddhist kennt keine Selbstfindung und keine Entfaltung der seelisch-geistigen Kräfte, häufig mit Selbstverwirklichung bezeichnet. Dieses Wort ist doppeldeutig. Versteht man darunter die Verwirklichung des Ich und seiner Wünsche und Vorstellungen, dann ist es nichts anderes als eine Festigung des Ichgehäuses. Selbstfindung dagegen ist die Erfahrung meines Selbst in der Hinwendung zum Du und das Streben nach Werten und Zielen, die über das Ichhafte hinausführen.

Gelassenheit mit sich selbst und im Umgang mit Menschen und Umwelt ist keine passive Gleichgültigkeit, sondern eine bewußte Haltung gegenüber den Dingen und Geschehnissen. Man identifiziert sich nicht mit ihnen, und es besteht ein Abstand, in dem manches unwichtig wird. Die reinste Frucht der Gelassenheit ist die Heiterkeit. Sie entfaltet sich, wenn der Mensch in einer inneren unzerstörbaren Mitte ruht. Von ihr aus bekommt die Welt ein anderes Gesicht, Sorgen wie Probleme werden in einen anderen Zusammenhang gestellt. An der Peripherie des Lebens treiben Dinge und Ereignisse sinnlos umher, nur im Mittelpunkt ist der unbewegliche Ort der Ruhe.

Nicht im Nachgeben oder Anpassen, sondern in einer Souveränität, die über Aggressionen und Widersprüchen steht, strahlt der Gelassene eine Heiterkeit aus, die das Vergängliche nicht zu ernst nimmt, sondern den Sinn des Lebens auch im Negativen erkennt. Gelassenheit bedeutet sich lassen, sich preisgeben und an nichts klammern oder Fließendes zurückhalten und eindämmen. Im dynamischen Rhythmus des Lebens wird der gelassene Mensch auch im Tun entspannt, zwanglos bleiben. In seiner Nähe ordnen sich die Dinge wie von selbst, die Umwelt wird seine Ausstrahlung empfangen.

Lehren der Einweihung

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